Lübecker Hanseschiff-Wrack: Erstes Fass aus Trave geborgen
Fachleute haben am Montag bei Lübeck erste Teile eines 400 Jahre alten Frachtseglers aus der Trave geholt. Die Bergung soll insgesamt drei Monate dauern und knapp zwei Millionen Euro kosten.
Für Archäologen ist es ein Glücksfall, manche sagen sogar eine Sensation: Bei Messungen durch das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt war am Grund der Lübecker Trave ein gut erhaltenes, 400 Jahre altes Hanseschiff entdeckt worden. Und Montag war für diese Experten ein großer Tag: Sie holten mit einem Kran erste Teile des Wracks aus dem Wasser. Zuerst kam an einem Drahtseil aus rund elf Metern Tiefe langsam ein Fass an die Oberfläche - grau-grün, mit Algen und Muscheln besetzt.
170 Fässer voller Kalk liegen auf dem Schiff
Für die Bergung kommt unter anderem ein Spezialschiff mit Hydraulikkran zum Einsatz, der von einem Arbeitsschiff aus gesteuert wird. Auch Taucher helfen. 170 Fässer liegen noch auf dem Grund der Trave, erklärt Projektleiter und Unterwasser-Archäologe, Felix Rösch. Darin sei Kalk: "Der ist gebrannt worden, um später als Mörtel verwendet zu werden."
Auch Münzen und Keramikscherben auf Travegrund vermutet
Nach und nach sollen in den kommenden drei Monaten die anderen Fässer aus dem Wasser geholt werden - und natürlich auch Schiffsteile selbst sowie Dinge, die mehr über die Besatzung verraten, so Rösch: "Da findet man halt auch Münzen und Reste von Schuhen und Besteck und Keramikscherben. Wir sind sehr gespannt sind, was uns da erwartet."
Eingelagert werden die geborgenen Fundstücke erst einmal zur Entsalzung in Wasserbecken in einer Halle, zudem wird jedes Teil dokumentiert. Ob die konservierten Teile des Frachters irgendwann einmal wieder zusammengebaut und ausgestellt werden, ist noch unklar.
Hanseschiff bereits im 17. Jahrhundert versunken
Bereits seit dem 17. Jahrhundert ruht das Hanseschiff auf dem Grund der Trave bei Lübeck. Experten gehen davon aus, dass der Frachtsegler damals auf dem Weg nach Lübeck auf Grund lief, Leck schlug und sank. Er wurde zufällig bei Routinemessungen durch das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt im Juli vergangenen Jahres in der Lübecker Trave entdeckt, auf Höhe Stülper Huk. Die Stadt sprach von einem "archäologischen Sensationsfund".
Nach Angaben der Wissenschaftler wurden zwar schon häufiger Kriegsschiffe aus der Zeit gefunden, aber kaum zivile Handelsschiffe. Senatorin Monika Frank ergänzt: "Ein beladenes Schiff aus der späten Hansezeit, das so gut erhalten ist, kommt in dieser Form in der südlichen Ostsee bislang nicht vor."
Archäologe: Schiff hat direkten Bezug zur Hansestadt Lübeck
Archäologe Felix Rösch hatte den Fund der 400 Jahre alten Hansekogge bereits im Vorfeld als "Riesen-Glücksfall" für die Stadt bezeichnet: "Die Hansestadt Lübeck ist weltweit bekannt für die Backsteingotik, für die sehr gut erhaltene Altstadt als Königin der Hanse. Aber was bislang fehlte, war noch ein eigenes Schiff." Genau das soll der Fund in der Trave sein. "Es ist das erste Schiff, das wirklich einen direkten Bezug zu Lübeck hat", sagt Rösch.
Ende August sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.