Steigende Tierarztkosten werden für Halter in SH zum Problem

Stand: 10.02.2025 14:57 Uhr

Wenn Hund oder Katze krank werden, bekommen manche Halter ein Riesenproblem: Sie können sich die Behandlung beim Tierarzt nicht mehr leisten. Hilfe kommt dann in einigen Fällen von der Tiertafel.

von Moritz Ohlsen

Gerade Tierhalter mit niedrigem Einkommen haben mittlerweile Schwierigkeiten, ihre kranken Tiere behandeln zu lassen. Denn: Seit November 2022 gilt eine neue Gebührenordnung für Tierärztinnen und Tierärzte. Eine einfache Untersuchung einer Katze kostet jetzt 23,62 Euro (früher 8,98 Euro). Für eine Zahn-OP bei Hunden muss ein Besitzer schon mal bis zu 1.200 Euro bezahlen. Nach Angaben der Bundestierärztekammer sind die Kosten für Behandlungen von Tieren im Vergleich von vor zwei Jahren um fast ein Drittel gestiegen.

Höhere Gebühren aus Sicht der Tierärzte angemessen

Einem Husky wird in einer Tierklinik Blut abgenommen. © picture alliance / dpa | Stephanie Pilick Foto: Stephanie Pilick
Durch die neue Gebührenordnung sind die Preise für Tierbehandlungen stark gestiegen. Bei komplizierten Fällen kann die Behandlung für Hunde oder Katzen auch schnell mehrere Tausend Euro kosten.

In der Tierarztpraxis von Dr. Bine Stadie in Altenholz bei Kiel haben sie nach eigenen Angaben täglich Diskussionen mit Haltern: Sie müssten immer wieder erklären, wieso die Kosten in ihrer Praxis gestiegen sind, sagt die Tierärztin. Neben den höheren Grundpreisen kann es bei einer Notfallbehandlung nachts oder am Wochenende sogar noch teurer werden. Dann dürfen Tierärzte sogar den zwei- oder dreifachen Satz berechnen. Bine Stadie hat Verständnis für die Sorgen der Halter, hält aber auch die neue Gebührenordnung für richtig.

"Die letzte Gebührenordnung stammt aus dem Jahr 1999, also noch aus D-Mark Zeiten. In den Praxen hat es in den vergangenen Jahren massive Kostensteigerungen durch Gehaltserhöhungen sowie höhere Kosten für Energie, Arzneimittel und Praxisbedarf gegeben." Tierärztin Bine Stadie aus Altenholz

"Tierhalter bei der Anschaffung zu naiv"

Die Tierärztin sieht den Ursprung des Problems vor allem in der Corona-Zeit. Gerade da seien zu oft und zu schnell Tiere angeschafft worden. Dass Tiere auch mal krank oder schlicht alt werden können, darüber machen sich, so Stadie, zu wenig Menschen Gedanken. Gerade bei einer chronischen Erkrankung oder einem Unfall kann die Behandlung für Hunde oder Katzen auch schnell mehrere Tausend Euro kosten.

"Viele sind naiv. Die überlegen sich vielleicht noch was das Futter kostet. Aber sie rechnen sich nicht aus, was sie monatlich für mögliche Tierarztkosten zur Seite legen müssten". Tierärztin Bine Stadie aus Altenholz

Behandlung von Haustieren ist Pflicht

Laut Gesetz dürfen Tierhalter ihrem Haustier eine notwendige medizinische Behandlung nicht verweigern, bloß weil sie es sich nicht leisten können. Wer dadurch einem Tier Schmerzen oder Schäden zufügt, der verstößt sogar gegen das Tierschutzgesetz. Bine Stadie rät jedem Halter zu einer Tierversicherung.

In einigen Fällen können die Tiertafeln bei den Kosten helfen. Iris Westhowe von der Tiertafel Kiel unterstützt trotzdem die Forderung nach einer Versicherung, rät aber auch: "Wenn man keine Versicherung hat, sollte man mindestens 20 Euro pro Monat für eine Katze und 50 Euro pro Monat für einen mittelgroßen Hund zurücklegen."

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Tiertafeln bekommen so viele Anfragen wie noch nie

Denn die Tiertafeln in Schleswig-Holstein bekommen mittlerweile so viele Anfragen wie noch nie. Bei der Tiertafel Kiel zum Beispiel wird ein Großteil der Spendengelder mittlerweile für Tierarztbehandlungen und Medikamente ausgegeben und nicht mehr für Futterspenden. Vor der Gebührenerhöhung 2022 halfen sie mit knapp 16.000 Euro, im vergangenen Jahr waren es bereits über 27.000 Euro.

Seit der Gebührenerhöhung sind die Anfragen mehr als doppelt so hoch, sagt Iris Westhowe, 1. Vorsitzende der Tiertafel Kiel. Ein Satz den sie immer wieder hören würden sei: "Früher habe ich das noch irgendwie geschafft, aber heute geht das einfach nicht mehr." Die Tiertafel in Kiel hilft übrigens nicht jedem: Menschen, die sich ein Tier angeschafft haben, während sie schon bedürftig waren, bekommen keine Unterstützung.

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Schleswig-Holstein Magazin | 08.02.2025 | 19:30 Uhr

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