Itzehoe: Freiwillige Feuerwehr bekommt hauptamtliche Wachabteilung
Die Freiwillige Feuerwehr Itzehoe stand vor einem Problem: Viele Mitglieder sind nicht sofort verfügbar, wenn es brennt, da sie außerhalb arbeiten. Die Lösung ist nun eine hauptamtliche Wachabteilung, die Modellcharakter für andere Kommunen haben könnte.
Die Freiwillige Feuerwehr Itzehoe hat 135 aktive Mitglieder. Doch sehr viele der Feuerwehrfrauen und -männer arbeiten hauptamtlich außerhalb, zum Beispiel in Elmshorn, Pinneberg oder in Hamburg. "Das ist ein echtes Problem für uns, denn wenn es hier bei uns in Itzehoe brennt, bekommen wir manchmal so gerade noch genug Einsatzkräfte zusammen", sagt Itzehoes Wehrführer Holger Klein.
Dazu kommt noch ein zweites Problem: Die Zahl der Einsätze hat deutlich zugenommen, allein im vergangenen Jahr musste die Wehr über 500 Mal ausrücken, viele Bagatelleinsätze seien dabei gewesen. Wehrführer Klein verweist auf Türöffnungen oder ausgelöste Brandmelder. "Und die Bürger rufen ja auch die Feuerwehr an, wenn wir eine Katze vom Baum retten sollen. Und wenn eine Mülltonne brennt, rücken wir natürlich auch aus."
Genervte Arbeitgeber und Einsatzkräfte
Auch bei Bagatelleinsätzen werden die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr alarmiert. Konkret bedeutet das: bei den Mitgliedern der Wehr geht der Alarm ein, auch wenn sie gerade auf ihrer Arbeitsstelle sind. Und nur in Ausnahmefällen kann der Arbeitgeber den Einsatz verhindern. Jede Feuerwehrfrau und jeder Feuerwehrmann, der alarmiert wurde, muss also erstmal zur Wache, und dann mit dem Löschfahrzeug zum Einsatzort. Bei Kleinsteinsätzen ist das oft schnell erledigt. Das koste aber Nerven bei den Arbeitgebern und bei den Feurwehrleuten, sagt Wehrführer Klein. Erst Recht, wenn es an einem Tag mehrere solcher Einsätze gebe.
Lösung: Hauptamtliche Wachabteilung
Die Freiwillige Feuerwehr und die Stadt Itzehoe als Träger der Feuerwehr haben jetzt gemeinsam eine Lösung entwickelt. Die Freiwillige Feuerwehr bekommt zusätzlich eine hauptamtliche Wachabteilung. Nach einem Beschluss der Itzehoer Ratsversammlung hat die Verwaltung das Konzept zusammen mit der Wehrführung ausgearbeitet. Konkret bedeutet das: Itzehoe bekommt neun festangestellte feuerwehr-technische Beschäftigte. Ein Fachplaner hat die genaue Zahl ermittelt. Bürgermeister Ralf Hoppe (parteilos) beschreibt ihre Aufgaben so: "Sie sollen auf der Feuerwache die Geräte warten, also nach den Einsätzen dafür sorgen, dass die Geräte schnell wieder eingesetzt werden können, und dann sollen sie den vorbeugenden Brandschutz übernehmen, also zum Beispiel Brandschutz-Erziehung in Schulen und Kindergärten."
Hauptamtliche übernehmen auch kleine Einsätze
Die Frauen und Männer der hauptamtlichen Wachabteilung sollen dann auch die kleineren Einsätze übernehmen. Also die Haustüröffnung, den brennden Mülleimer oder die entlaufene Katze auf dem Baum. Damit könnten sie die ehrenamtlichen Kameradinnen und Kameraden entlasten, so Itzehoes Wehrführer Klein. Bei größeren Einsätzen können sie als erste zum Brandort fahren, die anderen Einsatzkräfte kommen dann hinterher.
Die Frauen und Männer der hauptamtlichen Wachabteilung müssen jeweils im Schichtdienst in der Feuerwache präsent sein. Wehrführer Klein: "Wir haben hier in Itzehoe das 24/7 Modell, und das bedeutet: wir müssen an sieben Tagen in der Woche 24 Stunden hier vor Ort präsent und erreichbar sein." Um alle Schichten abzudecken, brauche man neun Personen. Die Itzehoer Feuerwehr hat derzeit vier festangestellte Gerätewarte, sie werden laut Klein in die neue hauptamtliche Wachabteilung überführt. Eine Stelle ist derzeit unbesetzt, man brauche also nur vier Stellen ausschreiben, so Klein.
Stadt Itzehoe schreibt Stellen aus
Man habe jetzt alle rechtlichen und organisatorischen Einzelheiten geklärt, sagt Itzehoes Bürgermeister. "Man muss auf viele Sachen achten, und das haben wir nun alles mit den zuständigen Behörden, zum Beispiel dem Kreis Steinburg besprochen. Jetzt haben wir eine rechtssichere Lösung, die zu Itzehoe passt." Die Stellen würden nun im Mai ausgeschrieben, und er hoffe, dass sich auch genügend interessante Bewerberinnen und Bewerber melden würden, so Hoppe. Wenn alles glatt läuft könnte die hauptamtliche Wachabteilung noch in diesem Jahr ihre Arbeit aufnehmen.
Itzehoer Lösung könnte Schule machen
Schleswig-Holsteins Landesbrandmeister Frank Homrich hält das Itzehoer Modell für eine gute Lösung. "Das Brandschutzgesetz in Schleswig-Holstein erlaubt so ein Modell, und für Itzehoe passt das offenbar. Wir finden das gut", sagt der Chef aller Feuerwehren im Land. Man könne aus Kiel keine Anweisungen geben, die Feuerwehr vor Ort wisse am besten, was genau in der betreffenden Kommune passe und was nicht. Aber auch andere Städte in Schleswig-Holstein hätten das Problem mit der Tagesverfügbarkeit, und daher könnte das Itzehoer Modell auch eine Option für andere Mittelstädte sein, so der Landesbrandmeister.
Ziel müsse immer eine gesicherte Einsatzbereitschaft der jeweiligen Wehr sein. Bislang gibt es in Schleswig-Holstein fünf Feuerwehren, die als Berufsfeuerwehr - also ausschließlich mit hauptamtlichen Einsatzkäften - aufgestellt sind: Kiel, Lübeck, Flensburg, Neumünster und Norderstedt. Laut Brandschutzgesetz SH müssen Städte ab einer Einwohnerzahl von 80.000 eine Berufsfeuerwehr haben. Alle anderen Kommunen in Schleswig-Holstein haben - wie Itzehoe - eine freiwillige Feuerwehr. Und die Steinburger Kreisstadt bekommt eben jetzt noch eine hauptamtliche Wachabteilung dazu.