Schaustellermangel: Rummel bald nur noch in Großstädten?
Laut Schaustellerverband Schleswig-Holstein ist es nicht mehr möglich, alle Jahrmärkte zu betreiben, wenn es mehrere Veranstaltungen zeitgleich gibt. Zu spüren bekommt das gerade die Stadt Pinneberg - die in diesem Jahr auf den Jahrmarkt verzichten muss.
Die Stadt Pinneberg musste ihren traditionellen Herbstmarkt absagen, da nicht genügend Schausteller gefunden wurden. Seit Anfang der 70er Jahre gibt es den Jahrmarkt in Pinneberg. Immer im Frühjahr und immer im Herbst, so die Tradition. Auch für das erste Oktoberwochenende plante die Stadt einen Rummel mit Karussells, Autoscooter und Co. Doch der Marktplatz bleibt in diesem Jahr leer.
Zu wenige Schausteller
Dabei bietet der Marktplatz genügend Raum. Vier große Fahrgeschäfte könnten auf ihm stehen. Eins von ihnen und einen Autoscooter hätte sich die Stadt gewünscht, um einen attraktiven Herbstmarkt zu veranstalten, sagt die Pressesprecherin der Stadt Pinneberg, Birgit Schmidt-Harder. Doch gefunden wurde keiner. "Wir haben schon vor Corona gemerkt, dass der Markt etwas an Attraktivität verloren hat", heißt es von der Stadt. Das betreffe nicht nur Pinneberg, sondern auch die umliegenden Kommunen. Doch nun habe sich das Problem verschärft, die Schausteller entscheiden sich immer mehr für die größeren, lukrativeren Märkte wie beispielsweise den Hamburger Dom, erklärt die Sprecherin der Stadt.
Saisonkräfte sind kaum noch zu bekommen
Etwa 250 Schausteller-Unternehmen gibt es in Schleswig-Holstein, fast alle suchen Personal. Feste Mitarbeiter und Saisonkräfte sind kaum noch zu bekommen, erklärt der Präsident des Schleswig-Holsteinischen Schaustellerverbandes Marco Lange. Dabei sei die Bezahlung gut, über dem Mindestlohn. Die unattraktiven Arbeitszeiten an Wochenenden oder Sonn- und Feiertagen waren schon immer ein Problem. Durch Corona habe sich das noch sehr verschärft. Viele Arbeitskräfte nahmen während des Stillstandes neue Jobs an und auch die Zahl der ausländischen Saisonkräfte nimmt seit Jahren ab.
Nicht jeder Rummel geht mehr
Konnte man früher zwei, drei Jahrmärkte gleichzeitig betreiben, sei das aufgrund des Arbeitskräfte-Mangels heute nicht mehr machbar, so Marco Lange. Entschieden werde sich immer für die wirtschaftlich bessere und lukrativere Veranstaltung. Allein der Auf- und Abbau sei immer wieder ein Problem.
Michael Dieter Fehlauer betreibt einen Break-Dancer (Fahrgeschäft). Zum Auf- und Abbau braucht er vier Mitarbeiter, er habe allerdings nur zwei, erzählt er. Zu dem Zeitpunkt, wo Pinneberg gerne einen Rummel hätte, finden zeitgleich der Herbstmarkt in Kiel und der Kramer-Markt im niedersächsischen Oldenburg statt. Beides große Veranstaltungen über zehn Tage, da falle die kleinere Veranstaltung in Pinneberg über vier Tage leider raus, so Lange.
Pinneberg möchte Tradition beibehalten
Gerade für Familien sei der Jahrmarkt in der eigenen Stadt wichtig, gehöre zur Tradition. Auch für Jugendliche, die noch nicht so alt sind, um alleine in die Großstädte zu fahren, brauche es ein Angebot, meint die Stadt. Deshalb wolle man auch zukünftig nicht auf einen Früh- und Herbstmarkt verzichten. Die Stadt möchte jetzt gemeinsam mit den Schaustellern überlegen, welche Möglichkeiten es noch gibt, die Märkte weiter zu veranstalten. Doch sehr wahrscheinlich nicht mehr als großen Rummel auf dem Marktplatz, sondern eher in kleinerer Form.