Husumer Modehaus trotzt dem Online-Handel
Dem Einzelhandel geht es schlecht, während der Online-Handel boomt. Das macht gerade den Mode-Kaufhäusern zu schaffen, wie auch Studien belegen. Doch es gibt Ausnahmen: Mitten in der Innenstadt von Husum trotzt das Modehaus CJ Schmidt dem Trend. Während anderswo Kaufhäuser geschlossen werden, hat man hier in den vergangenen Jahren mehr und mehr ausgebaut. Ein Bericht aus der Reihe "NDR Info Perspektiven".
Verkaufsberater Viktor Molinas berät einen älteren Herrn, der sich zwischen zwei Hosen nicht entscheiden kann. Entspannt steht er neben der Umkleidekabine: "Es gibt Tage, da verkaufen wir zwei Anzüge und einen Mantel in zwei Minuten und es gibt Tage, da dauert es eben etwas länger. Aber das macht ja nichts, es soll ja alles perfekt sein. Und vielleicht kann ich dem Herrn noch einen Gürtel und ein passendes Hemd dazu verkaufen." Seit 40 Jahren arbeitet Molinas im Modehaus Schmidt, ungefähr genauso lange kaufen einige Kunden schon in diesem Geschäft. Daran haben auch Amazon und Co. nichts geändert.
Shopping muss zum Erlebnis werden
Betuchte ältere Kunden sind wahrscheinlich ein Grund, warum das Modehaus Schmidt in den vergangenen Jahren gegen den allgemeinen Trend für Modehäuser den Umsatz und die Erträge steigern konnte. Doch Internet-resistente Stammkunden sind längst keine Überlebensgarantie mehr für die Kaufhäuser. "Unsere Aufgabe als stationäre Händler ist es, den Kunden ein Erlebnis mitzugeben. Und das schaffen wir durch eine hohe Beratungsqualität", sagt der Geschäftsleiter Christian Rugen.
Kundengenaue Empfehlungen habe eben nicht das Internet erfunden, sondern der Einzelhandel, betont man hier. Dessen Gegenwart und Zukunft müsse allerdings mehr sein, meint Rugen: "Es wird wesentlich mehr Entertainment geben. In den nächsten Jahren wollen wir den Kunden hier jeden Tag ein neues Erlebnis bieten. Vor drei Monaten haben wir zum Beispiel das erste Mal Yoga angeboten."
Schnellere Entscheidungen sind nötig
Schon längst etabliert sind Model-Wettbewerb, Kochvorführungen und Prosecco zwischen den Kleiderstangen, während Models in den neusten Kollektionen über die sieben Ebenen des Hauses streifen. Gerade für das jüngere Publikum setzt Geschäftsleiter Rugen auch auf preisaggressive Marken, sprich günstige Kleidung. Zum Teil wechselt das Modehaus die Kleider und Hosen auf den Stangen monatlich.
Eine Folge des Internethandels ist, dass 80 Prozent der Stammkunden bereits viel kennen und immer schneller Neues geboten bekommen wollen. Da wird es für inhabergeführte Kaufhäuser wie CJ Schmidt in Husum zum Vorteil, dass sie nicht Teil einer Kette sind. "Als großes Kaufhaus sind unsere Entscheidungswege oft sehr lang sind. Der Online-Handel hat aber bewirkt, dass wir viel schneller werden mussten und auch nach wie vor müssen", sagt Ruge.
Neue Durchmischung der Modehäuser
Julia Körner von der Industrie- und Handelskammer Schleswig-Holstein analysiert den Erfolg des Kaufhauses so: "CJ Schmidt ist ein Unternehmen, das sich sehr frühzeitig, sehr konzentriert auf seine Zielgruppen eingestellt hat und das gleichzeitig das Erlebnis in den Mittelpunkt stellt." Viele Traditionshäuser in Schleswig-Holstein seien ähnliche Wege gegangen. Die Erfolgsmodelle seien allerdings nicht eins zu eins übertragbar und immer sehr abhängig vom Standort. Trotz Online-Booms sieht Körner für die Zukunft der Modehäuser in Schleswig-Holstein jedoch nicht schwarz: "Ich gehe davon aus, dass wir sicherlich den einen oder anderen verlieren werden, aber an anderer Stelle werden auch wieder neue Häuser entstehen. In Summe würde ich also sagen, die Anzahl bleibt ungefähr gleich, aber wir haben eine neue Durchmischung."
Der Handel verändert sich gerade in rasender Geschwindigkeit. "Hier unternehmerisch die richtigen Entscheidungen zu treffen, davor haben wir einen gehörigen Respekt", sagt Geschäftsleiter Rugen.
Eine dieser unternehmerischen Entscheidungen hat CJ Schmidt in Husum bereits getroffen. Sie wird in Form einer großen Baustelle sichtbar, wenn man das Kaufhaus verlässt. Direkt gegenüber entsteht gerade ein neues Shoppingcenter. Der CJ-Schmidt-Inhaber ist der Bauherr. Er erhofft sich noch mehr Belebung fürs Geschäft, wenn hier irgendwann H&M und andere Modeketten einziehen.