Grundfos will Standort in Wahlstedt schließen

Stand: 17.04.2024 15:05 Uhr

Der dänische Pumpenhersteller Grundfos will die Produktion von Wahlstedt im Kreis Segeberg ins europäische Ausland verlagern. Der Standort Wahlstedt soll dafür geschlossen werden. Mehr als 500 Stellen fallen dadurch weg.

von Pia Klaus

Die Belegschaft des dänischen Pumpenherstellers Grundfos hat bei einer außerordentlichen Betriebsversammlung am Dienstagnachmittag vom Aus des Standorts in Wahlstedt erfahren. Die Reaktionen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fallen gemischt aus. Ein Mann berichtet, dass er zwar ein mulmiges Gefühl habe, aber er wolle trotzdem bis zum Ende durchziehen und hofft auf faire Behandlung seitens des Unternehmens. Tanja Walk spricht von einem Schlag in die Magengrube. Die 52-Jährige hofft, dass sie jetzt eine neue Beschäftigung findet. Olivia Eggers hat bisher gerne bei Grundfos gearbeitet, "aber man kann daran jetzt nichts ändern. Jetzt muss ich mir eben etwas Neues suchen."

Der stellvertretende Bürgermeister der Stadt Ulrich Lüthje, CDU, wurde kurz nach der Belegschaft in einem Meeting informiert. Für ihn kommt die Schließung überraschend: "Ich bin schockiert - auch wegen der hohen Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die davon betroffen sein werden. Und auch die Stadt Wahlstedt betrifft es, denn es gehen rund 25 Prozent der Industrie-Arbeitsplätze verloren und Grundfos ist natürlich auch ein Gewerbesteuerzahler. Das wird und muss dann im Haushalt der Stadt Berücksichtigung finden."

Verlagerung der Produktion nach Dänemark, Ungarn und Serbien

Die Geschäftsführung des dänischen Unternehmens möchte mit der Verlagerung der Produktion nach Dänemark, Ungarn und Serbien die langfristige Wettbewerbsfähigkeit sicherstellen. Der Geschäftsführer Bent Jensen erklärt: "Wir sind uns bewusst, dass der Plan einen erheblichen Einschnitt für unsere Kollegen, die Stadt Wahlstedt und die gesamte Region bedeutet. Wir werden alles tun, um unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der kommenden Zeit zu helfen und sie bestmöglich zu unterstützen." Gleichzeitig sei man überzeugt, dass dieser Plan von entscheidender Bedeutung für die langfristige Zukunft des Unternehmens sei. Die Geschäftsleitung arbeite jetzt nach eigenen Angaben in Kooperation mit dem Betriebsrat einen Sozialplan für die Beschäftigten aus.

IG Metall zeigt kein Verständnis

Stephanie Schmoliner von der IG Metall hat kein Verständnis für die Entscheidung, den Grundfos-Standort in Wahlstedt zu schließen: "Aus einer Gewinnzone heraus, mehr als 500 Beschäftigten mitzuteilen, dass bis 2026 Grundfos in Wahlstedt Geschichte sein soll. [...] Wir werden unsere Mitglieder jetzt über die rechtlichen Möglichkeiten, die sie haben, informieren. Klar ist aber, dass der Schock im Moment erstmal sehr groß ist." Deutschlandweit beschäftigt der Konzern 1.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an verschiedenen Standorten. Die Firma mit Hauptsitz im dänischen Bjerringbro ist eigenen Angaben zufolge ein weltweit führendes Unternehmen für Pumpen- und Wassertechnologie.

Standort-Schließung wirkt sich auch auf die städtische Gemeinschaftsschule aus

Grundfos ist seit mehr als 60 Jahren in Wahlstedt und zählt zu den wichtigsten Arbeitgebern der Stadt. Aber auch für die Gemeinschaftsschule der Stadt ist das Unternehmen ein wichtiger Kooperationspartner. Sie ist nach dem Unternehmensgründer Poul due Jensen benannt. Für Schulleiterin Annette Grosse kam die Schließung aus heiterem Himmel: "Ich bin darüber geschockt und tatsächlich auch betroffen, weil es ja auch persönliche Beziehungen gibt inzwischen." In einem nächsten Schritt müsse sie nun mit dem Schulleitungsteam besprechen, wie es weitergehe. Schließlich sei es schon besonders, wenn die Firma, die der Namensgeber der Schule ist, den Standort verlässt.

IHK sieht keinen Abwanderungs-Trend

Die Industrie- und Handelskammer zu Lübeck ist von der Entscheidung des Unternehmens überrascht, erklärt der stellvertretende Geschäftsführer Rüdiger Schacht. Er sieht aber keinen Trend bei der Abwanderung von Unternehmen aus Schleswig-Holstein: "Im Wirtschaftsleben ist es nun einmal so, dass über Standorte nachgedacht wird. Aus unternehmerischer Sicht müssen Standorte auch immer wieder auf den Prüfstand gestellt werden. Generell kann man sagen, dass es so einen Trend in Schleswig-Holstein nicht gibt. Im Gegenteil: Wir haben immer noch eine Knappheit an Gewerbeflächen."

Vor nicht einmal einem Jahr hatte der schwedische Automobilzulieferer Autoliv verkündet, bis 2027 mehr als 400 Stellen zu streichen. Die Gründe waren auch hier die Verlagerung der Produktion und ein weltweiter Sparkurs.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 17.04.2024 | 15:00 Uhr

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