Jahrestreffen: Was bewegt die dänische Minderheit?
Årsmøder sind die Jahrestreffen der dänischen Minderheit. In diesem Jahr finden sie zum 99. Mal statt. Gefeiert wird von Freitag bis Sonntag an 40 verschiedenen Orten, darunter in Flensburg, Schleswig und Friedrichstadt.
Rund 50.000 Menschen fühlen sich in Schleswig-Holstein der dänischen Minderheit zugehörig. Einer von ihnen ist der Flensburger Rasmus Meyer, der als Kommunikationschef im Generalsekreteriat des Sydslesvigsk Forening (Südschleswigscher Verein) arbeitet. Der 44-Jährige hat die deutsche Staatbürgerschaft und lebt in vierter Generation als "Minderheitsdäne" im Grenzland. Der Verein der dänischen Minderheit hat aktuell 16.000 Mitglieder. "Mitmachen" dürfen alle, die sich der dänischen Kultur verbunden fühlen. "Da gibt es keine Gesinnungsprüfung", so Rasmus Meyer. Sein Vater Flemming Meyer und Großvater Karl Otto Meyer saßen für die Partei der dänischen Minderheit SSW im Kieler Landtag.
Drei große Veranstaltungen
Neben den vielen kleinen Veranstaltungen finden am Sonntag (9. Juni) auch drei große Årsmøder-Freiluft-Partys in Flensburg, Schleswig (Kreis Schleswig-Flensburg) und Friedrichstadt (Kreis Nordfriesland) statt. In Flensburg werden die dänische Botschafterin Susanne Hyldelund und der Minderheitenbeauftragte Johannes Callsen (CDU) als Gäste erwartet. Um 13.30 Uhr startet am Flensburger Nordertor auch der große Festumzug. Anschließend wird auf dem DGF-Platz in der Waldstraße 43 gefeiert. In Schleswig findet das Jahrestreffen auf dem Gelände der A.P. Möller Skolen statt. Einer der Gäste ist dort Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU). In Friedrichstadt (Hans Helgesen Skolen) gehört Landtagsvizepräsidentin Eka von Kalben (Grüne) zu den Ehrengästen.
Minderheitenpolitik und fröhliches Feiern
Die Jahrestreffen der dänischen Minderheit wurden nach der Volksabstimmung 1920 eingeführt. Früher standen politische Reden und die Minderheitenpolitik bei den Årsmøder im Vordergrund. Inzwischen geht es immer noch um Minderheitenpolitik, aber es wird vor allem gesungen, getanzt und natürlich "hyggelig" - also gemütlich - gefeiert. Auch deutsche Gäste und Besucher aus anderen Kulturen sind bei den Veranstaltungen willkommen.
Rechtsruck treibt auch die dänische Minderheit um
"Uns als dänischer Minderheit geht es in Schleswig-Holstein sehr gut, wir sind akzeptiert und leben friedlich mit unseren deutschen Nachbarn zusammen", so Rasmus Meyer, der aber aus der eigenen Familie weiß, dass es nicht immer so war. "Mein Vater wurde noch in den 60er-Jahren als Schüler bespuckt und beschimpft", so Meyer. Bis in die 1970er- und 80er-Jahre habe es In Deutschland große Vorbehalte gegen die Mitglieder der dänischen Minderheit gegeben, berichtet Meyer. Heute kaum noch vorstellbar. Meyer erinnert aber daran, dass andere Minderheiten, zum Beispiel die Sinti und Roma, auch heutzutage noch mit Vorurteilen und Vorbehalten leben müssen. "Wir alle waren sehr entsetzt als Ende Mai die Gedenkstätte der Sinti und Roma hier in Flensburg beschädigt wurde", betont Meyer, der eng mit den Vertretern der anderen Minderheiten zusammenarbeitet.
Zusammenarbeit mit der deutschen Minderheit in Dänemark
Deutlich entspannt hat sich in den letzten Jahrzehnten auch die Beziehung zwischen den Minderheiten auf beiden Seiten der Grenze. Auch dort gab es früher viele Vorbehalte untereinander. Inzwischen sei die Zusammenarbeit der dänischen und deutschen Minderheit aber sehr gut, erzählt Rasmus Meyer. Motto der "Årsmøder" ist diesmal "Sydslesvig kommer i mål" ("Südschleswig trifft ins Ziel"). Es bezieht sich auf die Europeada. Die Fußball-Europameisterschaft für Mannschaften der nationalen Minderheiten wird ab dem 28. Juni im deutsch-dänischen Grenzland ausgetragen. Gespielt wird also in Dänemark und in Deutschland. Die Landesregierung unterstützt die Europeada mit 150.000 Euro.