"Freie Dorfschule Lübeck": Ministerium widerspricht Schulleitung
Nachdem das Bildungsministerium der privaten "Freien Dorfschule Lübeck" die Genehmigung entzogen hat, spricht es von "normalem Verwaltungshandeln". Die Schulleiterin vermutet allerdings andere Gründe dahinter.
Die Schließung der "Freien Dorfschule Lübeck" schlägt weiter hohe Wellen. Auf einer Pressekonferenz wehrte sich Schulleiterin Andrea Buchholz am Dienstagabend gegen die Schließung und sprach von einer politischen Entscheidung. Das ließ das Bildungsministerium nicht auf sich sitzen. Ein Sprecher wies die Vorwürfe am Mittwoch zurück: Beim Widerruf der Ersatzschulgenehmigung handle es sich um "ganz normales Verwaltungshandeln der Schulaufsicht".
Schulleiterin Buchholz will nach eigenen Angaben juristisch gegen die entzogene Genehmigung vorgehen. Das stehe der Schule auch grundsätzlich offen, erklärte Ministeriumssprecher David Ermes. Der Fall würde dann vor dem Verwaltungsgericht in Schleswig (Kreis Schleswig-Flensburg) landen.
Bildungsministerium: "Unterricht muss in Präsenz stattfinden"
Buchholz ist davon überzeugt, dass ihre Schule niemals gegen das 2015 vom Ministerium genehmigte Konzept verstoßen habe. "Aus unserer Sicht ist die jetzige Ministeriumsleitung nicht an einer pluralistischen Schulwelt in Schleswig-Holstein interessiert", sagte die Schulleiterin. Das sei unter anderem daran ersichtlich, dass unter der Führung von Ministerin Karin Prien (CDU) die Gründung von Freien Schulen sehr erschwert worden bis unmöglich gemacht worden sei.
Auch dem widersprach das Ministerium: "In Schleswig-Holstein gibt es ein gutes Miteinander von öffentlichen und privaten Schulen", sagte Sprecher Ermes. Unterricht in der Schule müsse nach dem Schulgesetz grundsätzlich in Präsenz erteilt werden. "Onlineunterricht ist nur ganz ausnahmsweise bei besonderen Bedarfsfällen zulässig und darf keinesfalls als Regelfall stattfinden, wie es in der Freien Dorfschule praktiziert wird", sagte Ermes. Die Pflicht zum Präsenzunterricht gelte auch für Ersatzschulen.
Schulleitung räumt Fehler bei Dokumentation der "Lernsettings" ein
Die Schulleiterin selbst räumte auch Fehler ein. Die Schule erkenne an, dass die Dokumentation unterschiedlicher "Lernsettings" für die Behörden nicht verständlich gewesen sei. "Das wollen wir ändern", sagte Buchholz. Zum Konzept der Privatschule gehören unter anderem Digitales Lernen und Lernen an außerschulischen Orten.
Bei mehreren unangekündigten Überprüfungen der "Freien Dorfschule Lübeck" im Februar und März, hatte das Ministerium viele der 55 angemeldeten Schülerinnen und Schüler nicht angetroffen. Außerdem waren nur zwei Lehrkräfte da, obwohl es laut Plan mehr hätten sein müssen. Infolgedessen hatte das Ministeriumder Schule die Ersatzschulgenehmigung entzogen.