Lebensretter auf vier Pfoten: So läuft eine Tier-Blutspende ab
Blutspenden können Leben retten, auch bei Tieren. In der Tierklinik Norderstedt (Kreis Segeberg) gibt es aber mit den Reserven immer wieder Probleme, denn die Lebensretter auf vier Pfoten sind gerade in der Ferienzeit Mangelware.
Für Hündin Nelli ist dieser Termin in der Tierklinik Norderstedt schon fast Routine. Bereits das sechste Mal sind Isabelle Decker und Nelli zur Blutspende in der Klinik. Nach der Begrüßung am Empfang der Klinik geht es für Hund und Halterin in das Behandlungszimmer. Dort warten schon Tierärztin Dr. Selina Kuban und die tiermedizinischen Fachangestellten der Klinik auf die Beiden. Bevor die Blutspende beginnt, wird Nelli einmal durchgecheckt.
Nur wenn das Blut einem gesunden Organismus entnommen wird, kann es nachher Leben retten. "Das gilt für menschliche, aber auch für tierische Blutspenden", erklärt Tierärztin Dr. Selina Kuban: "Wir schauen uns die Schleimhäute an und dann nehmen wir einmal Blut ab. Wir schauen dann, ob der rote Blutzell-Spiegel passt, ob die Entzündungszellen erhöht sind - und auch die Leber- und Nieren-Werte werden einmal geprüft." Hunde, die Blut spenden sollen, müssen außerdem mindestens 25 Kilogramm wiegen. Bei Nelli sind alle Werte im Normbereich, sie kann also heute spenden.
Tierklinik Norderstedt: Pro Woche etwa zwei Blutspenden
Auch bei Hunden gibt es unterschiedliche Blutgruppen. Nelli ist eine sogenannte Universalspenderin. Ihr Blut kann dementsprechend an Hündinnen und Hunde aller Blutgruppen gegeben werden. Über einen Zugang am Hals der Hündin fließen heute etwa 300 Milliliter Blut in den Plastikbeutel. Nelli liegt dabei ganz ruhig auf dem Behandlungstisch. Frauchen Isabelle Decker streichelt ihr währenddessen immer wieder über den Kopf. Sie selbst arbeitet auch in der Tierklinik Norderstedt, ist dort tiermedizinische Fachangestellte und weiß, wie dringend die Klinik Tier-Blutspenden benötigt. "Mir ist das wichtig, dass wir anderen Tieren helfen und sogar auch Leben retten können und mit so einem kleinen Eingriff so viel schaffen", sagt Isabelle Decker.
Pro Woche wird in der Norderstedter Klinik im Durchschnitt zwei Mal Blut gespendet. "Das ist zu wenig", betont Tierärztin Dr. Selina Kuban, denn die Bedarfe seien größer. Das Blut von Nelli wird direkt benötigt,. "Gerade hat eine Kollegin angerufen, die hat einen Patienten aufgenommen, der eine Auto-Immunerkrankung hat und der braucht tatsächlich das Blut dann direkt. Das heißt, unser Kühlschrank ist wieder leer", sagt die Tierärztin.
Landesverband praktizierender Tierärzte: Zentrale Blutbank für Tierblut wäre Erleichterung
Landesweit ist die Lage laut Maik Neßmann, Vorstandsmitglied im schleswig-holsteinischen Landesverband praktizierender Tierärzte, nicht so dramatisch. Denn Tierblut werde weitaus weniger häufig benötigt als eine Blutspende bei Menschen. Er kritisiert jedoch, dass es im Gegensatz zur Humanmedizin keine zentrale Blutbank für Tierblut gibt. Mit einer solchen zentralen Institution wäre es demnach einfacher, eine Reserve an Tierblut aufzubauen - und dann auch einfacher zu verteilen. Deshalb sei es in vielen tierärztlichen Praxen und Kliniken normal, dass die Tiere der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer wieder aushelfen, so Maik Neßmann.
Gut eine Stunde nachdem Hündin Nelli zusammen mit ihrem Frauchen die Tierklinik Norderstedt betreten hat, ist die Blutspende für die beiden beendet. Nelli wird jetzt mit einer großen Portion Fressen belohnt, was sie noch auf dem Behandlungstisch verputzt. Isabelle Decker bekommt eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 21 Euro. Nach der Blutspende gibt es für Tiere dieselben Handlungsempfehlungen wie für Menschen: Ausruhen und Schonen. In drei Monaten darf Nelli dann für ihre nächste Blutspende wiederkommen.