Rekord-Solarausbau in Schleswig-Holstein im vergangenen Jahr
Der Landesverband für Erneuerbare Energien rechnet mit einer Verdreifachung bis 2030. Windkraft und Photovoltaik könnten bald kombiniert ans Netz kommen, da sie sich gut ergänzen.
Noch nie wurde in Schleswig-Holstein so viel Solarenergie installiert wie im vergangenen Jahr. Das hat der Landesverband für Erneuerbare Energien (LEE-SH) mitgeteilt, der Donnerstag - am "Tag der Sonne" - aktuelle Zahlen zu Photovoltaik vorstellte. Bei Sonnenschein in den Mittagsstunden produzieren Solaranlagen in Schleswig-Holstein mit drei Gigawatt derzeit etwa doppelt so viel Strom wie das ehemalige Atomkraftwerk Brokdorf.
SH bei Solar bundesweit im Mittelfeld
Gemessen an der Fläche liegt Schleswig-Holstein bundesweit bei der Solarenergie aber nur im unteren Mittelfeld. Um den Ausbauplänen der Landesregierung für den Klimaschutz zu entsprechen, müsse sich die installierte Leistung bis 2030 für Solar auf Dach und Freiflächen verdreifachen, heißt es vom Verband. So habe die Landesregierung das Ziel von 30 Gigawatt (GW) erneuerbarer Energien in diesem Jahrzehnt ausgegeben. 15 GW davon entfallen voraussichtlich auf Wind an Land, mindestens 10 GW auf die Photovoltaik, schätzt LEE-Landesgeschäftsführer Marcus Hrach. Er ist zuversichtlich, dass diese Größenordnungen erreicht werden. Auch Biogasanlagen könnten die Stromproduktion steigern, hofft der Verband.
Habecks Solarpaket vereinfacht PV-Ausbau
Das Solarpaket des Bundes vereinfacht viele Regelungen, etwa beim so genannten Mieterstrom. Beim Betrieb einer Solaranlage in einem Haus mit mehreren Miet- oder Eigentumswohnungen könnten alle Beteiligten von einer Anlage auf dem Dach profitieren. Bisher war das mit viel Bürokratie verbunden. Vorteilhaft sei auch, dass mittelgroße Solaranlagen jetzt ohne teure Zertifizierungen auskommen. Eine weitere Regelung könnte Photovoltaik auf ertragsarmen Agrarflächen voranbringen.
"Übertriebene" Forderungen bei Baugenehmigungen
Auf die Gemeindeverwaltungen kommt viel Arbeit zu: Sie koordinieren, wo neue Großanlagen entstehen sollen und bearbeiten dann die Baugenehmigungen. Bisher klappe das gut, findet Hrach. Manchmal laufe es aber auch etwas zäh, meint der LEE-Landesvorstand Christian Andresen, dessen Unternehmen SEA aus Sprakebüll (Kreis Nordfriesland) in ganz Schleswig-Holstein Solar- und Windparks plant. So würden teure Gutachten zum Blendschutz verlangt. Oder die Behörden forderten befestigte Rettungsgassen durch die Solarparks, die selbst der Feuerwehrverband als unsinnig einstufe, ergänzte Hrach: "So etwas poppt immer wieder auf, dass Gemeinden alles sehr genau nehmen und sich Sachen ausdenken, die dann doch übertrieben sind."
Kombinierte Windkraft und Photovoltaik könnte Stromnetz-Anschlüsse entlasten
Der zweite Flaschenhals sind die Anschlüsse der großen Anlagen an das Stromnetz. Hier könne helfen, Wind- und Solaranlagen zu kombinieren, denn Starkwind und Sonnenschein ergänzen sich gut. Der LEE-Bundesverband hat dazu eine Studie vorgelegt. Der Vorschlag: Betreiber von zusätzlichen Anlagen könnten vertraglich darauf verzichten, in Momenten der Überlastung vergütet zu werden. Dadurch verlieren sie zwar Einnahmen, dürften einen vorhandenen Anschlusspunkt aber sofort mitbenutzen. Der Verband rechnet damit, dass der Bund das Erneuerbare-Energien-Gesetz noch in diesem Jahr entsprechend anpasst.