Mehrere Häuser stehen hinter einem Gewässer mit Schilf. © NDR Foto: Peer-Axel Kroeske
Mehrere Häuser stehen hinter einem Gewässer mit Schilf. © NDR Foto: Peer-Axel Kroeske
Mehrere Häuser stehen hinter einem Gewässer mit Schilf. © NDR Foto: Peer-Axel Kroeske
AUDIO: Olpenitz nach der Helma-Insolvenz (4 Min)

Olpenitz: Für Eigentümer von Ferienwohnungen wird es teuer

Stand: 26.03.2024 11:07 Uhr

Baumängel in Nordeuropas größtem Ferienquartier bei Kappeln: Appartementbesitzer müssen jetzt auf eigene Kosten sanieren. Der Urlaubsbetrieb läuft unterdessen weiter.

von Peer-Axel Kroeske

Urlaub auf einer Baustelle - das ist in Olpenitz (Kreis Schleswig-Flensburg) schon immer zu einem gewissen Teil der Fall gewesen. 2006 hatte die Marine ihren Stützpunkt am Ausgang der Schlei verlassen. Inzwischen sind knapp 1.000 neue Häuser mit mehr als 5.000 Betten entstanden. Die meisten davon hat das Unternehmen Helma gebaut und an Privateigentümerinnen und -eigentümer verkauft. Meist sind es Kapitalanleger, die ihre Appartments an Urlaubsgäste vermieten. Die eigene Nutzung ist eingeschränkt.

Appartment-Käufer haben viel Stress

"Gut, dass ich mich schon 2017 ins Grundbuch habe eintragen lassen", sagt ein Eigentümer, der gerade an der Promenade entlang schlendert. Denn damit haben viele Käuferinnen und Käufer gezögert. Der Grund: Schon nach wenigen Jahren zeigen sich massive Baumängel. "Helma hat billig gebaut und teuer verkauft," stellt ein Experte fest, der nicht namentlich genannt werden will. Etliche Beteiligte stecken nun in laufenden Verfahren. Die Immobilien sind fast komplett bezahlt, aber noch nicht rechtlich übertragen. Viele hofften, dass Helma noch für die Sanierung aufkommt. Die wurde zwar angegangen, aber nur zögerlich. Sie stehen jetzt vor einer komplexen rechtlichen Situation, weil Helma Insolvenz angemeldet hat.

Ehemaliger Geschäftsführer realisiert neue Projekte

Diese Kritik weist der ehemalige Geschäftsführer der Helma Ferienimmobilien GmbH, Per Barlag Arnholm, zurück: "Es wurde normal gebaut. Nichts wurde in Kauf genommen und Mängel behoben," sagt er auf Anfrage von NDR Schleswig-Holstein. Er sei aber schon seit zwei Jahren nicht mehr bei Helma und dürfe sich nicht weiter äußern. Barlag realisiert inzwischen mit einer eigenen Firma deutschlandweit neue Projekte. Als Referenz wirbt er mit dem "Ferienresort in Schleswig-Holstein" und Fotos von Olpenitz.

Neubauten benötigen Komplettsanierung

Die Mängelliste ist lang. Wenn der Wind auf Fenster und Türen drückt, dann läuft schon mal Wasser aufs Parkett, berichtet Silke Hössermann, deren Firma "Meerzeit" Appartements vermietet und als Maklerbüro agiert. Viele Eigentümerinnen und Eigentümer wollen jetzt verkaufen, zumal die Zehn-Jahres-Frist beendet ist und damit keine Spekulationssteuer mehr anfällt. Doch der Zeitpunkt sei ungünstig, stellt sie fest. Manchmal läuft auch Wasser in Zwischendecken. Beteiligte berichten von Schwamm sowie Mängeln beim Brandschutz und der Statik. Die Folge: Am Schleidamm ist eine ganze Häuserreihe gerade eingerüstet.

Sanierungskosten fressen Wertsteigerung auf

Rund 400.000 Euro kostete hier einst eine typische Doppelhausscheibe. 200.000 Euro Sanierungskosten müssten die Eigentümerinnen und Eigentümer jetzt einplanen, so der Experte. Der Insolvenzverwalter stehe dabei zumindest nicht im Weg, heißt es. Dieser will sich auf Anfrage ebenfalls nicht offiziell äußern. Trotz allem könnten die Investoren eine Wertsteigerung durch die allgemeine Entwicklung auf dem Immobilienmarkt verbuchen, meint Silke Hössermann.

