Report: Mieten auch in norddeutschen Uni-Städten deutlich gestiegen
Gestiegene Lebenshaltungskosten machen auch vielen Studierenden zu schaffen. Ein neuer Report zeigt jetzt: Für Wohnraum müssen sie 6,2 Prozent mehr zahlen als im Vorjahr. Auch die Nebenkosten sind gestiegen.
In allen Städten sind die Kosten für studentischen Wohnraum deutlich gestiegen. Das ist das Ergebnis des Studentenwohnreports. Die Analyse wurde vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag des MLP-Konzerns durchgeführt. 38 Hochschul-Standorte in Deutschland wurden für den Report untersucht. Die Kaltmieten stiegen laut der Untersuchung um 6,2 Prozent, bei den Nebenkosten stiegen allein die Heizkosten seit Anfang des vergangenen Jahres durchschnittlich um 43 Prozent.
Das Ergebnis:
Kiel: 464 Euro für eine Wohnung, 367 Euro für WG-Zimmer
In Schleswig-Holstein haben die Expertinnen und Experten die Mietpreise für Kiel untersucht. Für eine beispielhafte 30-Quadratmeter-Wohnung müssen Studierende demnach hier 464 Euro inklusive Nebenkosten zahlen, das sind fast fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Ein beispielhaftes 20-Quadratmeter-WG-Zimmer kostet in Kiel laut der Untersuchung 367 Euro. Gleichzeitig ist das Angebot auf dem Wohnungsmarkt derzeit klein. Laut dem Report kommen in Kiel auf 100 Studierende acht Angebote von Wohnungen mit bis zu 40 Quadratmetern und WG-Zimmern, befristete Angebote eingerechnet. Der Markt sei zum Start des Wintersemesters am 1. Oktober leergefegt, sagt Laura Falk vom Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) in Kiel. "Gerade sind viele auf der Wohnungssuche, wollen nach Kiel kommen für das Studium. Deswegen ist auf dem Wohnungsmarkt gerade eine etwas engere Situation." Weil das Studium wieder größtenteils in Präsenz stattfindet, stünden viele unter Zeitdruck, rechtzeitig eine Wohn-Möglichkeit zu finden. "Wenn man jetzt keine Wohnung vor Ort bekommt, gibt es für viele nur die Möglichkeit in Jugendherbergen oder Notunterkünften unterzukommen. Viele pendeln auch, was durch das Semesterticket möglich geworden ist, aber es ist keine optimale Situation", sagt Falk.
Viele Bewerbungen, wenig Antworten
Auch Caspar Nagelschmitz pendelt derzeit noch. In Rendsburg (Kreis Rendsburg-Eckernförde) ist der 19-jährige angehende Medizinstudent vorübergehend bei seiner Cousine untergekommen. Seit drei Monaten sucht er eine Wohnung oder ein WG-Zimmer in Kiel - erfolglos. "Ich habe jede WG, die ich finden konnte, angeschrieben. Aber die haben natürlich sehr viele Anfragen und es ist selten, dass man mal eine Antwort bekommt", sagt er. "Wohnungsbesichtigungen hatte ich bisher nur drei." Für den Weg zur Uni nach Kiel und zurück kommen deshalb aktuell täglich etwa drei Stunden zusammen - wenn es keine Probleme mit der Bahn gibt, sagt er. Wenn seine Kommilitoninnen und Kommilitonen privat etwas unternehmen, ist er selten dabei. Er hofft, dass er bald eine bezahlbare Wohnung findet, damit er sich endlich voll auf sein Studium konzentrieren kann.
Lange Wartelisten für Wohnheime
Eine Alternative zu Wohnung oder WG-Zimmer sind Wohnheime. Das Studentenwerk Schleswig-Holstein bietet in 21 Wohnheimen 3.176 Plätze an - dafür sind laut Studentenwerk bereits jetzt 3.900 Bewerbungen eingegangen. Insgesamt sind an den Hochschulen in Schleswig-Holstein rund 67.000 Studierende eingeschrieben. Von diesen seien durch die Inflation immer mehr auf günstigen Wohnraum angewiesen, sagt der AStA.
Denn die Mieten und andere Lebenskosten sind gestiegen, das Einkommen der Studentinnen und Studenten aber nicht. Laut dem Report liegt das durchschnittliche Nettoeinkommen von Studentinnen und Studenten bei rund 1.200 Euro, was sich in den vergangenen Jahren kaum verändert hat. Selbst im BAFöG-Höchstsatz liegt der Wohnzuschlag nur bei 360 Euro - was in Kiel nicht einmal für ein WG-Zimmer reicht. Eine 30-Quadratmeter-Wohnung könnten sich Studierende davon von allen untersuchten Städten nur in Chemnitz und Magdeburg leisten.
Hamburg: Mehr als 500 Euro für eine Wohnung
In Hamburg ist die Wohnsituation noch angespannter als in Kiel. Eine 30-Quadratmeter-Wohnung kostet hier laut Report durchschnittlich 511 Euro - 2,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Für ein beispielhaftes 20-Quadratmeter-WG-Zimmer müssen Studentinnen und Studenten 420 Euro zahlen. Das Angebot an inserierten Wohnungen und Zimmern ist laut Report im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozent zurückgegangen.
Hannover: Studierendenwohnraum für mehr als 300 Euro
In Hannover sind die Preise laut der Untersuchung etwas niedriger als in Kiel, die Kosten für eine 30-Quadratmeter-Wohnung geben die Autorinnen und Autoren des Reports mit 427 Euro an, das sind 2,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Ein WG-Zimmer kostet demnach 326 Euro.
MV: Preise in Greifswald und Rostock gestiegen
Auch in Rostock zahlen Studierende laut der Untersuchung mit 452 Euro ähnlich viel für eine 30-Quadratmeter-Wohnung, ein WG-Zimmer liegt demnach bei 361 Euro. In Greifswald ist eine 30-Quadratmeter-Wohnung mit 396 Euro fünf Prozent teurer geworden, ein WG-Zimmer könnten Studierende für 295 Euro bekommen.
Die Autorinnen und Autoren des Reports resümieren einerseits, dass sich die Situation für Studierende in den letzten zwölf Monaten verschärft hat, warnen aber gleichzeitig davor, dass sie in den kommenden Jahren tendenziell noch schwieriger wird. Nun sei die Politik gefordert: "Insgesamt müssen die Bedingungen für den Wohnungsbau deutlich verbessert werden. Hierzu gehören neben der vermehrten Ausweisung von Bauland an den Hochschulstandorten in der aktuellen Situation auch steuerliche Anreize für Investoren", heißt es in dem Ergebnisbericht. Außerdem müssten Studierende besser unterstützt werden.