Gefährliche B5: Eltern fordern Fußgängerampel in Stedesand

Stand: 01.07.2023 17:13 Uhr

In Stedesand kämpft eine Elterninitiative für eine Fußgängerampel. Sie haben schon über 2.600 Unterschriften gesammelt. Am Sonnabend hat die Elterninitiative an der B5 demonstriert.

von Andreas Rackow

Mit einer vor wenigen Wochen gestarteten Petition wollen die Eltern die Behörden in Stedesand (Kreis Nordfriesland) dazu bringen, eine Fußgängerampel auf der Bundestraße 5 zu installieren. Bisher scheiterte das Vorhaben mehrfach an einer Richtlinie des Bundes, die Bedarfsampeln nur dann vorsieht, wenn mindestens 50 Fußgänger pro Stunde die Straße überqueren. "Stedesand hat nur rund 900 Einwohner. Da sind 50 Fußgänger pro Stunde utopisch", sagt Stefanie Matthiesen, die Vorsitzende des Kindergartenfördervereins, die sich mit einer Elterninitiative für die Ampel engagiert. Die vielbefahrene Bundestraße 5 zwischen Bredstedt und Niebüll ist die Hauptreiseroute für Sylturlauber.

Wenn Kinder zur Dorfmitte wollen, müssen sie über die B5

Stefanie Matthiesen hat Angst um ihre und andere Kinder in der Gemeinde. Im Baugebiet Mühlenfenne östlich der Bundesstraße wohnen viele junge Familien. Auch der "Stedesander Hof" der Stiftung Uhlebüll ist dort angesiedelt. Der Dorfkern mit Einrichtungen wie Kita, Sportplatz und Dörpshuus liegt aber auf der anderen Seite. In dem Wohngebiet gibt es nach Matthiesens Angaben 35 Haushalte mit 22 Kindern, die immer wieder die B5 überqueren müssen. "Muss erst etwas Schlimmes passieren?", fragt die zweifache Mutter.

Bürgermeister: "Die Situation ist zum Kotzen"

Schwägerin Sandra Matthiesen sieht das ähnlich: "Es wird hier ganz klar der Verkehrsfluss über die Sicherheit der Menschen gestellt." Unterstützung kommt auch von Stedesands Bürgermeister Stephan Koth (AWG). "Die Situation ist zum Kotzen", ärgert sich das gerade wiedergewählte Gemeindeoberhaupt. Koth ist - das räumt er offen ein - auch emotional betroffen, denn sein damals vierjähriger Bruder starb 1968 bei einem Verkehrsunfall auf genau dieser Straße.

Ministerium: Querungszahlen verfehlt

In einer ersten Stellungnahme weist das Kieler Verkehrsministerium den Petitionsausschuss darauf hin, dass die erforderlichen Querungszahlen "deutlich verfehlt werden". Weiter heißt es in dem Schreiben vom 23. Juni: "Nach Einschätzung aller beteiligten Behörden kommt die Einrichtung einer LSA an der B5 in Stedesand daher nicht in Betracht." Mit LSA ist eine Lichtsignalanlage, also Ampel, gemeint.

Stedesands Bürgermeister Koth will das nicht akzeptieren. Nach seinen Informationen sind bundesweit rund 300 Gemeinden in einer ähnlichen Situation. Die Regelung sei Quatsch, jeder Einzelfall müsse geprüft werden, so Koth, der ein weiteres Argument vorbringt: "Die Ampel würde rund 45.000 Euro Kosten - wir bezahlen das selbst." Dafür hat die Elterninitiative am Sonnabend an der B5 demonstriert.

Kreis Nordfriesland bleibt skeptisch

Bisher hat der Kreis alle Anträge der Gemeinde für eine Bedarfsampel zurückgewiesen. "Die Kreisverwaltung muss die Ampel ablehnen, da die Bundesgesetzgebung 50 Fußgänger-Überquerungen pro Stunde zur Voraussetzung für eine Ampel macht," so der Sprecher des Kreises Nordfriesland Hans-Martin Slopianka. Immerhin der Kreistag in Husum hat die Politik bereits aufgefordert, diese Regelung zu überdenken. Wie es nun weitergeht, bleibt offen, denn der Petitionsausschuss kann die Forderung am Ende auch nur weiterleiten. Das letzte Wort hat dann der Bund. "Oder gibt es vielleicht doch noch eine Ausnahmeregelung?", fragt und hofft Stefanie Matthiesen.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 01.07.2023 | 19:30 Uhr

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