Heizung runter: Gartencenter reagieren auf Energiekrise
Die gestiegenen Energiekosten sind für viele Pflanzencenter in Schleswig-Holsteine eine große Belastung. Zahlreiche Betriebe heizen deshalb Teile ihrer Gewächshäuser nicht, legen zusätzliche Ruhetage ein oder haben vorübergehend ganz zugemacht.
Es ist kalt. Das Licht ist aus. Unzählige Stiefmütterchen und Hornveilchen stehen in den verwaisten Gewächshäusern. Und niemand da, der sie kauft. Das Pflanzencenter Buchwald in Krummsee bei Malente (Kreis Ostholstein) ist geschlossen. "Das ist sehr schmerzhaft, aber wegen der gestiegenen Heizkosten für uns nicht anders machbar", erklärt Geschäftsführer Hans Herrmann Buchwald.
Ungefähr so groß wie ein Fußballfeld ist die Fläche, die der studierte Gartenbauwissenschaftler normalerweise mit Gas beheizt. Dann misst das Thermometer 16 Grad. Da jetzt keine Kunden hier sind, kann Buchwald die Heizung aber ganz ausschalten. "So sparen wir pro Tag 500 Euro an Heizkosten. Dazu kommen dann noch die Stromkosten für die Beleuchtung, die wir ja nicht brauchen, weil wir geschlossen haben."
Gartencenter fahren unterschiedliche Strategien
Buchwald und sein Team müssten sehr viele Pflanzen verkaufen, damit es sich in diesen Zeiten wirtschaftlich überhaupt lohnt. Doch zum Jahresanfang kommen gerade in ländlichen Regionen generell weniger Kunden in die Gartencenter. Anders sieht es zum Beispiel im Hamburger Speckgürtel aus. In der dicht besiedelten Metropolregion gibt es nach Auskunft der Betriebe genügend Kunden, die auch im Winter fleißig Pflanzen kaufen. Außerdem ist die Konkurrenz unter den Gärtnereien und Baumärkten größer als auf dem Land.
Wer jetzt pausiert, muss fürchten, dass Kunden zum nahegelegenen Mitbewerber gehen - und dort womöglich bleiben. So sieht es auch Michael Seuthe, der unter anderem ein Gartencenter in Ahrensburg (Kreis Stormarn) betreibt. "Für uns wäre es der falsche Weg, im Winter zu schließen", meint Seuthe. Trotzdem muss auch er sparen. Er habe deshalb die Verkaufsfläche, die er normalerweise beheizt, verkleinert, um so die Kosten zumindest etwas zu senken.
Ältere Gewächshäuser meist schlechter isoliert
Die Energiekrise trifft die Gartencenter in Schleswig-Holstein unterschiedlich stark. Das liegt natürlich auch daran, wie geheizt wird. Laut Wirtschaftsverband Gartenbau Nord gibt es auch Gärtnereien, die zum Beispiel die Abwärme einer Biogasanlagen nutzen und deshalb von der Krise nicht so stark gebeutelt sind. Ein anderer wichtiger Faktor sei die Isolierung der Gewächshäuser, heißt es vom Verband. Ältere Glashallen würden die Wärme meist nicht so gut halten und müssten deswegen stärker beheizt werden.
So ist es auch im Pflanzencenter Buchwald bei Malente. Chef Hans Hermann Buchwald will nun eine Hackschnitzelheizung einbauen. Nicht nur um Kosten zu sparen, sondern auch um in Zukunft CO2-neutral heizen zu können.
Preis für Frühblüher trotz Krise stabil
Momentan herrschen in Buchwalds Pflanzencenter aber noch Kühlschranktemperaturen. Und das wird auch noch bis zum 23. Februar so bleiben. "Solange bereiten wir hier mit unserem Team alles für den Neustart vor, räumen Regale ein und erledigen Reparaturarbeiten", sagt Buchwald. Aktuell sind seine Mitarbeiter unter anderem dabei, den Dekobereich herzurichten.
Und eine gute Nachricht für alle Kunden haben Buchwald und seine Gärtner-Kollegen schon jetzt: Trotz Energiekrise soll der Preis für Frühblüher weitestgehend stabil bleiben. Denn Primeln, Stiefmütterchen oder Hornveilchen brauchen im Winter keine Wärme - ganz im Gegensatz allerdings zu Orchideen. Die benötigen sehr viel Heizkraft und könnten nach Einschätzung der Gartencenter deshalb bald deutlich teurer werden.