Hochwasser in SH: Ist die Spitze erreicht?

Stand: 04.01.2024 15:56 Uhr

Der Dauerregen der vergangenen Tage hat zahlreiche Einsätze von THW und Feuerwehr in Schleswig-Holstein ausgelöst. Für Donnerstag hatte das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) erneut vor einer Sturmflut gewarnt.

Riesige Pfützen, überflutete Straßen und Felder, randvolle Flüsse und Seen. Vor allem in den Kreisen Pinneberg und Ostholstein haben Einsatzkräfte und Helfer viel zu tun. Zwar hat der Dauerregen nun nachgelassen, doch am Donnerstag warnte das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) erneut vor einer Ostsee-Sturmflut. Es wurden an der gesamten deutschen Ostseeküste Pegelstände um einen Meter über dem mittleren Wasserstand erwartet.

Fehmarn muss die kommenden Tage weiterpumpen

Auf Fehmarn sind Feuerwehr, Bauhof und Stadtwerke weiter im Dauereinsatz - die Pumpen arbeiten auf Hochtouren. Laut Bürgermeister Jörg Weber (SPD) sind die Entwässerungsanlagen überlastet. Vor Kurzem seien neue Pumpen auf Fehmarn angeschafft worden, die reichten aber nicht mehr aus. Weber rechnet damit, dass noch in den nächsten drei bis fünf Tagen Hochleistungspumpen im Dauereinsatz sein werden. Das Problem ist laut Weber, dass nicht so schnell gepumpt werden könne, wie das Wasser nachkommt.

In Burg und Presen ist das THW im Einsatz, um zu verhindern, dass Klärwerke überlaufen. Der Ostsee-Wasserstand am Leuchtturm Marienleuchte betrug zwischenzeitlich fast 7 Meter.

Im Kreis Pinneberg sind Pinnau und Krückau über die Ufer getreten. In Pinneberg selbst musste die Feuerwehr deshalb einen Reitstall absichern und das Wasser abpumpen. In Rellingen stand die Mühlenau in der vergangenen Nacht zeitweise bei 2,28 Meter, nur wenige Zentimeter unter dem Höchststand von 2013. Dort mussten die Einsatzkräfte ein Pumpenhaus der Abwasserwirtschaft leer pumpen. Mittlerweile sinkt der Wasserstand wieder.

B75 bei Bad Oldesloe weiter gesperrt

Das viele Wasser sorgt auch auf den Straßen Schleswig-Holsteins für Probleme. Bei Bad Oldesloe (Kreis Stormarn) ist die B75 (Hamburg - Travemünde) seit gestern gesperrt. Dies betrifft beide Richtungen zwischen der A21, Bad Oldesloe-Süd und dem Ortseingang Bad Oldesloe. Autofahrer sollen die Umleitung über die A21, Bad Oldesloe-Nord nutzen. Feuerwehr und THW wollen das Wasser abpumpen. Wie lange das dauert, ist noch unklar. Nach Angaben eines Feuerwehrsprechers kann die Straße noch einige Tage gesperrt sein. Zunächst muss ein Gutachter beurteilen, wie stabil die Straße noch ist.

Ein 200 Jahre altes, denkmalgeschütztes Haus, welches direkt neben der B75 steht, ist durch das Wasser unbewohnbar. Selbst Sandsäcke konnten nicht helfen. Die Bewohner kamen in einer Notunterkunft unter. Wann das Haus wieder bewohnbar ist, ist aktuell nicht absehbar. Im ganzen Land kann es laut Polizei wegen Überflutungen zu Straßensperrungen kommen.

Elbe steigt - Lauenburgs Bürgermeister entspannt

In Lauenburg (Kreis Herzogtum-Lauenburg) lag der Pegelstand der Elbe zwischenzeitlich fast dreieinhalb Meter über dem normalen Wasserstand. In Hohnstorf - das ist genau gegenüber von Lauenburg auf der niedersächsischen Elbseite - stagniert der Pegelstand bei etwa 8 Metern. Normalerweise hat die Elbe dort einen Wasserstand von 4,5 Metern. Laut Ordnungsamt ist dieser Wert jedoch nicht kritisch.

Unterdessen ist der Lösch- und Ladeplatz in Lauenburg nicht mehr befahrbar. Viele Keller am Elbufer sind voll Wasser, auch Anleger und Elbterrasse sind überflutet. Lauenburgs Bürgermeister Thorben Brackmann (CDU) beruhigt: "Das ist kein größeres Problem. Und so, wie es 2013 war, wird es dieses Mal nicht werden." Damals hatte die Elbe einen Pegelstand von 9,60 Metern. Die Feuerwehr sei bisher nicht im Einsatz, sagte Brackmann. Keller müssten volllaufen, um die Statik der Häuser zu gewährleisten. Wenn der Pegelstand der Elbe sinke, fließe auch das Wasser aus den betroffenen Kellern wieder ab. Sollte dies nicht der Fall sein, werde mit Pumpen nachgeholfen, so der Bürgermeister.

Der Höchststand wird in Lauenburg für Freitag erwartet. Deutlich über die Marke von acht Metern soll es laut Prognosen aber nicht gehen. Hanke Lüdemann vom zuständigen Wasser- und Bodenverband geht aber davon aus, dass das Wasser in den kommenden Tagen nicht wesentlich zurückgehen wird. "Jetzt regnet es in Tschechien und Dresden. Das Wasser wird uns in einer Woche hier treffen. Und dann wird die Welle wieder ansteigen", sagte er.

Volle Flüsse in SH - Pegelstände sinken leicht

Aktuell scheinen die Pegelstände leicht zu sinken. Dennoch lagen die der Steinau im Kreis Herzogtum Lauenburg am Donnerstag (Pötrau: 14,26 Meter) und der Mühlenau im Kreis Pinneberg (Rellingen: 2,09 Meter) deutlich über den Normalwerten. Die Lecker Au (Kreis Nordfriesland) hatte am Donnerstag-Nachmittag 6,74 Meter erreicht. Und auch die Pegelstände der Soholmer Au im Kreis Nordfriesland (6,97 Meter) und der Treene bei Tarp (7,98 Meter) und Treia (8,45 Meter) im Kreis Schleswig-Flensburg lagen am Donnerstag einen bis eineinhalb Meter über dem mittleren Wasserstand.

Wetter: Regen wird zu Schnee

Laut aktuellen Prognosen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) schwächt sich Sturmtief "Annelie" nun ab und zieht ostwärts über die Ostsee und Polen ab. Dadurch strömt winterliche Luft ein: An der Nordsee, im Binnenland vor allem nahe der Elbe ist mit Windböen um 55 km/h und örtlich stürmischen Böen um 65 km/h zu rechnen. An der Ostsee sind laut DWD in exponierten Lagen Sturmböen um 80 km/h möglich.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 04.01.2024 | 13:00 Uhr

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