Zu viel Tourismus: Wenn Einheimische auf der Strecke bleiben
St. Peter-Ording zählt jedes Jahr 2,75 Millionen Übernachtungen von Gästen. Der Ort hat aber nur 4.000 Einwohner. Das führt zu Konflikten - auch mit der Natur. Nun will die Gemeinde gegensteuern und das Verhältnis von Touristen und Gästen neu ordnen. Vermieter von illegalen Ferienwohnungen etwa werden abgemahnt.
Noch ist am Strand und auf der Seebrücke von St. Peter-Ording viel Platz. Doch die Einwohnerinnen und Einwohner erwarten schon in Kürze ganz andere Bilder: Wenn die Saison erst mal so richtig losgeht, wird es brechend voll.
Den Naturschützerinnen und Naturschützern von der Schutzstation Wattenmeer bereitet das zunehmend Sorgen. "Wenn sich alle an die Spielregeln halten würden, könnte man ganz gut zurechtkommen", sagt Biologin Sabine Gettner. Doch das sei leider nicht der Fall. "Wir haben zum Beispiel große Probleme mit Leuten, die ihren Hund im Nationalpark und Flora-Fauna-Habitat in den Dünen nicht anleinen." Zudem setzten alle, die abseits der Wege gehen, der Natur zu. Im Nationalpark seien die Wege zwar nicht so offensichtlich wie etwa im Wald, doch es gebe auch hier ein Wegegebot.
2022 neuer Gästerekord in St. Peter-Ording
Im vergangenen Jahr zählte die Stadt St. Peter-Ording 2,75 Millionen Übernachtungen - ein Plus von acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das war ein neuer Rekord. Dazu kommen mehr als eine halbe Million Tagestouristen.
Für Biologin Gettner ist wichtig, dass sich Mensch und Natur nicht in die Quere kommen. "Wenn es immer mehr wird, wird der Kuchen durch immer mehr geteilt. Das macht den Leuten teilweise Stress, dass sie sich gegenseitig auf den Zeiger gehen." Kiter und Reiter etwa gerieten in Konflikt. Aber auch die Natur leide. "Der Raum, der übrig bleibt für Vögel und ungestörte Natur, der wird auch immer weniger."
Bürgermeister will Einwohner-Gäste-Verhältnis neu austarieren
St. Peter-Ordings Bürgermeister Jürgen Ritter freut sich zwar über die steigende Beliebtheit seiner Gemeinde. Doch er sieht auch die Probleme. Etwa 4.000 Menschen wohnen und leben in St. Peter-Ording. Im Sommer ärgern die sich über lange Schlangen beim Bäcker, fehlende Parkplätze oder die Notwendigkeit, einen Restaurantbesuch eine Woche vorher zu reservieren. Lange sei im Ort der Tourismus in den Fokus genommen worden. "Da ist gefühlt oder vielleicht auch tatsächlich der Bürger mit seinen Bedürfnissen auf der Strecke geblieben. Dieses Spannungsfeld, das müssen wir jetzt einfach betrachten, das ist da", sagt Ritter. Ein erster Schritt: Auf Gemeindeflächen, die verkauft werden, dürfen keine Hotels neu gebaut werden.
Wohnraum für Einheimische sichern, illegale Vermieter abmahnen
Sein dringendstes Anliegen ist, bezahlbaren Wohnraum für Einheimische zu sichern. Seit Jahren werden zahlreiche Häuser in den Wohngebieten illegal als Ferienwohnungen vermietet. Damit soll nun endlich Schluss sein. Der Kreis Nordfriesland hat zusammen mit der Gemeinde die ersten 20 zweckentfremdeten Wohnungen entdeckt und abgemahnt. Es werden wohl noch einige dazu kommen. Das Ziel des Bürgermeisters ist dabei klar: "Jetzt müssen wir wieder eine Zufriedenheit hinbekommen, dass wir im guten Miteinander zwischen Bürgern und Gästen diesen Ort genießen können."