Neuartiges Blockheizkraftwerk in Wahlstedt eingeweiht
In Wahlstedt im Kreis Segeberg ist das landesweit erste Holzgas-Blockheizkraftwerk eingeweiht worden. Der Betreiber verspricht eine Innovation bei der Energieversorgung.
In Wahlstedt im Kreis Segeberg ist das landesweit erste Holzgas-Blockheizkraftwerk eingeweiht worden. Voll in den Betrieb gehen soll die Anlage erst im Herbst. Zuvor war die neue Anlage mehr als zwei Monate im Testbetrieb gelaufen. Die Bauarbeiten hatten schon Ende 2022 begonnen. Diese Art der Energieproduktion ist nicht unumstritten - die Betreiber sprechen aber dennoch von einem innovativen Ansatz.
Das neue Holzgas-Blockheizkraftwerk in Wahlstedt produziert nicht nur Wärme, wie schon der Name verrät. Am Ende des Prozesses entsteht Strom, der bis zu 1.700 Haushalte versorgen soll. Die übrigbleibende Holzkohle kann in der Landwirtschaft als Futtermittelzusatz oder im Straßenbau eingesetzt werden, heißt es vom Betreiber HanseWerk. Das Unternehmen investiert nach eigenen Angaben mehr als zehn Millionen Euro, vom Land gibt es eine Förderung von rund zwei Millionen Euro obendrauf.
Holzschnitzel zerfallen in ihre Bestandteile
Grundrohstoff für die neue Anlage sind gehackte Holzschnitzel. Die werden auf mehrere Hundert Grad erhitzt, bis sie in ihre chemischen Bauteile auseinanderfallen: Holzkohle und Holzgas. Weil der Prozess in einem luftdichten Raum fast ohne Sauerstoff stattfinden, fängt das Holz nicht an zu brennen. Dadurch wird ein Teil des Kohlenstoffs langfristig in der Kohle gebunden.
Anlage bindet Kohlenstoff
Die Besonderheit aus Sicht des Betreibers: Durch den Prozess wird die Treibhausgas-Belastung für die Atmosphäre weniger. Der technische Leiter Hendrik Voß erklärt die Theorie, wie die Anlange Kohlenstoff bindet: "Wir entziehen den im Holz gebundenen Kohlenstoff dem natürlichen Kreislauf. Der Kohlenstoff würde ansonsten durch Verrottungsprozesse wieder emittiert werden. Stattdessen wird der Kohlenstoff hier gezielt gebunden und kann dann als reines Produkt wieder eingesetzt werden."
Wärme für mehr als 1.000 Anschlüsse
Das aus dem Feststoff herausgelöste Holzgasgemisch wird in der Anlage dann verbrannt und treibt einen Generator an, der Strom erzeugt. Unterm Strich werde somit weniger Kohlenstoffdioxid (CO2) emittiert, als ursprünglich durch die Photosynthese der Pflanze im Holz gebunden worden ist, heißt es.
Die Wärme, die beim Erhitzen der Holzschnitzel entsteht, wird abgegriffen und über ein Rohrsystem ins Fernwärmenetz der Region eingespeist. Knapp 20 Prozent der Wahlstedter Wärme soll laut Hendrik Voß aus dem Kraftwerk kommen, mehr als 1.000 Anschlüsse wären damit versorgt.
Kritik an der Nutzung von Holzung
Dass Holz zur Energiegewinnung verwendet wird, löst auch Kritik aus. "Holz kann man am besten verwenden für Baustoffe, Holzhäuser, Möbel. Auch die Abfälle können immer noch gut weiter verwendet werden, zum Beispiel für Pressholz-Ziegel", sagt Umweltökonom Tilman Requate von der Universität Kiel.
Die Holzschnitzel in Wahlstedt entstehen laut HanseWerk jedoch als Abfallprodukt bei der Holzverarbeitung und können nicht anders verwertet werden: "Ich teile erst einmal die Bewertung, dass man Holz, das man für andere Zwecke einsetzen kann, nicht über so einen Prozess in Energie umwandeln sollte", sagt der Geschäftsführer Nikolaus Meyer - und fügt hinzu: "Wir nutzen hier aber kein solches Holz, sondern wir benutzen Restholz, was keine andere Verwertung hat." Der Rohstoff wird demnach meist regional, aus nicht mehr als 100 Kilometer Entfernung, angeliefert.