Notfall in Lübeck: Lebensretter schildert dramatische Szenen
Weil der Fahrer eines Gelenkbusses in Lübeck am Samstagvormittag offenbar einen Herzinfarkt bekam, war das Gefährt führerlos unterwegs. Fahrgast Thomas Wicht hat den Bus zum Stehen gebracht.
Eigentlich wollte Thomas Wicht mit seiner besten Freundin in den Hansa-Park, als er gemerkt hat, dass der Busfahrer in Lübeck bei voller Fahrt in sich zusammengesackt ist. "Ich bin direkt nach vorne gerannt und habe geschaut, was genau los ist, weil sein Kopf schon blau angelaufen war", erzählt der 28-jährige. Der Bus fuhr währenddessen führerlos auf den Bürgersteig. Wie in einem "Horrorfilm" habe Wicht sich gefühlt. "Alle waren am Schreien, der Bus war halb voll. Es war komplettes Chaos."
Weil er die Tür zur Fahrerkabine nicht öffnen konnte, hat Wicht durch ein kleines, rechteckiges Fenster gegriffen, durch das der Fahrer normalerweise das Kleingeld wechselt, sagt er. "Ich habe nach links gelenkt, um wieder weg vom Bordstein zu kommen." Dann sei der Bus aber fast in den Gegenverkehr geraten, also hat er wieder nach rechts gelenkt. Auch einem Rollstulfahrer, der auf der Straße unterwegs war, ist Wicht so ausgewichen. Hinzu kam, dass das Bein des Busfahrers immer wieder auf das Gaspedal gefallen sei und der Bus so schneller wurde.
Schließlich ist es Wicht gelungen, durch das kleine Fenster hindurch das Bein des Fahrers weg vom Gaspedal zu schieben. "Mein Körper hat einfach nur noch gearbeitet", sagt er, "und überhaupt nicht mehr gedacht."
Ersthelfer reanimieren den Busfahrer
Laut Polizei hat der Bus mehrere Verkehrsschilder gerammt, aber Fußgänger und andere Fahrzeuge wurden nicht getroffen. Thomas Wicht ist sich sicher: "Wäre niemand an Bord gewesen, der so gehandelt hätte wie ich, hätte es glaube ich mehrere Tote gegeben. "
Laut Rettungsleitstelle war der Fahrer vermutlich wegen eines Herzinfarkts am Steuer zusammengebrochen. Ersthelfer konnten ihn reanimieren. Der Mann kam ins Krankenhaus. Die 20 Fahrgäste im Linienbus blieben laut Polizei körperlich unverletzt, fünf erlitten allerdings einen Schock. Eine Person musste deshalb in die Klinik gebracht werden.
Thomas Wicht sagt, dass seine Schulter geprellt ist. Und in Gedanken beschäftige er sich viel mit der führerlosen Fahrt: "Die Nächte sind ziemlich kurz."