Kostenlose Flüge für schwer kranke Menschen in St. Peter-Ording
Uwe Herrmann von der Westküstenflugschule in St. Peter-Ording erfüllt schwer kranken Menschen aus der Region einen Wunsch: Sie dürfen ihn auf einem seiner Rundflüge über die Nordsee begleiten.
Wenn die Endlichkeit des eigenen Lebens durch Krankheit plötzlich viel stärker ins Bewusstsein tritt, denken viele Menschen an Dinge, die sie gerne noch tun würden, bevor es nicht mehr geht. Dinge, die sie aus Kostengründen oder aus Angst bisher nicht angegangen sind. Für Renate Holz aus Kappeln (Kreis Schleswig-Flensburg) ist eines dieser Dinge ein Flug über die Nordsee. "Das ist eigentlich was, was ich immer machen wollte", erzählt die 59-Jährige kurz bevor es losgeht unter Tränen. Sie habe aber immer Angst gehabt. "Aber jetzt habe ich keine Angst und habe die Möglichkeit, das zu machen." Renate Holz hat Brustkrebs. Der Tumor hat bereits in die Knochen gestreut.
Letzten Wunsch erfüllen
Im vergangenen Jahr lernte Uwe Herrmann von der Westküstenflugschule in St. Peter-Ording (Kreis Nordfriesland) eine an Krebs erkrankte Frau kennen. Sie erzählte ihm, sie habe nur noch drei Monate zu leben und wolle noch einmal hoch oben über ihre Heimat fliegen. Das Geld für einen solchen Flug hatte sie nicht. Uwe Herrmann setzte sie im Juni dennoch in sein Flugzeug und erfüllte ihr diesen letzten Wunsch. "Ich habe gesehen, welche Emotionen das ausgelöst hat - bei ihr aber auch bei mir. Und deshalb habe ich gesagt: Das machst du weiter", erzählt Herrmann. "Mir bedeutet das sehr viel", bedankt sich auch Renate Holz bei ihrem Piloten.
Das Wattenmeer von oben
Ein bisschen Nervosität ist natürlich trotzdem dabei. Doch Herrmann setzt seine Flugbegleitung ganz entspannt in die kleine Maschine und erklärt ihr ruhig, was genau passieren wird. Dann starten sie von Eiderstedt aus in Richtung nordfriesische Halligen und Inseln. Mit 250 Kilometern pro Stunde fliegen sie in 600 Metern Höhe über das Wattenmeer. Ganz ruhig gleitet das Flugzeug durch die Luft. "Du hast das Gefühl, als wenn du gar nicht fliegst", erzählt Renate Holz und bewundert die Aussicht.
Zusammenarbeit mit dem Hospizdienst Eiderstedt
Damit noch mehr Menschen in den Genuss dieser Aussicht kommen, arbeitet Herrmann eng mit dem ambulanten Hospizdienst Eiderstedt zusammen. "Unsere Ehrenamtlichen besuchen die Menschen und werden natürlich weiterhin fragen, wer Lust hat und sich das zutraut, in die Lüfte zu gehen und Eiderstedt von oben zu sehen", erzählt Hospizkoordinator Thiemo Lemke.
Nach dreißig Minuten setzt die Maschine wieder bei der Westküstenflugschule auf. "Es war herrlich. Unbeschreiblich! Das kann man mir nicht wieder nehmen", versucht Renate Holz den Flug in Worte zu fassen. Jeder, der die Möglichkeit habe, sollte das einmal machen, findet sie.