Landtag in SH diskutiert über Konsequenzen aus der PISA-Studie
Im Landtag in Kiel ist lebhaft über Bildung in Schleswig-Holstein diskutiert worden. In einem Punkt waren sich alle Fraktionen einig: Um den laut PISA-Studie negativen Trend zu stoppen, muss etwas passieren. Noch immer gebe es zu viel soziale Ungerechtigkeit.
Das schlechte Abschneiden der deutschen Schülerinnen und Schüler in der internationalen Leistungsstudie PISA hat den Landtag am Mittwoch gleich zu Beginn der Dezember-Tagung beschäftigt. FDP-Fraktionschef Christopher Vogt sagte NDR Schleswig-Holstein, die Ergebnisse der Studie seien verheerend für die Kinder und Jugendlichen in unserer Gesellschaft. Seine Partei hatte den Antrag zur Aktuellen Stunde in Kiel gestellt. Einig sind sich alle: Es muss etwas passieren. Auch dass Sprache der Schlüssel für Bildung ist, scheint kein Streitpunkt zu sein. Doch die Bemühungen der Koalition reichen nicht aus, kritisiert die Opposition.
Bildungsministerin Prien: "Schulschließungen waren ein Fehler"
Laut Vogt spielen sowohl die Corona-Pandemie als auch die zunehmende Zuwanderung eine Rolle bei den Ergebnissen der PISA-Studie. Bildungsministerin Karin Prien (CDU) räumte ein: "Die langen Schulschließungen während der Pandemie waren ein Fehler, dessen dramatische Auswirkungen an den Schulen noch immer zu spüren sind." Dies dürfte aber keine Ausrede für die Landesregierung sein, sagte Vogt, denn das Bildungsministerium habe beim Thema Lehrkräftegewinnung viel zu lang geschlafen. Zudem müssten auch die Baustellen Inklusion und Integration angepackt werden.
Soziale Ungerechtigkeit eines der größten Probleme
Unverständnis äußerten sowohl Vogt als auch die SPD darüber, dass ausgerechnet dort, wo Kinder Deutsch als Zweitsprache lernen, die Mittel gekürzt werden sollen. Wichtig und sinnvoll wären Sprachtests bei Kindern noch vor der Einschulung, meint der FDP-Fraktionschef. Es reiche nicht aus, diese bei einigen Perspektiv-Kitas, die geschaffen werden sollen, einzuführen. Der Zusammenhang zwischen Herkunft und Leistungserfolg müsse durchbrochen werden, betonten auch Martin Balasus (CDU) und Lasse Petersdotter (Grüne). Petersdotter und die SPD-Fraktionsvorsitzende Serpil Midyatli benannten als eines der größten Probleme die soziale Ungerechtigkeit im Bildungswesen.
Wird aus dem Sozialstaat bald ein sozialer Bildungsstaat?
Petersdotter bezeichnete die Ergebnisse der Studie als erschreckend. Hoffnung sieht er in einem Vorschlag Priens: "Die Bildungsministerin hat gefordert, aus dem Sozialstaat einen sozialen Bildungsstaat zu machen. Diesen Ansatz finde ich interessant", meinte Petersdotter. Er wünscht sich eine soziale Bildungspolitik, die auch die Leistungsschwachen mit in den Vordergrund nimmt. Die Schwierigkeit sei, dass es immer mehr Kinder aus bildungsfernen Schichten gebe, erklärte Ministerin Prien. Es gelte nun, diese Kinder mitzunehmen - und daran müsse was getan werden.
SSW fordert erneut kostenfreie Lehrmittel
Ein Vorschlag dafür kam von SSW-Fraktionschef Lars Harms. Er forderte erneut, dass Lehrmittel für Schülerinnen und Schüler im Land kostenfrei werden. Diese Forderung hatte die schwarz-grüne Koalition zuletzt abgelehnt. "Das finden wir ein völlig falsches Signal, gerade vor dem Hintergrund, dass wir bei PISA nun wirklich nicht gut abgeschnitten haben", sagte Harms. Es dürfe nicht sein, dass es vom Geld der Eltern abhängig ist, ob ein Kind gute Bildung bekommt oder nicht. Bei den schlechten Ergebnissen ergibt es laut dem Fraktionschef Sinn, den Kindern alles, was sie zum Lernen brauchen, umsonst zur Verfügung zu stellen.