Gedenkfeier für Opfer des Naziregimes in Flensburg: Ort sorgt für Kritik
Am 27. Januar soll in Schleswig-Holstein ein zentrales Gedenken für die Opfer des Naziregimes stattfinden. Als Ort dafür ist die Marineschule in Flensburg vorgesehen. Gedenkstättenvertreter üben in einem offenen Brief Kritik.
Die SPD-Fraktion wirft der Gastgeberin des Gedenktages, Landtagspräsidentin Kristina Herbst (CDU), mangelndes Taktgefühl vor. "Die Landtagspräsidentin hat mit der Wahl des Ortes alles andere als Fingerspitzengefühl bewiesen", sagte der Abgeordnete Kianusch Stender.
Hintergrund ist, dass die Landtagsverwaltung die zentrale Gedenkfeier Schleswig-Holsteins für die Opfer des Nationalsozialismus Ende Januar in der Marineschule Mürwik in Flensburg stattfinden lassen will. Die Kritik der SPD: Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs residierte hier die letzte Nazi-Regierung. "Das ist nicht nur unglücklich gewählt, sondern kann auch als respektlos gegenüber den Opfern des Nationalsozialismus und ihren Angehörigen empfunden werden", sagte Stender.
Gedenkstättenvertreter üben in offenem Brief Kritik
Ähnliche Kritik kommt von einem Bündnis von Vorsitzenden mehrerer Gedenkstätten in Schleswig-Holstein - sie haben einen offenen Brief an den Landtag verfasst. Darin schreiben sie unter anderem, dass es nicht nachvollziehbar sei, das Gedenken am ausgewiesenen Täterort in Mürwik zu praktizieren und damit möglicherweise auch auf einen rein militärischen Kontext zu reduzieren. Die Gedenkstättenvertreter bekunden in ihrem Schreiben, dass sie auch weiterhin offen und bereit seien für eine Zusammenarbeit in Sachen Erinnerungspolitik.
Landtagspräsidentin Herbst: Keinerlei Bedenken zum Veranstaltungsort
Landtagspräsidentin Kristina Herbst sagte auf Anfrage von NDR Schleswig-Holstein, dass es von größter Wichtigkeit sei, wie die Opfer beziehungsweise ihre Nachfahren sich an einem solchen Ort fühlten: "Aus ihren Reihen kamen keinerlei Bedenken gegen den Veranstaltungsort. Im Gegenteil, viele sind aktiv eingebunden und nicht zum ersten Mal in der Marineschule", so Herbst. Demnach sei die Jüdische Gemeinde Flensburg schon häufiger in der Marineschule Mürwik zu Gast gewesen und werde auch bei der Veranstaltung vertreten sein - genauso wie die beiden jüdischen Landesverbände, der Landesverband der Sinti und Roma sowie Vertreterinnen und Vertreter weiterer Opfergruppen, sagte Herbst.