Ostsee-Sturmflut: Helferin aus Arnis geehrt
Anja Jaich aus Arnis ist eine von 29 Frauen und Männern, die am Dienstag in Kiel von Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) das sogenannte Flut-Ehrenzeichen erhalten haben. Im Oktober 2023 hatte sie gegen die Sturmflut gekämpft.
Zu Beginn des Gesprächs macht Anja Jaich gleich deutlich: "Diesen Preis nehme ich lediglich stellvertretend entgegen für ganz viele Arnisser, die bei der Sturmflut geholfen haben." Vor allem die Frauen seien es gewesen, die dafür gesorgt hätten, dass die zahlreichen Fluthelferinnen und -helfer unter anderem von Feuerwehr, DRK und THW etwas Heißes essen, bei einer Tasse Kaffee oder Tee kurz innehalten und wieder zu Kräften kommen konnten.
Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sorgen für Verpflegung
Los geht alles mit einer Nachricht in einer WhatsApp-Gruppe, in der sich einige Arnisser (Kreis Schleswig-Flensburg) zusammengefunden haben. "Das war am Freitag und es kam der Aufruf, Sandsäcke zu packen", erzählt Anja Jaich. Sie macht sich nach der Nachricht auf den Weg zum Feuerwehrgerätehaus, fängt an, Kaffee zu kochen. "Als dann klar war, dass ein Deich gebrochen ist, war die Stimmung sehr angespannt. Und da war auch klar, dass die vielen Fluthelfer verpflegt werden müssen."
Anja Jaich fragt in der WhatsApp-Gruppe nach: Wer kann zwei Suppen kochen? Wer kann mit Geschirr und Besteck aushelfen? "Es waren ja dann massenhaft Fluthelferinnen und -helfer im Einsatz. Aufräumen, nachfüllen, alle verpflegen. Das DRK hätte das gar nicht allein stemmen können."
Emotionale Hilfsaktion
Die Frauen schieben Aufläufe und Kuchen in die Öfen, schmieren Käsebrote, laufen zur Höchstform auf, erzählt Anja Jaich. "Das war ein bisschen wie beim Arnisser Büffet, was es zum Beispiel zu Geburtstagen oder Beerdigungen gibt. Da schmeißt dann auch jeder sein bestes Rezept auf den Markt." Und in solchen Situationen sei eine heiße Suppe eben auch mehr als Nahrung, ist Anja Jaich überzeugt.
Trotz der Katastrophe gibt es für sie auch heitere Momente. "Einige wollten die Feuerwehrleute regelrecht adoptieren und sie bestmöglich versorgen", schmunzelt sie. Ein Restaurant etwa bringt sogar ein Tablett mit Lachsbroten, ein Bäcker schenkt 50 Brötchen. "Das war auch sehr rührend." Das sei ein Erlebnis gewesen, das die Arnisser zusammengebracht habe, auch die Älteren.
Ruhe im Sturm
Alles läuft in der Nacht im Feuerwehrgerätehaus zusammen. "Die erschöpften Helfer, die sich einfach auch mal auf einer Bank langmachen konnten. Menschen, die alles verloren hatten und da war dann jemand zum Reden. Das befreit dann auch erst mal. Wir haben gelacht und geweint in dieser Nacht", erzählt Anja Jaich.
Ihr Haus wurde von der Flut verschont. Eine ihrer Ferienwohnungen hat sie bis vor Kurzem mietfrei einer Familie aus Arnis zur Verfügung gestellt, die nach der Flut nicht mehr in ihrem Haus wohnen konnte. Ihr Fazit: "Ich bin dankbar, dass ich helfen konnte."