A20 bei Bad Segeberg kann weitergebaut werden
Seit Jahren ruht der Weiterbau der Autobahn 20, jetzt kann er theoretisch weitergehen. Die Landesregierung hat am Vormittag den Beschluss für ein zehn Kilometer langes Teilstück bei Bad Segeberg vorgestellt.
Durch den Planfeststellungsbeschluss und das eingeräumte Baurecht kann die Projektgesellschaft DEGES nun mit dem Bau der zehn Kilometer langen Umfahrung von Bad Segeberg (Kreis Segeberg) beginnen, teilt das Verkehrsministerium mit. Voraussetzung sei, dass es keine neuen Klagen gegen den Bau gibt. "Auf den Baubeginn warten seit mittlerweile über drei Jahrzehnten nicht nur die staugeplagten Menschen in der Region, sondern auch die Wirtschaft - und neuerdings auch die Bundeswehr und unsere europäischen NATO-Partner", so Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (CDU).
Erleichterung in Bad Segeberg
Bad Segebergs Bürgermeister Toni Köppen (parteilos) reagiert mit "Freude und Erleichterung" auf den Beschluss. Im Gespräch mit NDR Schleswig-Holstein sagte er, er habe den zwar erwartet, trotzdem sei die Nachricht am Donnerstag für ihn überraschend gekommen. Die Südumgehung biete große Chancen für die Stadt Bad Segeberg, durch die in Zukunft 20.000 Autos weniger pro Tag fahren sollen. "Wir können den Bahnhof ein Stück weit neu denken und komplett neue Entwicklungsmöglichkeiten in der Innenstadt prüfen", so Köppen. Mittlerweile seit 2009 wird die A20 nicht mehr weitergebaut. Bad Segebergs Bürgermeister rechnet mit dem Spatenstich für die Umgehung noch in diesem Jahr. Zunächst muss der Bund jedoch das Geld für den Bau bereitstellen. Im Juli 2024 hatte sich Bundesverkehrsminister Volker Wissing sich zum Weiterbau der Autobahn 20 bekannt.
Klagen von Umweltverbänden blockierten den A20-Ausbau
Vor mehr als zehn Jahren war der erste Planfeststellungsbeschluss nach mehreren Klagen durch das Bundesverwaltungsgericht gekippt worden. Das Gericht in Leipzig entscheidet zugunsten der klagenden Umweltverbände Bund für Natur und Umweltschutz Schleswig-Holstein (BUND SH) und dem Naturschutzbund Schleswig-Holstein (NABU). Die Richter entschieden, dass damals die Flugrouten der Fledermäuse am Kalkberg bei Bad Segeberg nicht ausreichend berücksichtigt wurden. 2013 wird der Ausbau der A20 in Schleswig-Holstein deswegen gestoppt, die Autobahn endet kurz vor der Stadt. Nachbesserungen der DEGES in den Planungen sahen unter anderem vor, dass Fledermäuse und Haselmäuse durch dreizehn Flora- und Faunabrücken geschützt werden sollen, wie ein Sprecher im Herbst vergangenen Jahres mitgeteilt hatte.
Drohen neue Klagen?
Vom NABU heißt es jetzt, der Austausch mit der DEGES sei stets "fachlich und sachlich korrekt gewesen". Ob die Kritikpunkte des Naturschutzbundes an Umweltbelastungen für Menschen und Tiere ausgeräumt wurden, ist laut Sprecher Stefan Lüders jedoch noch unklar. Denn dem NABU liegt der Planfeststellungsbeschluss noch nicht vor. Damit kann auch eine erneute Klage nicht ausgeschlossen werden. Insgesamt plädiert der NABU laut Lüders weiterhin dafür, die Pläne für die Umfahrung insgesamt zu überdenken. Die Naturschützer fänden eine Stadtautobahn sinnvoller.
Großprojekt A20: Das sind die Pläne
Geplant ist der Ausbau von Bad Segeberg über Bad Bramstedt zu einer Elbquerung westlich von Hamburg. Dann soll es weiter gehen durch das nordwestliche Niedersachsen, die Weser soll südlich von Bremerhaven gequert werden. Ein Tunnel ist zwischen Drochtersen und Glückstadt (Kreis Steinburg) geplant. Enden würde die A20 an der A28 bei Westerstede nahe den Niederlanden. Nördlich von Hamburg würde die A20 die A1, die A21, die A7 und die A23 miteinander verbinden.
Der Planfeststellungsbeschluss für die Umfahrung soll im April öffentlich ausgelegt werden. Sollte es keine erneuten Widerstände geben, hält DEGES-Sprecher Ulf Evert einen Baubeginn in diesem Jahr ebenfalls für realistisch. Die DEGES sei darauf gut vorbereitet. Der Bau der Umfahrung solle dann bis 2033 abgeschlossen sein, so Evert. Eine Prognose, wann die gesamte A20 in Schleswig-Holstein fertig ist, möchte Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen nicht abgeben.
