KI im Rettungseinsatz: Mit autonomen Robotern gegen Waldbrände
Roboter helfen im Kampf gegen Waldbrände - wie in Kalifornien. Noch müssen sie von Menschen gesteuert werden. Das könnte sich ändern: mit intelligenter Technik aus Schleswig-Holstein.
Er sieht aus wie ein größerer Hund. Ein gelber Roboter, nennen wir ihn Bobby. Auf einem Parkplatz im Wissenschaftspark der Universität Kiel brennt ein Gasgrill. Vorsichtig läuft Bobby um das Feuer herum. Es weht Ostwind. Die Flammen schlagen deshalb an einer Seite des Grills besonders weit über das Rost. Bobby muss vorsichtig sein, Abstand halten, darf den Flammen unter keinen Umständen zu nah kommen. Noch hilft ihm ein Team aus Wissenschaftlern der Uni Kiel bei der Navigation. Ein Informatiker hält eine Fernbedienung in der Hand und steuert den Roboter konzentriert. Später soll Bobby auf die Hilfe verzichten können, sich autonom durch Waldbrandgebiete bewegen, Flammen löschen, aufklären, Menschen retten.
Mit Simulationen von Waldbränden arbeiten
"Der Roboter muss einerseits echte Flammen sehen, damit trainieren wir seine KI", erlärt der Leiter des Projekts, Sören Pirk. Zusätzlich werde die Software des Roboters mit simulierten Bildern gefüttert. Sie werden von Pirk und seinem Team programmiert. "Es ist so, dass Waldbrände in echt nur sehr schwer aufzunehmen sind, also wir können als Menschen da nicht so dicht rangehen. Das heißt, wir müssen mit Simulationen arbeiten." Die Forschenden programmieren deshalb Bilder von verschiedenen Waldbrandszenarien, denn ein Feuer ist nie gleich, sondern immer anders.
Roboter muss sich von Flammen fernhalten
"Wenn wir trockenere Vegetation haben, dann breitet sich das Feuer schneller aus und wir haben mit viel dramatischeren Feuersituationen zu tun, als wenn die Vegetation mehr Feuchtigkeit gespeichert hätte", erklärt der Professor. Die simulierten Bilder sollen Bobby helfen, sich von den Flammen möglichst fernzuhalten - bei Regen, im Wind, in der Ebenen oder am Berg.
"Der Roboter hat Kameras als Sensoren, so ähnlich wie bei einer Rückfahrkamera fürs Auto, mit denen er sich in seiner Umgebung zurechtfinden kann." Wenn man die KI des Roboters jetzt trainieren wolle, dann müsse man das mit fotorealistischen Bildern machen. "Sind die Daten unrealistisch, würde er die echte Umgebung draußen mit seinen Kameras nicht erkennen können." Die Forschenden simulieren deshalb verschiedenste Szenarien: Brände trockener Sträucher, feuchter Vegetation, Feuer in der Ebenen, am Berg, im Regen oder im Wind. Neben den Kameras hat Bobby auch weitere Sensoren: einen Laserscanner und einen Temperaturmesser. Eine Stimme hat Bobby nicht.
Zwei Millionen Euro EU-Förderung
Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis Bobby sich allein in einem Waldbrandgebiet zurechtfinden kann. Das Forschungsprojekt "Wildfire Twins" läuft auch erst seit Anfang des Jahres. Es ist auf fünf Jahre angelegt. Finanziert wird es aus Fördermitteln der EU. Insgesamt stellt die EU-Forschungsförderung zwei Millionen Euro für die Kieler Forscher bereit. Später einmal soll Bobbys Technik auch in größere Löschroboter eingebaut werden. Diese sind deutlich massiver und schwerer, einige sehen aus wie kleine Panzer. Sie werden bisher noch per Fernbedienung gesteuert. Bis sie autonom funktionieren, kann es aber noch einige Jahre dauern. Dann könnten sie im Einsatz helfen und Personal sparen. Feuerwehrleute, die bisher Roboter steuern mussten, haben so die Möglichkeit selbst zu löschen.
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