Ostsee-Sturmflut: IHK setzt auf Härtefallregelung
Zweieinhalb Wochen nach der Ostsee-Sturmflut sind noch immer viele Finanzierungsfragen offen. IHK-Präsident Goldbeck setzt mit Blick auf betroffene Unternehmen vor allem auf die in Aussicht gestellte Härtefallregelung.
Überflutete Gasträume, Wasserschäden in Geschäften, bedrohte Existenzen. Nach der Sturmflut sind die Aufräumarbeiten weiter in vollem Gange. Bautrockner laufen, kaputtes Mobiliar wurde entsorgt, aufgeweichte Böden herausgerissen - die Zukunft aber ist für viele der betroffenen Unternehmen völlig ungewiss.
Härtefallregelung laut IHK von "existenzieller Bedeutung"
Die Höhe der angekündigten Überbrückungshilfen von maximal 50.000 Euro pro Einzelfall sei für die zahlreichen besonders schwer getroffenen Unternehmen unzureichend, so Hagen Goldbeck. "Die Schäden, von denen uns diese Betriebe berichten, können durch diese Summe nicht annähernd ausgeglichen werden." Insbesondere für Unternehmen, für deren Schäden kein Versicherungsschutz greift, ist die vorgesehene Härtefallregelung deshalb laut IHK-Präsident von existenzieller Bedeutung. Ministerpräsident Günther (CDU) hatte im Landtag angekündigt, dass es für Härtefälle möglich sein soll, Teile des Darlehens in einen Zuschuss umzuwandeln.
Bei vielen betroffenen Unternehmen greift laut IHK kein Versicherungsschutz
Allein im Bezirk der IHK Flensburg liegen demnach gut 1.000 Betriebe in direkter Nähe zur Ostseeküste, von denen ein großer Teil mittelbar oder unmittelbar betroffen ist – über das ganze Land hinweg seien es noch deutlich mehr. Rolf-Ejvind Sörensen, Präsident der IHK Flensburg sagte: “Bei einem großen Teil der besonders stark geschädigten Unternehmen wird voraussichtlich kein Versicherungsschutz greifen, sodass diese vor dem wirtschaftlichen Ruin stehen."
Die IHK Schleswig-Holstein begrüßte die Ankündigung der Landesregierung, nach der schweren Ostsee-Sturmflut schnelle Hilfen für den Wiederaufbau auf den Weg zu bringen. "Oberste Priorität haben jetzt Sicherheit und Küstenschutz." Goldbeck unterstrich, Bund und das Land dürften sich nicht allein auf das Ausbessern der Schäden konzentrieren, sondern müssten für langfristig wirksame Maßnahmen Sorge tragen. Entscheidend sei außerdem, dass für die Beseitigung der Schäden an kommunaler Infrastruktur Genehmigungsverfahren beschleunigt und erleichtert würden, um jeglichen Verzug zu vermeiden, so der IHK-Präsident.
Darlehensprogramm soll in zwei bis drei Wochen starten
Die Landesregierung ist laut Wirtschaftsstaatssekretärin Julia Carstens (CDU) aktuell dabei, das Darlehensprogramm vorzubereiten. Dieses soll demnach in den kommenden zwei bis drei Wochen starten. Außerdem führe die Landesregierung aktuell Gespräche mit der Kreditwirtschaft über zinsgünstige Darlehensprogramme. Carstens sagte: "Den Wunsch der IHK nach einer höheren Ausstattung des Programms verstehe ich zwar, es kann aber nicht darum gehen, dass der Staat alle unternehmerischen Risiken abdeckt oder in die Rolle einer Hausbank wechselt." Ziel sei es, Privatpersonen und Unternehmen so rasch wie möglich Liquidität zu verschaffen.