Seltener Waldrapp hat sich nach SH verirrt
Normalerweise überwintert die gefährdete Vogelart nach der Brut in Südeuropa oder Nordafrika. Doch eine kleine Gruppe seltener Waldrappe hat sich - auf unbestimmte Zeit - bei Niebüll niedergelassen.
Langer Schnabel, nackter Kopf und schütteres Gefieder: der Waldrapp. Er gilt als einer der seltensten Vögel der Welt. Eine Gruppe ist nun in Schleswig-Holstein gesichtet worden und sorgt damit für Aufsehen. Denn eigentlich sollte der lange Zeit vom Aussterben bedrohte Vogel in Richtung Süden unterwegs sein. 18 Vögel sind nach Angaben des Naturschutzbundes (NABU) in Österreich gestartet, aber Richtung Norden, teilweise sogar bis nach Schweden, geflogen. Zuerst hatte der SHZ darüber berichtet. Der Grund für den Kurswechsel liegt nach Angaben von Thomas Behrends vom NABU Schleswig-Holstein an fehlenden "Unterrichtsstunden".
Die Vögel haben keinen angeborenen Flugplan und müssen den Weg in den Süden nämlich erst von den Altvögeln lernen. Per Hand aufgezogene Tiere werden für ihre Flugstunden nach Angaben des NABU von ihren Ziehmüttern per Leichtflugzeug begleitet. Wenn sie das also nicht gelernt haben, dann verfliegen sie sich auch schon einmal in den Norden.
Gelungene Wiederansiedlung
Der Waldrapp zählt zur Familie der Ibisse. Über 300 Jahre lang galt der seltene Vogel laut Behrends als ausgestorben. Global gibt es nur noch wenige freilebende Vögel, beispielsweise in Marokko, erklärt Behrends. Dank mehrerer Wiederansiedlungsprojekte konnten nun wieder rund 200 Exemplare im Alpenbereich gesichtet werden.
Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass die Ausreißergruppe in Nordfriesland genügend Nahrung findet, fit bleibt und ihren Weg Richtung Süden wiederfindet. Und vielleicht, so hofft Beherends, lernen die Vögel dazu und finden im kommenden Jahr gleich den richtigen Weg.