NOK-Sperrung: IHK warnt vor langfristigen Folgen
Eine Expertin der IHK befürchtet, dass Reedereien die Routen für ihre Container-Schiffe längerfristig ändern und der NOK künftig weniger genutzt werden könnte.
Nichts geht mehr. Kein Container-Schiff kann den Nord-Ostsee-Kanal (NOK) mehr nutzen, seitdem dort in der vergangenen Woche Öl aus einer Pipeline ausgelaufen ist. Wegen der Reinigungsarbeiten ist der Kanal laut Havariekommando noch bis mindestens zum 3. Januargesperrt.
Normalerweise passieren täglich 80 bis 100 Container-Schiffe laut United Canal Agency den Kanal. Das Unternehmen organisiert für einen Teil dieser Schiffe zum Beispiel Lotsen. Doch seit der Sperrung ist der Umsatz komplett eingebrochen. Die Angestellten bauen im Moment ihre Überstunden ab oder nehmen Resturlaub. Sollte die Sperrung länger dauern, müsse man sehen, was man macht, sagt ein Sprecher.
Könnten Reedereien zukünftig den NOK weniger nutzen?
Die Container-Schiffe müssen nun einen Umweg über Dänemark fahren. Das könnte langfristige Folgen haben, sagt Julia Körner von der Industrie- und Handelskammer (IHK) in Schleswig-Holstein: "Wir haben im Moment keine Planbarkeit, wann der NOK wieder befahren werden kann. Für die internationalen Lieferketten ist es aber elementar wichtig, Verlässlichkeit zu haben. Deshalb befürchten wir, dass sich die Verlagerung der Schiffsrouten nicht nur im Moment zeigt, sondern dass wir hier in der mittleren und längeren Frist Verlagerungen weg vom NOK haben können." Die IHK in Schleswig-Holstein fordert deswegen, dass geprüft werden soll, ob Schiffe zumindest in einem größeren Abstand zueinander durch den Kanal fahren können.
Am Mittwoch vergangener Woche war ein kilometerlanger Ölteppich bei Brunsbüttel entdeckt worden. Er erstreckte sich über sechs Kilometer von der Brunsbütteler Schleuse bis zur Hochbrücke. Um zu vermeiden, dass sich der Ölfilm weiter ausbreitet sperrte die Verkehrszentrale NOK die Schleusen.
Zeitweise waren mehr als 150 Kräfte von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk (THW) und Havariekommando damit beschäftigt, das Öl zu beseitigen. Am Dienstag hieß es, 99 Prozent der Ölmenge seien von der Wasseroberfläche aufgenommen worden. Nun stehe noch die Reinigung der Uferböschung, Schleusen und der dort festliegenden Schiffe aus. Statt an diesem Mittwoch entschieden sich die Behörden dann den Kanal erst frühestens am Dienstag der kommenden Woche (3. Januar) wieder freizugeben. Alles andere sei zu gefährlich, sagte Jens Rauterberg vom Havariekommando: "An den Böschungen kann nicht gearbeitet werden, wenn hier Schiffe vorbeifahren. Wir haben dann Wellenschlag und das würde die Arbeiten behindern. Und das kann auch Menschen gefährden." Zudem will das Havariekommando kein Risiko eingehen. Denn sollte sie den Kanal zu früh öffnen und dann doch Öl über die Elbe in die Nordsee fließen, könnte die Behörde strafrechtlich belangt werden.
Goldschmidt: Auswirkungen auf Umwelt und Schifffahrt möglichst gering halten
Mittlerweile wurde die Einsatzleitung wieder an den Landesbetrieb Küstenschutz (LKN) übergeben. Das teilte das Havariekommando am Mittwoch mit. Die Verantwortung liege somit wieder beim Land Schleswig-Holstein. Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) bedankte sich bei den zahlreichen Einsatzkräften, die auch über die Weihnachtstage hinweg das Öl bekämpft hatten. "Jetzt gilt es, die restlichen Arbeiten zügig abzuschließen, um die Auswirkungen auf Umwelt und Schifffahrt möglichst gering zu halten", so Goldschmidt.
Der LKN bleibe täglich vor Ort, um die Arbeiten anzuleiten und zu beurteilen. Außerdem werde die Ölbekämpfungseinheit aus "Odin" und dem Ponton "Lüttmoor" die Aufnahme von Öl vom Wasser aus fortsetzen, so das Havariekommando.