Neue Wege für die Zukunft katholischer Kirchen in SH
Die katholische Gemeinschaft in Schleswig-Holstein ist seit 2021 um mehr als 10.000 Mitglieder geschrumpft. Damit sind auch die Einnahmen der Kirchensteuer zurückgegangen - mit der Folge, dass der Unterhalt der Kirchenhäuser nicht mehr zu finanzieren ist.
In Kiel wurden Kirchen bereits geschlossen. "Alle Gebäude stehen auf dem Prüfstand", sagt der Sprecher des verantwortlichen Erzbistums Hamburg, Marco Chwalek. Der Immobilienbestand in den Pfarreien müsse angepasst werden. Konkret: Die Zahl der Gebäude wird verringert. Und das heißt: Schließen, umwidmen, verkaufen.
Ein "Nachkriegs-Gotteshaus" kostet im Unterhalt etwa 50.000 Euro im Jahr, die Unterhaltskosten denkmalgeschützter Kirchenräume liegen weitaus höher. Gegenüber NDR Schleswig-Holstein spricht Marco Chwalek von einer Reform, mit der die katholische Kirche den Fokus auf ihre inhaltlichen Angebote legen wolle, das heißt die Seelsorge, Kirchenarbeit und Gottesdienste, also Gehälter und Dienstleistungen.
39 Millionen Euro gibt das Erzbistum Hamburg im ganzen Norden jährlich für den Kostenfaktor "Pfarreien und pfarreiliche Pastoralangebote" aus, dazu zählen Gehälter für 330 Seelsorgerinnen und Seelsorger. Das sind 40 Prozent des Bistumshaushaltes. Geld für Gotteshäuser ist darin noch nicht enthalten.
Finanzielle Not der Kirchen führt zu Ökumene
In Lübeck entwickelt sich inzwischen aus der Not eine Tugend, so scheint es - eine aus der finanziellen Notlage geborene Ökumene. Denn die katholische Gemeinde der Kirche "Liebfrauen" zieht unter das Dach der evangelischen Gemeinde St. Christophorus. Die Gemeinden haben einen Kooperationsvertrag geschlossen. Seit dem ersten Advent feiern jetzt die Katholiken ihre Gottesdienste im Kirchenhaus der evangelischen Gemeinde St. Christophorus. Wie an diesem Sonntag direkt hintereinander. Zuerst die Katholiken, dann die Protestanten. Aus Rücksicht schafften die Pfarrer das Ritual des Weihrauchs ab; die Evangelen rückten aus Rücksicht auf das katholische Ritual ihren Altar zwei Meter von der Wand, denn im katholischen Gottesdienst wird auch der Raum hinter dem Altar genutzt.
Zum Adventskaffee nach dem Gottesdienst nutzen die katholischen Gemeindemitglieder jetzt das evangelische Gemeindehaus. Alldem voraus ging ein jahrelanger Prozess, erzählt der katholische Pastor Peter Andreas Otto im Gespräch mit NDR Schleswig-Holstein: "Das Herz sagt, es tut weh, sein Kirchenhaus zu verlassen, aber es öffnet auch Chancen, gemeinsam Neues zu erschaffen." Damit meint er neue Perspektiven für Katholiken und Protestanten in einem "großen Gemeinsam".