Streik im Winterdienst: Viele Straßen trotzdem gestreut

Stand: 30.11.2023 14:13 Uhr

Die Gewerkschaft Ver.di hatte die Straßenmeistereien im Land am Donnerstag zu einem Warnstreik aufgerufen. Die Auswirkungen waren unterschiedlich, der Verkehr lief jedoch größtenteils normal.

Ab Mitternacht sollten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Straßenmeistereien des Landesbetriebs für Straßenbau und Verkehr (LBV.SH) ihre Arbeit für 24 Stunden niederlegen. Ein Gewerkschaftssprecher sagte am Donnerstag, der Warnstreik habe in der Nacht wie geplant begonnen. Bei einer zentralen Streikveranstaltung in Husum versammelten sich demnach etwa 600 Teilnehmende. Darunter waren neben den Mitarbeitenden des LBV auch Beschäftigte des Landesbetriebs für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN), die ebenfalls dazu aufgerufen waren, ihre Arbeit niederzulegen.

Nicht alle Straßenwärter in der Gewerkschaft

Die Auswirkungen des Warnstreiks bei den Straßenmeistereien waren am Donnerstagmorgen unterschiedlich. Während in Husum (Kreis Nordfriesland) nur vier von 18 Streufahrzeugen im Einsatz waren, gab es in Scharbeutz (Kreis Ostholstein) und in Breitenfelde (Kreis Herzogtum Lauenburg) nach NDR-Informationen keine Einschränkungen im Winterdienst. Auch in Segeberg, Pinneberg und Stormarn waren die Folgen gering, größtenteils wurden die Straßen geräumt und gestreut. In Marne und Heide (Kreis Dithmarschen) wurde dagegen gestreikt. Diejenigen, die nicht streikten, rückten aus, um an den Bushaltestellen zu streuen und um die Radwege frei zu halten, so ein Sprecher der Straßenmeistereien. In Leck im Kreis Nordfriesland beteiligten sich nur wenige Beschäftigte an dem Warnstreik, weil nur wenige in der Gewerkschaft sind. Auch die Straßenmeisterei in Flensburg konnte mit den Mitarbeitenden, die nicht in der Gewerkschaft organisiert sind und sich nicht am Streik beteiligen, alle sechs Fahrzeuge besetzen. In Süderbrarup (Kreis Schleswig-Flensburg) konnte ein Notdienst organisiert werden.

Weitere Informationen
Eine Frau befreit einen Gehweg vor ihrem Wohnhaus vom Schnee. © picture alliance / dpa Themendienst Foto: Tobias Hase

Winterdienst: Wer muss wann Eis und Schnee räumen?

Bei Schnee und Eis müssen Anlieger tagsüber die Gehwege vor ihrem Grundstück räumen. Die wichtigsten Regeln im Überblick. mehr

Private Räumdienste und Autobahnmeistereien unterwegs

In den meisten Städten, wie zum Beispiel Lübeck und Neumünster, waren private Räumdienste unterwegs, die ebenfalls nicht streikten. Auch in anderen Orten waren private Räumdienste unterwegs. Mario Amendt vom Dienstleister "A-Team Amendt Winterdienst" sagte am Mittwoch: "Wir halten unser Material und Personal vollständig selbst vor und agieren daher unabhängig von den Materialausgaben der Kommunen." Wie gewohnt, wird während des Warnstreiks auch auf den Autobahnen geräumt. Diese fallen in die Zuständigkeit der Straßenmeistereien der Autobahn GmbH, welche nicht vom Warnstreik betroffen sind.

Notdienst wurde nicht vereinbart

Der Landesbetrieb für Straßenbau und Verkehr (LBV.SH) rät Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmern auf Anfrage "ihre Fahrweise - wie sonst auch - den Witterungsbedingungen anzupassen". Einen Notdienst, bei dem zumindest die wichtigsten Verkehrsachsen vom kommunalen Winterdienst weiter bestellt werden, gibt es nicht. Frank Schischefsky, Sprecher von Ver.di Nord zeigte dafür wenig Verständnis: "Wir haben immer Notdienstvereinbarungen, wie wir es zum Beispiel in den letzten Wochen ja auch beim UKSH hatten. Bei uns hat sich niemand gemeldet. Hier sieht offensichtlich das Land Schleswig-Holstein keine Notwendigkeit, mit uns zu einer Notdienstvereinbarung zu kommen." Der Landesbetrieb sagt hingegen, es sei nicht gelungen, eine solche Vereinbarung zu treffen.

Gewerkschaft: Personalmangel beim Winterdienst bereits jetzt Dauerzustand

Es gebe bereits jetzt bei den Straßenmeistereien im Land Personalmangel, "herbeigeführt durch schlechte Bezahlung und Arbeitsbedingungen", so Schischefsky. Der Streik rühre vor allem daher, "dass die Beschäftigten im öffentlichen Dienst abhauen und wechseln und kein Nachwuchs gefunden wird." Die Gewerkschaft fordert für die Mitarbeitenden unter anderem 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 500 Euro sowie 200 Euro mehr für Nachwuchskräfte.

