Meteoriteneinschlag in Elmshorn: Labor untersucht 3,5-Kilo-Brocken
Vor wenigen Tagen berichteten Anwohner in Elmshorn von einem Knall, mehrere Steine wurden entdeckt. Mittlerweile ist klar: Es waren Meteoritenteile. 13 weitere Gesteinsbrocken wurden seitdem entdeckt, einer von ihnen wiegt 3,5 Kilogramm - Rekord in Schleswig-Holstein.
Am Wochenende waren in Elmshorn (Kreis Pinneberg) Meteoriten-Suchtrupps im Auftrag des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) unterwegs. Bisher wurden 13 weitere Meteoritenteile gefunden - auf mehreren Privatgrundstücken im Norden der Stadt. Zusammen wiegen die Gesteinsbrocken rund sechs Kilogramm, sagte Carsten Jonas vom Arbeitskreis Meteore am Sonnabend. Meteoritenexperte Dieter Heinlein spricht von einer Sensation. Die Einzelteile werden in den nächsten Wochen im Labor in Dresden weiter untersucht.
Astronomen unterscheiden den Meteor, den fliegenden Teil im Weltraum, den Meteorid, der als Teil in die Erdatmosphäre gelangt ist sowie Meteoriten - das sind die Teile, die auf die Erdoberfläche gefallen sind.
Feuerwehr gab zunächst Entwarnung
Zunächst waren zwei Meteoritenteile entdeckt worden, nachdem Anwohner die Feuerwehr alarmiert hatten. Sie hatten nach einem lauten Knall einen kleinen Stein im Garten in einem Wohngebiet am nördlichen Rand von Elmshorn gefunden. Auch das Dach eines Hauses wurde durchschlagen. Die Anwohner vermuteten einen Meteoriten und riefen zur Sicherheit die Feuerwehr - denn von Meteoriten geht radioaktive Strahlung aus. Doch die Feuerwehr gab zunächst Entwarnung. Sie identifizierte das kleine unbekannte Objekt als Stein. Für den Knall gab es keine Erklärung.
Zwei Tage später stellte sich die Lage aber ganz anders dar: Es handelt sich nach Meinung von Astronomen offensichtlich doch um Meteoriten. Das ergibt sich aus den ersten Fotos der Steine, die an das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gegangen sind. Auch liegt mittlerweile eine erste Schätzung über Alter und Größe des Gesteins vor: Der Meteorit soll vor dem Eintritt in die Atmosphäre noch mehr als 100 Kilogramm schwer und bereits seit rund 4,5 Milliarden Jahren im Weltall unterwegs gewesen sein.
Funde von Anwohnern häufen sich
Nach den ersten beiden Funden hatte sich am Freitag eine weitere Hausbesitzerin unter anderem nach den NDR-Berichten beim DLR gemeldet und dort angegeben, auch bei ihr seien Meteoritenstücke niedergegangen. Sie habe am Dienstag einen Arzttermin gehabt und deshalb nachmittags ihr Grundstück verlassen. Als sie zurückkehrte, habe sie die dunklen Teile in ihrer Auffahrt bemerkt. Die Angaben und der Zeitpunkt passten, bestätigte Carsten Jonas auf NDR-Nachfrage. Inzwischen häufen sich die Funde von weiteren Anwohnern, es seien bereits mehrere Kilogramm Meteoritengestein zusammengekommen. Jonas schließt nicht aus, dass die Menge noch bis auf 10 Kilogramm anwachsen könne.
Meteor im Weltraum bis zu eine Tonne schwer
Damit könnte auch die Gesamtmasse des ursprünglichen Meteors im Weltraum auf gut eine Tonne steigen. DLR-Meteoriten-Spezialist Dieter Heinlein hatte NDR Schleswig-Holstein gesagt, dass bei der Bestimmung der Gesamtmasse eines Meteors grob die Faustregel 1:100 im Verhältnis zum Gewicht am Boden gelte. Bis Freitagabend war insgesamt zunächst nur ein Kilogramm Gestein am Boden zusammengekommen. Der ursprüngliche Meteor könnte also zehnmal so groß gewesen sein, wie zunächst angenommen.
Meteoritenhagel mit 150 Kilometern pro Stunde
Mit Eintreten in die Erdatmosphäre sei der Meteorit dann vermutlich in seine Einzelteile zerfallen, erklärte Heinlein. Die Teile seien in Elmshorn vermutlich als Meteoriten-Hagel niedergegangen - mit einer Geschwindigkeit von 150 Kilometern pro Stunde. "Eines der beiden Stücke in Elmshorn ist etwa 225 Gramm schwer und so groß wie ein Tennisball", so Heinlein. Das zweite gefundene Stück sei etwa so flach und so groß wie eine Handfläche und etwas schwerer. Meteoriten bestehen gewöhnlich vor allem aus Eisen und Nickel.
Astronom Carsten Jonas, der sich am Freitag einen ersten Eindruck der Meteoriten verschafft hat, nimmt an, dass der Meteor im Weltall rund 4,5 Milliarden Jahre unterwegs war - bis er in die Erdumlaufbahn und schließlich in die Atmosphäre eintrat.
Laboruntersuchungen und Auswertung von Videomaterial
Näheren Aufschluss soll die Auswertung von Videomaterial aus einer Beobachtungsstation aus Bremerhaven bringen. Und weitere Ergebnisse sollen Untersuchungen in einem Spezial-Labor in Dresden bringen. Dorthin wurden die ersten beiden Teile aus Elmshorn geschickt. Nach Angaben von DLR-Meteoritenexperte Dieter Heinlein müssen die Untersuchungen möglichst rasch beginnen, weil sich über die kosmische, leicht radioaktive Strahlung weitere Aufschlüsse über die Zusammensetzung sowie die Größe des Meteoriten ergeben. In etwa vier bis fünf Wochen sollen alle Ergebnisse der Untersuchungen aus dem Labor in Dresden vorliegen.
Wer jetzt noch weitere Teile findet, soll sich unbedingt an des Deutsche Zentrum für Luft und Raumfahrt wenden, am besten per Mail unter contact-dlr@dlr.de. Nur zur Erfassung und Untersuchung - wer Meteoriten-Stücke auf seinem Grundstück findet, bleibt laut DLR weiterhin alleiniger Eigentümer.