Stolperstein-Verlegung unter Polizeischutz
Bei der Verlegung von fünf neuen Stolpersteinen hat es am Donnerstag größere Polizeipräsenz als sonst gegeben, aber auch mehr Teilnehmer. Mehrere hundert Schülerinnen und Schüler setzten ein Zeichen gegen Antisemitismus.
Dass die Verlegung von Stolpersteinen von Polizisten begleitet wird, das hat es in Bad Segeberg (Kreis Segeberg) bislang nicht gegeben. Die aktuelle Sicherheitslage in Deutschland hat das geändert. Am Donnerstagvormittag wurden fünf neue Stolpersteine verlegt - und das mit Polizeischutz. Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel hatte sich Veranstalter Axel Winkler mit der jüdischen Gemeinde, der Polizei und Bad Segebergs Bürgermeister Toni Köppen beraten. "Wir haben natürlich den 7. Oktober auch hier im kleinen Segeberg ernst genommen", so Winkler, der seit Jahren die Verlegung der Stolpersteine in Bad Segeberg organisiert.
Keine akute Gefährdungslage in Schleswig-Holstein
Die Polizei entschied sich dann als Vorsichtsmaßnahme für mehr Präsenz. "Natürlich trägt eine weltpolitische Lage dazu bei, dass wir ein Einsatzaufkommen anders bewerten", so Polizeisprecher Michael Bergmann. Auch der 85. Jahrestag der Reichspogromnacht habe eine Rolle gespielt. Eine konkrete Gefahr besteht laut Bergmann in Schleswig-Holstein derzeit nicht. Im Gegensatz zu den letzten Jahren waren Mitglieder der jüdischen Gemeinde dennoch nicht bei der Veranstaltung dabei.
Und auch einige Eltern waren wegen der verstärkten Polizeipräsenz besorgt. Eine Grundschule, die eigentlich an der Verlegung eines Steins aktiv beteiligt sein sollte, sagte laut Winkler ab. Gleichzeitig habe es viel Zuspruch der Stadt gegeben. "Ich bin sogar sehr froh, dass wir den Effekt haben, dass sich so viele wie noch nie angemeldet haben." Mehrere hundert Schülerinnen und Schüler verschiedener Schulen begleiteten die Verlegungen. "Das ist schon bemerkenswert. Das heißt: Segeberg bekennt Farbe, zeigt Gesicht und das ist heute das absolut Ermutigende. Dass ich hier von 100, 150 jungen Menschen umringt bin."
Keine Angst, sondern der Wunsch, ein Zeichen zu setzen
Die Stolpersteine, die an Opfer des Nationalsozialismus erinnern, sieht Bürgermeister Toni Köppen als wichtigen Teil der Erinnerungskultur im öffentlichen Raum. Es sei erschreckend, dass der Antisemitismus wieder erstarke. "Schlimmer noch, dass wir Veranstaltungen wie diese durch die Polizei begleiten lassen müssen", so Köppen in einem Redebeitrag. "Das zeigt mir, dass es wichtig ist, auch heute aufzustehen in unserer Stadt und zu sagen, dass wir so etwas nie wieder zulassen werden." Auch der 14-jährige Lotte Noack, die selbst eine Rede hielt, war es wichtig, ein Zeichen zu setzen: "Es gibt ja auch diesen Spruch: Nie wieder ist jetzt. Und es darf sich nicht wiederholen."
40 Stolpersteine gab es bislang in Bad Segeberg. Seit diesem Donnerstag wird auch an Helene Dürkop, Selma Claren, Charlotte Gurwitsch, Martin Baruch und Rosa Behrendt erinnert.