Leitstellen: Bisher wenig Glätteunfälle

Anders als am Mittwoch gab es in der Nacht zum Donnerstag und am Donnerstagmorgen keine größeren Schneefälle. Nach dem Wintereinbruch hat sich die Lage auf den Straßen weitestgehend normalisiert. Die Autofahrer hätten sich mittlerweile den Witterungsverhältnissen angepasst, berichtete die Polizei.

Ein Serienunfall auf der A7, Einsatzfahrzeuge stehen daneben. © Daniel Friederichs Foto: Daniel Friederichs
Insgesamt acht Autos waren am Donnerstagmorgen auf der A7 zusammengestoßen, zwei Menschen wurden dabei leicht verletzt.

Auf der A7 bei Bordesholm (Kreis Rendsburg-Eckernförde) waren laut Polizei am Donnerstagmorgen insgesamt acht Autos zusammengestoßen, zwei Menschen wurden dabei leicht verletzt. Den Angaben zu Folge war ein Fahrzeug von der A215 kommend beim Einfädeln in Richtung Hamburg komplett über alle Fahrspuren auf die linke Spur gezogen. Sieben dort fahrende Autos konnten nicht mehr rechtzeitig bremsen. Die Aufräumarbeiten dauerten bis zum Mittag, die Fahrbahn Richtung Süden war dafür teilweise gesperrt.

Die Polizei Kiel verzeichnete seit Mittwochabend nur einzelne Glätteunfälle in der Landeshauptstadt und im Kreis Plön. Dabei blieb es bei Blechschäden. Am Donnerstagmorgen gab es auf der B76 Höhe Tweelhörsten bei Plön einen Unfall mit zwei Fahrzeugen. Verletzt wurde niemand. Auf der B206 in Bad Segeberg überschlug sich am Donnerstagmorgen ein Pkw, eine Person wurde laut Rettungsleitstelle ins Krankenhaus gebracht. Dort war auch ein Hubschrauber im Einsatz.

An der Westküste und auch in Flensburg gab es bis zum Donnerstagmorgen keine Glätteunfälle. Auch in Ostholstein und rund um Lübeck hat es laut Polizei in der Nacht und am frühen Donnerstagmorgen keine witterungsbedingten Unfälle mehr gegeben. Am späten Mittwochabend war bei Grömitz noch ein Auto auf die Gegenfahrbahn geraten und mit einem anderen zusammengestoßen. Insgesamt sechs Menschen wurden zum Teil schwer verletzt - unter den Schwerverletzten war auch ein dreijähriges Kind.

Weiter Frost und Schnee in SH erwartet

In den kommenden Tagen rechnen Meteorologen weiter mit Frost. In der Nacht zum Donnerstag sanken die Temperaturen im Landesinneren von Schleswig-Holstein auf zweistellige Minusgrade. Auch tagsüber kamen die Temperaturen kaum über den Gefrierpunkt. Frost, Glätte und Schnee seien auch über das Wochenende zu erwarten. "Es geht winterlich weiter", sagte eine Meteorologin des Deutschen Wetterdienstes (DWD). "Das reißt jetzt so schnell nicht ab." Man müsse auch weiter mit glatten Straßen rechnen.

So viel Kilometer Straße unterhält der LBV.SH

Grundsätzlich liegen in der Zuständigkeit des LBV.SH vor allem Kreis-, Landes- und Bundesstraßen.

  • Bundesstraßen: 1.428km
  • Landesstraßen: 3.530km
  • Kreisstraßen: 2.683km
  • Insgesamt: 7.641km

Weitere Informationen
Sonne geht über der Kieler Förde an einem frostigen Novembertag auf. © NDR Foto: Carsten Salzwedel

Schnee in Schleswig-Holstein - die schönen Seiten

Wir blicken an Nord- und Ostsee sowie ins Binnenland, um den Wintereinbruch mit ein paar Bildern zu würdigen. Bildergalerie

Bad Grund: Autos fahren im winterlichen Harz durch eine Kurve. © dpa-Bildfunk Foto: Frank Neuendorf

Winterbeginn: Mehr Schnee und wieder glatte Straßen im Norden

Zum meteorologischen Winteranfang am 1. Dezember war es im Norden frostig kalt. Gebietsweise fiel Schnee. mehr

Eine Drohenenaufnahme zeigt eine Ortschaft auf Sylt von oben bei Sonnenaufgang. © Studio Sylt Foto: Georg Heimberger
1 Min

So sieht Sylt von oben aus, wenn es im November schneit

Schneebedeckte Strände, Orte und Dünenlandschaften: Die Nordseeinsel zeigt schon früh ihr Wintergesicht. 1 Min

Ein Stau bildet sich auf der Rader Hochbrücke in Richtung Hamburg bei Schneefall. © NDR Foto: Daniel Friederichs

Schnee in SH: 150 Unfälle, Busverkehr in Stormarn eingestellt

Auch bei der Bahn kommt es noch vereinzelt zu Verspätungen, die Lage auf den Straßen entspannt sich laut Leitstellen vorsichtig. Ein Überblick. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 30.11.2023 | 13:00 Uhr

Nachrichten aus Schleswig-Holstein

Drei Erstklässler bei einer Sammlung von Schultaschen. © picture alliance/dpa Foto: Soeren Stache

Ganztagsbetreuung in SH ab 2026: Finanzierungspläne konkretisiert

Ab 2026 muss die Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder stehen. Doch noch sind viele Frage ungeklärt. mehr

Videos