Landesregierung in SH will Inklusion an Schulen verbessern
Damit Inklusion an Schulen in Schleswig-Holstein besser gelingen kann, soll es laut einem 9-Punkte-Plan der Landesregierung künftig mehr Personal geben. Die Opposition kritisiert: Die Pläne reichen nicht aus.
Gute Inklusion - das ist laut Bildungsministerin Karin Prien (CDU) kein Wettlauf um die höchste Quote und kein Kampf um die Nachkommastelle, sondern ein genauer Blick auf die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen. Ihre Definition für Inklusion erklärt sie den Abgeordneten so: "So viel gemeinsame Beschulung wie möglich, so viel individuelle Unterstützung wie nötig, damit wir jedem einzelnen Kind und jedem einzelnen Jugendlichen am besten gerecht werden können."
Das soll künftig besser gelingen, in dem die Diagnose-Standards, die den sonderpädagogischen Förderbedarf feststellen, landesweit vereinheitlicht und vergleichbar gemacht werden. Gelten sollen diese neuen Standards ab dem Schuljahr 2024/25, anschließend sollen die Effekte untersucht werden. Außerdem soll mehr Personal gefunden und eingestellt werden, dass die Lehrer und Lehrerinnen an den Schulen unterstützt.
Opposition: Landesregierung vernachlässigt ein Menschenrecht
Während Ministerin Prien mit Blick auf den rückläufigen Förderbedarf bei Schülerinnen und Schülern von einer guten Entwicklung spricht, kommt von der Opposition heftige Kritik am aktuellen Zustand der Inklusion im Land. SPD und SSW bemängeln, dass wieder mehr Kinder in Förderzentren unterrichtet werden. Die Exklusionsquote - die Anzahl der Schülerinnen und Schüler, die in einem Förderzentrum unterrichtet werden - sei gestiegen, anstatt die Inklusion zu verbessern. SPD-Bildungspolitiker Martin Habersaat warf Ministerin Prien vor, sie habe das Leitbild der inklusiven Schule aufgegeben: "Hier vernachlässigt die Landesregierung ein Menschenrecht."
SSW: Zu wenig Schulbegleitung
Jette Waldinger-Thiering vom SSW wirft der Landesregierung vor, ein unvollständiges Bild zur Inklusion zu zeichnen: "Die Zahlen zu den Schülern und Schülerinnen mit Förderbedarf sind nur begrenzt aussagefähig, da die landesweiten Diagnostik-Verfahren nicht einheitlich sind." Ein Kind könne in einem Kreisgebiet einen Förderbedarf diagnostiziert bekommen und Förderangebote erhalten, während an einem anderen Ort kein Förderbedarf erkannt würde. "Deshalb freut es mich sehr, dass man hier auf landesweit geltende Diagnostik-Verfahren hinarbeitet."
Wie Ministerin Prien den Stand der Inklusion in Schleswig-Holstein vermittelt, kritisiert Waldinger-Theiring zudem als zu positiv: "Selbst wenn Frau Prien bei Herrn Lanz behauptet, es gäbe Klassen mit bis zu sechs Schulbegleitungen, so mögen dies glückliche Einzelfälle sein. Es gibt allerdings auch Schüler und Schülerinnen, die aufgrund fehlender Schulbegleitung nicht am Unterricht teilnehmen können."
FDP: Inklusion in SH auf keinem guten Weg
Auch der bildungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Christopher Vogt, stellt der Landesregierung für den Ist-Zustand der Inklusion ein schlechtes Zeugnis aus: "Die Umsetzung der Inklusion ist in Schleswig-Holstein meines Erachtens auf keinem guten Weg und teilweise auch schlichtweg gescheitert." Als Sparmodell werde es schlichtweg nicht funktionieren. Besonders bei Kindern, die andere Einschränkungen als körperliche haben, sieht er die Umsetzung sehr kritisch. Es brauche eine ganze Reihe an Korrekturen und Verbesserungen - wie beispielsweise bessere Vermittlung von Wissen über Inklusion.
Grünen-Politiker Malte Krüger verteidigt die Inklusions-Politik der Landesregierung: "Schleswig-Holstein ist immer noch an der Spitze bei der Inklusionsquote in Deutschland." Aber auch er sei unzufrieden mit der steigenden Exklusionsquote. Die geplanten Schritte, um die Inklusion an Schulen in Schleswig-Holstein zu verbessern, hält er für richtig: "Wir Grüne setzen uns dafür ein, dass eine objektive und differenzierte Feststellungs-Diagnostik flächendeckend implementiert wird. Dies ist ein wichtiger Schritt, um sicherzustellen, dass Kinder mit individuellem Förderbedarf frühzeitig erkannt und angemessen unterstützt werden."