Staatssekretär Carstens: Universität erkennt Doktortitel ab

Stand: 26.10.2023 18:19 Uhr

Die Universität Innsbruck hat den Doktortitel von Schleswig-Holsteins Justizstaatsekretär Otto Carstens (CDU) aberkannt. Das hat die Uni NDR Schleswig-Holstein am Donnerstag bestätigt. Carstens will Beschwerde einlegen.

Die Entscheidung ist laut Uni bereits Mitte September gefallen. Formal heißt es: "Mit Entscheidung vom 16.09.2023 wurde die Beurteilung der Dissertation von Markus Otto Carstens [....] für nichtig erklärt und der 2010 verliehene Titel "Doktor der Rechtswissenschaften" gemäß § 89 UG aberkannt." Die Entscheidung ist nach Angaben der Uni Innsbruck noch nicht rechtskräftig - Carstens (CDU) steht der Gang zur Verwaltungsgerichtsbarkeit offen.

Gegenüber NDR Schleswig-Holstein bestätigte Carstens am Donnerstagnachmittag, von der Universität über die Entziehung des Doktorgrades informiert worden zu sein - wenn auch erst vor wenigen Tagen, am 20. Oktober.

Uni: Wichtige Kennzeichnungen fehlten in der Dissertation

Vor etwa einem Jahr waren bereits Vorwürfe bekannt geworden, dass Carstens einzelne Textstellen unzulänglich zitiert haben soll. Das sei aber nicht der Grund für die jetzige Entscheidung gewesen, schreibt die Uni Innsbruck. Sie hatte ein externes Gutachten beauftragt, das nun festgestellt hat, dass in der Dissertation die Masterarbeit von Carstens enthalten ist, die er 2007 in Hamburg abgegeben hatte. Der Staatssekretär soll genau das nicht gekennzeichnet haben. Dadurch seien die Studienleistungen, die in Innsbruck an der Universität erbracht wurden, geschmälert, so die Uni.

Der luxemburgische Wissenschaftsjournalist Jochen Zenthöfer war es, der im vergangen Jahr die Plagiatsvorwürfe gegen Carstens erhoben hatte. Er begrüßt die Entscheidung der Universität Innsbruck - kritisiert jedoch, dass Carstens' Arbeit lediglich auf Selbstplagiate überprüft wurde. Zenthöfer seien damals auf Anhieb auch Fremdplagiate aufgefallen.

Carstens hält Entscheidung für rechtswidrig

Die Entscheidung der Uni Innsbruck sei, so Carstens, "einzig mit einem Selbstplagiat meiner Masterarbeit" begründet worden. Er halte die Entscheidung für rechtswidrig und plane, gegen den Bescheid Beschwerde einzulegen. "Bis zu einer endgültigen Entscheidung werde ich meinen Doktortitel nicht aktiv führen", so der Staatssekretär.

Günther: Carstens leistet gute Arbeit

"Die Summe der Verfehlungen des Staatssekretärs Doktor Carstens sind krass", sagt Marc Timmer von der SPD-Fraktion in Anspielung auf die bereits im vergangenen Jahr laut gewordenen Vorwürfe gegen den Staatssekretär. Damals hatte sich Carstens vor dem Innen- und Rechtsausschuss wegen der Mitgliedschaft in zwei schlagenden Studentenverbindungen verantworten müssen. Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hatte sich damals hinter seinen Parteikollegen gestellt und sich von den Vorwürfen gegen Carstens unbeeindruckt gezeigt.

"Ob die Landesregierung an ihm festhalten kann?", fragt Marc Timmer nun: "Das ist eine Frage, die Daniel Günther beantworten muss."

Daniel Günther (CDU) antwortete auf Nachfrage von NDR Schleswig-Holstein: "Carstens leistet sehr gute Arbeit - das ist für mich relevant, deshalb erübrigen sich solche Fragen."

FDP: Landesregierung belästigt mit personellen Problemen

"Diese Meldung überrascht uns leider nicht und wirft erneut ein schlechtes Licht auf die schwarz-grüne Landesregierung. CDU und Grüne hätten derzeit wirklich Besseres zu tun, als das Land mit ihren personellen Problemen zu belästigen", reagiert Christopher Vogt, Vorsitzender der FDP-Landtagsfraktion auf den Vorgang. Es sei skandalös, wie intransparent die Landesregierung gegenüber dem Parlament und der Öffentlichkeit agiere. Vogt sei gespannt, wie der Ministerpräsident und seine Justizministerin jetzt reagieren werden.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 26.10.2023 | 14:00 Uhr

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