Lotsen-Mangel auf dem NOK: "Die Situation ist ernst"
Etwa drei Stunden mussten Schiffe, die in den Nord-Ostsee-Kanal (NOK) einlaufen wollten, an diesem Freitag in der Elbe warten. Der Grund: In Brunsbüttel gab es keinen Lotsen. Mittlerweile ist zwar Ersatz gefunden, der Stau hat sich aufgelöst - doch das Problem bleibt bestehen.
Die Situation sei ernst, sagt Bastian Petschokat, Ältermann der Lotsenbrüderschaft NOK. "Es brennt sogar richtig, weil es im Prinzip keinen deutschen Nachwuchs mehr gibt in der Seefahrt", so Petschokat weiter. 136 Lotsen gebe es aktuell - "wir könnten gut 155 sein, die gibt es aber nicht", klagt der Ältermann. Ein anderer Grund für den Lotsenmangel ist laut Petschokat die gedrosselte Geschwindigkeit auf dem NOK. Denn seit 1. Juli dürfen Schiffe ab einer bestimmten Größe den Kanal nur noch mit 12 statt wie bisher mit 15 km/h passieren. Das verlängere die Zeit, die die Lotsen auf den Brücken verbringen, um etwa eine Stunde je Richtung. Und sorge so für eine erhöhte Arbeitszeit je Schiff. Der Grund für die Geschwindigkeitsdrosselung ist die teils unterspülte Uferböschung. Um ein weiteres Absacken zu verhindern, dürfen Schiffe den Kanal nur noch langsam passieren.
Kein Lotse für Brunsbüttel-Schleuse
An diesem Freitag hat sich der Notstand deutlich bemerkbar gemacht. Der Bereich der Schleuse in Brunsbüttel (Kreis Dithmarschen) konnte mit keinem Lotsen besetzt werden. Auf der Elbe kam es dadurch zu einem Schiffsstau mit Verzögerungen von etwa drei Stunden. Das teilte das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) mit. Laut Deflef Wittmüß, Amtsleiter des WSA, konnte zumindest für heute kurzfristig Personal gefunden werden, das dort einspringen konnte. Mittlerweile hat sich der Schiffsverkehr auf dem NOK wieder normalisiert.
Lotsenberuf: Einstiegsbarrieren abbauen
"Wir sind im Begriff, den Beruf des Seelotsen zum Primärberuf umzubauen", berichtet Ältermann Petschokat. Demnach müsse man dann nicht mehr über die Seefahrt in den Beruf einsteigen - man könne direkt nach der Schule mit einem Dualen Studium loslegen. Darüber hinaus spreche man, so Petschokat, schon jetzt junge Leute in der Schule an. "Die Kampagne ist darauf ausgelegt, Sechzehn-, Siebzehnjährige überhaupt für den Beruf erst einmal zu begeistern."