Mehrere Häuser stehen hinter einem Gewässer mit Schilf. © NDR Foto: Peer-Axel Kroeske
Helma hat in Olpenitz mehrere Hundert Häuser errichtet.

Die markanten Wasserhäuser im nächsten Abschnitt haben schon eine Fassadensanierung hinter sich. Bei einem Einzelhaus der ersten Generation soll sogar ein Balkon schlichtweg abgefallen sein. Es ist inzwischen abgerissen. Dass am Nordhaken beim Sturm im Oktober 2023 nun auch der Steinwall ins Rutschen kam, zeugt von den Herausforderungen in der exponierten Lage. Die neueren Objekte seien aber besser in Schuss, meint Matthias Mau von der Ferienhausverwaltung "Port 54".

Schlafstadt in Top-Lage

Die Helma-Insolvenz ist nicht die erste. In den Anfangsjahren wollte die Port Olpenitz GmbH das Resort entwickeln. Ein amerikanischer Investor stand im Hintergrund. Nach der Pleite und der Übernahme durch Helma ging es ab 2013 dann tatsächlich voran. Trotzdem fehlt noch einiges: Dort, wo eigentlich das Herz von Olpenitz schlagen sollte, belegt der Rohbau des geplanten "Poseideon"-Gebäudes ein verwildertes Grundstück. Müll fliegt herum. Die Baufirmen sind abgezogen und haben alles mitgenommen. Offenbar läuft Wasser ins Gebäude. Wer hier schon eine hohe Anzahlung geleistet hat, müsse sich Sorgen machen, hört man.

"Poseidon" noch zu retten?

Ein Schild weist auf ein Bauprojekt hin, dahinter ist ein Gebäude in ein Gerüst gehüllt. © NDR Foto: Peer-Axel Kroeske
Hier sollten Geschäfte und Restaurants entstehen, darüber Wohnungen. Das "Poseidon"-Gebäude ist momentan ein Sorgenkind. Investoren bangen um ihr Geld.

Manchmal bleiben Touristen hier stehen und blicken etwas irritiert auf das Grundstück, das Gefahr läuft, zum dauerhaften Schandfleck zu werden. Für die meisten trübt sich das Urlaubserlebnis dadurch allerdings kaum. Fast alle sagen, sie seien zufrieden mit der Unterkunft und freuen sich über die Nähe zur Ostsee. Trotzdem bleibt beim Flair noch Luft nach oben. Mehr als ein Restaurant, den Supermarkt und Minigolf hat das Riesen-Resort für bis zu 5.000 Gäste derzeit nicht zu bieten. Wer mehr will, muss nach Kappeln fahren.

Es geht voran: Beach-Club und Bootsanleger

Silke Hössermann sagt, ihr blute deshalb das Herz. Sie hat die Entwicklung von Olpenitz von Beginn an verfolgt. Jetzt will sie mit einem Beach-Club wenigstens für etwas Flair sorgen, der noch im April im Zentrum eröffnen soll. Auch am Hafen geht es voran: Dort verdoppelt sich die Zahl der Liegeplätze auf knapp 200. Sie sind bereits ausgebucht. Nach den Sturmschäden unter anderem im benachbarten Damp ist die Nachfrage groß.

Sorge vor dem Imageschaden

Hinzu kommen ganz profane Themen wie Müllentsorgung und die Pflege der Grünanlagen. Kappelns Bürgermeister Joachim Stoll (CDU) sagt, er sei mit dem Insolvenzverwalter im Gespräch. Eines ist ihm wichtig, genauso wie Max Triphaus von der Ostseefjord Schlei GmbH: Urlauberinnen und Urlauber könnten ohne Risiko Unterkünfte buchen. Das tun sie auch weiterhin: Die Nachfrage hält an, berichten Eigentümerinnen und Eigentümer sowie Vermieterinnen und Vermieter. Im Sommer sollen die Bauarbeiten zudem weitgehend pausieren. Doch die Sorge vor einem Imageschaden in Olpenitz bleibt spürbar. Alle hoffen, dass sich das Resort in vielleicht drei Jahren dann so präsentiert, wie es einmal gedacht war. Es dauert eben alles etwas länger.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 26.03.2024 | 08:30 Uhr

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