Norderstedt: Eine Statue für "Uns Uwe"
Seit dem Tod von Uwe Seeler diskutieren Verantwortliche aus Verwaltung und Kommunalpolitik in Norderstedt, wie sie ihn in Ehren halten wollen. Eine Privatinitiative möchte nun eine Statue errichten.
Bodenständig, nahbar und bescheiden, und außerdem einer der besten Fußballer der Welt - so wurde Uwe Seeler weltweit bekannt. Der frühere HSV-Profi Harry Bähre und Sportreporter Dieter Matz laufen über den alten Trainingsplatz auf der Paul-Hauenschild-Anlage in Norderstedt (Kreis Segeberg), direkt neben dem Haus, in dem Uwe lange gewohnt hat. Sie erinnern sich an ihn, zweieinhalb Jahre nach seinem Tod.
"Weltklasse als Sportler und als Mensch"
"Ich habe ein Problem gehabt", sagt Harry Bähre, über Jahrzehnte einer der engsten Freunde Uwe Seelers, "ob ich ihn als Fußballer oder als Mensch besser fand. Denn in beidem war er Weltklasse." Dieter Matz, der Uwe Seeler und den HSV viele Jahre als Reporter begleitet hat, erinnert sich an seine eigene Jugend. "Wir haben hier mal um die Hamburger Meisterschaft gespielt und Uwe guckte zu, weil er da drüben schon wohnte. Kurz vor Schluss ist ein Mitspieler von mir da, wo Uwe stand, zu Boden gegangen. Und was macht Uwe? Er schnappt sich den Fuß von dem, egal, wie dreckig der war und hat so lange gedrückt, bis der Kampf entkrampft war. Da spricht der heute noch von. So einer war Uwe."
Ein Einheimischer in Norderstedt
Er war eine treue Seele, sagen die, die ihn gut kannten. So hat er nicht nur dem HSV ein Leben lang die Treue gehalten, sondern auch der Stadt Norderstedt. Bei seinem Umzug, direkt neben das Trainingsgelände, gab es die Stadt noch gar nicht, die wurde erst 1970 gegründet. "1959 im Februar haben die geheiratet. Und in der Hochzeitsnacht sind sie hergefahren und haben das Haus bezogen.", sagt Dieter Matz, Harry Bähre ergänzt: "65 Jahre. Er ist ein Einheimischer, ne?"
Politisches Kleinklein verhindert angemessene Ehrung
Zu einer Ehrung hat die Stadt sich dennoch nicht durchringen können. Anders als in Hamburg. Dort gibt es mittlerweile die Uwe-Seeler-Allee. In Norderstedt dagegen stehen sich die Fraktionen der Stadtpolitik gegenseitig im Weg. Jede Fraktion macht eigene Vorschläge, die aber nicht beschlossen werden, beispielsweise die Umbenennung einer Straße oder die Benennung eines Kreisverkehrs. Im September einigten sich die Fraktionen darauf, eine noch zu bauende Turnhalle nach ihm zu benennen. Fertiggestellt wird die Halle vermutlich in fünf bis zehn Jahren. Den meisten Norderstedter erschien das angesichts der großen Beliebtheit Seelers nicht angebracht. Die Folge: eine öffentliche Diskussion um das Andenken von Uns Uwe.
"Sein Name ist weltweit: Uwe Seeler, Norderstedt"
"Das", sagt sein Freund Harry Bähre, "hätte Uwe nicht gewollt. Da hätte er von sich aus verzichtet. Behaltet euren Scheiß." Er habe ihn über 20 Jahre lang durch die ganze Welt begleitet, erinnert sich Dieter Matz. "Und ich habe miterlebt, wie er in allen Ländern dieser Welt hofiert und gefeiert wurde. Die haben den roten Teppich ausgerollt. Das tut mir weh, wenn die ihm dann hier eine Turnhalle andrehen wollen." Seeler sei schon Ehrenbürger der Stadt Hamburg, sagt Harry Bähre, "aber gelebt hat er doch hier. Harksheide, Norderstedt. Für die Ämter und das Rathaus muss das doch was fürs Image sein. Denn sein Name ist weltweit: Uwe Seeler, Norderstedt."
Oberbürgermeisterin engagiert sich privat
Das sieht auch die Oberbürgermeisterin Katrin Schmieder so. Sie sagt, die Verwaltung im Rathaus müsse die Beschlüsse der Stadtpolitik umsetzen. Weil ihr das aber zu wenig sei, unterstütze sie eine Initiative dabei, Geld zu sammeln. Damit wollen sie eine Statue finanzieren, die dann ab Sommer in der Stadt aufgestellt werden soll. "Die Initiative hat sich auch mit Familie Seeler in Verbindung gesetzt und gemeinsam überlegt, ob wir etwas finden, ihn parallel zu all den anderen politischen Plänen zu ehren. Und wenn wir es wirklich schaffen - mit der Kraft der Menschen, die ihn auch kennen, so wie Herr Matz und ich - das auf den Weg zu bringen, das wäre schon cool." 80.000 Euro brauchen sie dafür. Im kommenden Sommer könnte die Statue dann enthüllt werden.