Hoher Alkoholkonsum in SH - Suchtberater in Sorge
Alkohol ist nach Ansicht der Landesstelle für Suchtfragen in Deutschland zu leicht und zu günstig verfügbar. Der Beratungsbedarf in Schleswig-Holstein steigt.
75.000 Menschen sterben bundesweit jedes Jahr an den Folgen des Alkoholkonsums. Im internationalen Vergleich wird in Deutschland und auch in Schleswig-Holstein überdurchschnittlich viel getrunken. Deshalb schlagen Fachleute Alarm. Zwar sei der Konsum leicht rückläufig - pro Kopf sind es aber immer noch zehn Liter reiner Alkohol im Jahr, sagt Björn Malchow von der Landesstelle für Suchtfragen in Kiel.
Experten fordern verschärftes Jugendschutzgesetz
Obwohl die Zahlen leicht zurück gehen, warnt Malchow: "Von Entwarnung kann beileibe keine Rede sein. Unsere Altersgrenze ist noch viel, viel zu niedrig", erklärt Malchow. Für den Suchtberater wäre es ein großer Fortschritt, wenn Alkohol grundsätzlich erst ab 18 Jahren verfügbar wäre. Aktuell dürfen Jugendliche Bier und Wein schon mit 16 Jahren kaufen. Auch bei ihnen sei zwar zu beobachten, dass der Konsum insgesamt leicht rückläufig sei, aber diejenigen, die Alkohol trinken, würden das oft sehr exzessiv machen.
Suchtberater: Alkohol wird als harmlos eingeschätzt
Das Problem laut Malchow: die gesellschaftliche Akzeptanz. Zu fast jeder Feier gehöre "das Trinken" dazu. Außerdem sei bei uns Alkohol sehr leicht und vergleichsweise günstig verfügbar. Alkohol werde generell als relativ harmlos eingeschätzt.
Viel zu tun für Suchtberatungsstellen
Dass mehr Menschen offenbar Probleme mit ihrem Alkoholkonsum haben, zeigen auch Zahlen der Suchtberatungen im Land. Allein in Flensburg waren es 2022 mehr als 280 Hilfesuchende, das sind rund zehn Prozent mehr als im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Wobei Experten auch auf eine hohe Dunkelziffer hinweisen, denn noch immer sei Sucht auch mit Scham verbunden.