Reinbek: Kaputte Holländerbrücke wird nach 13 Jahren saniert

Stand: 17.08.2023 10:06 Uhr

Die teure Brücke sollte eigentlich bis zu 80 Jahre halten. Jetzt, nur 13 Jahre nach Fertigstellung, muss sie aufwendig saniert werden - denn sie war von Beginn an kaputt.

von Johannes Tran

Die gesperrte Brücke. © NDR
Die Holländerbrücke ist seit einem Monat gesperrt.

Nein, ein normales Bauwerk war die sogenannte Holländerbrücke in Reinbek (Kreis Stormarn) nie. Allein die Bauweise: eine leicht geschwungene, filigrane Konstruktion aus Beton, Stahl und Kunststoff. 98 Meter lang, 300 Tonnen schwer. In dieser Form war sie zur Zeit ihrer Fertigstellung einmalig.

Sie sollte Fußgänger und Radfahrer nicht nur rein zweckmäßig die Überquerung der viel befahrenen Hamburger Straße ermöglichen, sondern auch ein hübsches Bild abgeben. Rund 1,5 Millionen Euro hatte die Stadt sich die Brücke kosten lassen. "Die Luxus-Brücke von Reinbek", titelte eine Lokalzeitung.

Risse im Belag und fehlerhafte Schweißnähte

Aber von Anfang an war der Wurm drin. Die Baufirma hatte geschlampt: Es gab Dellen, Risse im Belag, fehlerhafte Schweißnähte, Rost. Die Stadt Reinbek verweigerte die Abnahme der Brücke. Es folgte ein Rechtsstreit, bei dem die Stadt schließlich rund eine halbe Million Euro Schadenersatz zugesprochen bekam.

Jetzt, rund 13 Jahre nach ihrer Eröffnung, sollen die Mängel vom Anfang endlich ganz behoben werden. Die Brücke ist für die Reparaturarbeiten seit Mitte Juli gesperrt. Die Sanierungen sollen bis Ende Oktober abgeschlossen sein. "Ich freue mich einfach, wenn wir das Thema abhaken können", sagt der Reinbeker Bürgermeister, Björn Warmer (SPD).

Für die Sanierung fand die Stadt zunächst keine Firma

Die Brücke vor der Sanierung. © Stadt Reinbek Foto: Stadt Reinbek
So sah die Brücke vor der jetzigen Sanierung aus.

Die Stadt will also ihren Frieden mit der Brücke schließen, die ihr in den vergangenen Jahren so viele Probleme bereitet hat. Doch warum kommt die Sanierung erst jetzt? Bürgermeister Warmer, seit 2014 im Amt, führt als Hauptgrund den Rechtsstreit um die Baumängel an, der sich jahrelang hingezogen habe. "Das war sehr umfangreich und kräftezehrend."

Anschließend habe sich zunächst keine Firma gefunden, die die Sanierung hätte übernehmen können. Erst eine zweite Ausschreibung der Stadt sei erfolgreich gewesen, sagt der Bürgermeister. "Da haben wir den Fachkräftemangel und die Lieferengpässe bei Baumaterialien richtig zu spüren bekommen."

Bürgermeister: "Das Ding ist auf 80 Jahre ausgelegt"

Nun ist die Brücke für Fußgänger und Radfahrer gesperrt. Die offizielle Umleitungsempfehlung führt über mehrere Nebenstraßen; eine Fußgängerampel direkt bei der Baustelle gibt es nicht. Viele Passanten überqueren die Straße nach Beobachtung eines NDR-Reporters deshalb auf eigene Faust, um sich den längeren Umweg zu sparen - und passen Lücken zwischen den vorbeifahrenden Autos ab.

"Eine Frechheit"

Fußgänger, welcher die Straße nicht über die offizielle Umleitung überquert. © NDR
Viele Fußgänger nehmen nicht die offizielle Umleitung, sondern den direkten Weg über die Straße.

Rosemarie Lietz, die gerade zu Fuß vorbeikommt, findet: "Das kann schon gefährlich sein. Man muss Augen und Ohren aufhalten. Aber für ältere Leute wie mich wäre der Umweg zu lang." Passant Holger Wegner meint: "Ich finde es eine Frechheit, was hier passiert. Das kann ich alles nicht so richtig nachvollziehen."

Für Reinbeks Bürgermeister Warmer zählt vor allem, dass die Brücke künftig das hält, was sie verspricht: "Das Ding ist auf 80 Jahre ausgelegt. Und ich glaube, bis dahin wollen wir uns hier nicht mehr wiedertreffen“, erzählt er. Die Sanierung soll laut Warmer circa 600.000 Euro kosten. Damit, so hofft der Bürgermeister, ist die Reinbeker Brückengeschichte erstmal auserzählt.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 16.08.2023 | 08:00 Uhr

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