Gastronomie - ein Sommer voller Schließzeiten?
Heute geschlossen! Von Sylt bis Laboe steht das aktuell häufig an den Türen vieler Gastronomiebetriebe - und das in der Ferienzeit. Denn nach wie vor fehlen an vielen Stellen Fachkräfte.
Er ist ein Beispiel von vielen: der Gasthof Victoria in Winnemark an der Schlei (Kreis Rendsburg-Eckernförde). 130 Jahre gibt es das Lokal schon, ein Familienbetrieb in sechster Generation. Früher war der Gasthof mittags und abends geöffnet, dazu kamen noch große Gesellschaften am Wochenende. Mittags liefert Inhaber Stefan Moese sein Essen inzwischen nur noch außer Haus aus, an drei Tagen in der Woche ist der Gasthof komplett geschlossen. Finden große Feiern statt, kann er parallel kein Tagesgeschäft anbieten. Der Grund: Personalmangel. Von zwanzig Mitarbeitenden sind nur zwei festangestellt.
Personalmangel seit der Corona-Pandemie
Vor Corona hatte Stefan Moese zwei feste Fachkräfte mehr - die konnte er bisher noch nicht ersetzen. Und auch Mini-Jobber fehlen weiterhin. "Wir haben kein Service-Personal mehr. Das ist das größere Problem bei uns jetzt", erzählt der Gastwirt, "ich bräuchte noch mindestens eine Festangestellte und punktuell auch immer wieder mehr Aushilfen. Früher waren einfach auch noch viel mehr Arbeitswillige hier in der Umgebung." Über Facebook und Instragram sucht er nun nach neuen Leuten. Anreize setzt der Gasthof Victoria durch verkürzte Arbeitszeiten und einem Gehalt über dem Mindestlohn. Und dennoch bleibt es schwer, geeignete Mitarbeitende zu finden. "Ich würde den Mittagstisch gerne wieder hier im Restaurant haben, um mit den Leuten ins Gespräch zu kommen", so Gastronom Stefan Moese.
Situation ist landesweit ähnlich
So wie Stefan Moese vom Gasthof Victoria geht es gerade vielen Betrieben im Land, sagt der Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga). Immer häufiger sind demnach Öffnungszeiten und Angebot eingeschränkt. Die Situation ist insgesamt zwar etwas besser als im vergangenen Sommer, denn vor allem Mini-Jobber, die der Gastronomiebranche während der Lockdowns abhanden gekommen sind, würden wieder mehr in der Gastronomie arbeiten, so der Dehoga. Fachkräfte aber fehlen fast überall - vor allem auf dem Land.
Dehoga appelliert an Gastronomen und Gäste
Lutz Frank vom Dehoga fordert von Unternehmern und Gästen mehr Wertschätzung für die Arbeit in der Gastronomie. "Es braucht richtige Dienstpläne, wo auch wirklich der freie Tag eingeräumt werden kann. Und wir müssen natürlich auch mit der Bezahlung stimmig sein, sonst werden wir keine Facharbeiter ranbekommen." Grundsätzlich sollten auch die Ausbildungen attraktiver gestaltet werden und eine Perspektive bieten. Seiner Ansicht nach müssen wir uns aber auch in Zukunft auf unregelmäßige Öffnungszeiten in der Gastronomie einstellen. Und auf höhere Preise, damit die Mitarbeitenden gut entlohnt werden können.