Grundversorger in SH geben sinkende Gaspreise noch nicht weiter
Im Großhandel sind die Gaspreise stark gefallen, für die Kunden in SH dagegen nicht. Die Versorger argumentieren, dass sie langfristig einkaufen und sinkende Preise nur verzögert weitergeben können.
Seit mehreren Wochen kennt der europäische Gaspreis im Großhandel nur eine Richtung: nach unten. Egal für welchen Zeitraum - Unternehmen zahlten am Mittwoch und Donnerstag nach Angaben der Energiebörse EEX maximal acht Cent pro Kilowattstunde. Das gilt für kurzfristige Bestellungen, für sämtliche Quartale inklusive des kommenden Winters 2023/24 und auch für Jahresverträge. Für 2026 konnten sie sich sogar für lediglich 4,5 Cent pro Kilowattstunde eindecken. Doch weder die Stadtwerke in Kiel noch in Lübeck senken ihre Preise. Eon als größter Grundversorger in Schleswig-Holstein erhöht sogar zum Februar den Tarif.
Schwankungen wirken sich verzögert für die Kunden aus
Eon begründet dies mit der langfristigen Einkaufsstrategie, mit der die großen Schwankungen am Markt ausgeglichen werden. Die Einkaufspreise seien immer noch höher als vor der Energiekrise. "Das bedeutet, dass sich Verbraucherinnen und Verbraucher in den kommenden Monaten auf weitere Kostensteigerungen einstellen müssen," schreibt das Unternehmen. Ähnlich argumentieren die Stadtwerke Kiel auf Anfrage von NDR Schleswig-Holstein: "Generell kommen schwankende Energiepreise bei unseren Kunden verzögert und dadurch in der Regel gedämpft an," erklärt Sprecher Sönke Schuster. Für die Fernwärme passen die Stadtwerke Kiel ihren Tarif immer zum Jahreswechsel an. Ob es 2024 dann mit dem Preis rauf oder runter geht, kann das Unternehmen noch nicht prognostizieren.
Vertragswechsel lohnt momentan nur in Sonderfällen
Die Stadtwerke Kiel und Lübeck liegen beim Grundversorgungstarif für Erdgas nun etwa gleichauf mit Eon. Der Arbeitspreis liegt je nach Verbrauch zwischen 13 und 18 Cent. Auf diesem Niveau bewegen sich auch die günstigsten bundesweiten Anbieter für Neuverträge. Darin sind etwa 3,5 Cent für Steuern und Abgaben enthalten.
Ein Wechsel in einen neuen Vertrag macht aus Sicht der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein momentan wenig Sinn. "Im Moment lohnt es sich durch die Gaspreisbremse erst, wenn die Kilowattstunde unter zwölf Cent liegt," sagt Experte Tom Janneck. Nur wer bei deutlich mehr als 80 Prozent im Vergleich zum Vorjahr liegt, spart bei einem günstigeren Tarif. Wenn der Verbrauch stark gefallen ist, kann ein höherer Tarif aufgrund der Mechanismen der Gaspreisbremse sogar Vorteile bringen.
Auch die Strompreise steigen für Verbraucher - trotz fallender Marktpreise
Ähnlich verhält sich die Lage beim Strompreis, der durch den Engpass beim Erdgas 2022 in die Höhe getrieben wurde. Auch hier sinken im Großhandel die Preise, während Kunden zum Teil kräftige Aufschläge erhalten. In der bisher günstigen Eon-Grundversorgung steigt der Preis zum März sogar von rund 34 auf 55 Cent pro Kilowattstunde für das Gebiet der SH-Netz AG. Doch auch hier greift die Preisbremse, die beim Strom auf 40 Cent für den Grundverbrauch festgesetzt ist.