Kaputte Hallen und Stadien - hier kann bald keiner mehr Sport machen
Jede dritte Sportstätte in Schleswig-Holstein ist sanierungsbedürftig - das wirkt sich auf den Trainingsbetrieb aus. Doch die Förderung durch das Land läuft aus und in den Kommunen fehlt das Geld.
"Das Wichtigste ist, dass Training findet statt", sagt Stefan Gäde. Er trainiert die Tischtennis-Sparte des VfL Oldesloe. Mit einer modernen Halle hat die kleine Turnhalle an der Theodor-Mommsen-Schule nichts gemein. Zum Tischtennis spielen sei sie eigentlich zu klein, sagt Gäde. Es fehlen Jalousien, denn bei tief stehender Sonne können die Spieler an einer Seite der Platte nichts mehr sehen. Doch dafür sei es die einzige Halle hier, die im Winter warm sei, fügt der Spartenleiter hinzu.
In Bad Oldesloe ist die Lage besonders angespannt
Doch nicht nur die Tischtennisabteilung hat zu kämpfen in Bad Oldesloe. In der Stadt imKreis Stormarn steht derzeit vieles still, wo eigentlich rege sportliche Bewegung und Vereinstätigkeit herrschen sollte.
Die Stormarnhalle, die größte Sporthalle der Region, ist seit einem Jahr geschlossen. Sie muss saniert werden. Betroffen davon die Turnsparte mit dem Senioren-Sport oder das Eltern-Kind-Turnen. Auch Fußballturniere müssen ausfallen. Das örtliche Schwimmbad, das Travebad, wird gerade saniert, so finden keine Seepferdchenkurse mehr statt. Die Schwimmsparte (150 Mitglieder) kann nicht trainieren und auch alle Aqua-Fitness-Kurse fallen ersatzlos aus. Den Kunstrasenplatz darf die Fußballsparte des VfL Oldesloe gerade nicht bespielen - die Beleuchtung fehlt und auch die Fußgängerbrücke zum Stadion ist derzeit nicht passierbar - Einsturzgefahr.
"Wir haben vorsichtige Schätzungen für 2024, dass wir mit einem Einnahmeverlust von ungefähr 24.000 Euro rechnen werden, da sind die Eintritte und Austritte noch nicht berücksichtigt." Gudrun Fandry, Vorsitzende des VfL Oldesloe.
Die derzeitige Situation trifft nicht nur den größten Verein im Ort. Allein von der Schließung des Travebades sind 15 weitere Vereine und sieben Schulen betroffen.
Marode Sportstätten überall im Land
Nach Recherchen von NDR Schleswig-Holstein zeigt sich: Viele der 3.000 Sportanlagen im Land sind aus den 1970er und 1980er Jahren. Jede zweite liegt in kommunaler Hand. Laut Städteverband Schleswig-Holstein beträgt das Investitionsvolumen etwa 400 Millionen Euro. Geld, welches die Sportstätten dringend benötigen. So gibt beispielsweise der Kreissportverband Ostholstein an, dass der Sanierungsbedarf im Kreis immer weiter zunimmt. Der Kreissportverband Schleswig-Flensburg berichtet davon, dass die meisten Sporthallen die Ansprüche an den Trainingsbetrieb überwiegend erfüllen, aber die meisten für Wettkämpfe nicht geeignet seien. Einige Sportarten wie Leichtathletik, Volleyball oder Trampolinspringen könnten nur bedingt im Kreis ausgeübt werden.
Besonders ärgerlich sei, dass die Vereine nach Corona viel Zulauf hätten und den Bedarf nicht decken könnten - weil Kapazitäten fehlen.
Gebaut wird seit 100 Jahren gleich
Die Vereine brauchen intakte Hallen, um den Breitensport ausüben zu können, sagt Robin Kähler, Experte für Sportentwicklungsplanung. Und: die vorhandenen Hallen zu sanieren reiche heute eigentlich nicht mehr. Denn der Breitensport stehe an der Schnittstelle von alt zu neu. Man könne die Sportstätten nicht mehr nur von den traditionellen Sportarten her denken. Die Gesellschaft hat sich geändert, genau wie das Angebot der Vereine sowie die Inhalte im Schulsport. Andere Sportarten, wie beispielsweise Parkour oder Slackline lägen im Trend. Doch in den meisten Hallen sei das gar nicht möglich.
Finanzierung geht weiter zurück
Anfang September verkündete das Land, dass es die Förderung der Sportstätten zum Ende des Jahres auslaufen lassen wolle. Man habe in den letzten Jahren über 400 Sportstätten mit rund 54 Millionen Euro gefördert, sagt die Innenstaatssekretärin Magdalena Finke (CDU), doch nun laufe die Frist aus. Die Sportstätten seien kommunale Aufgabe. Für den Landessportverband ist das ein völlig falsches Signal.
"Das ein oder andere noch sanieren zu können, wird dadurch fast schon aussichtslos." Robin Kähler, Experte für Sportentwicklungsplanung
Auch Robin Kähler geht davon aus, dass vor dem Hintergrund der Finanzlage der Kommunen nicht zu erwarten sei, dass noch viel in den Sport investiert werde.
In Bad Oldesloe hofft man, dass das Schwimmbad Anfang nächsten Jahres fertig wird. Die Stormarnhalle wird frühstens 2026 fertig. Doch Aufgeben gibt es nicht im Sport, sagt der Tischtennistrainer Gäde.