Feuerwehr-Influencerin aus Wedel hat eine "Mission"

Stand: 16.11.2024 05:00 Uhr

Bei der Freiwilligen Feuerwehr in Wedel hat es Nadine Kube bis zur Gruppenführerin geschafft. Bei Social Media will sie anderen Frauen zeigen: Ihr könnt das auch. Kube ist Feuerwehr-Influencerin.

von Lena Haamann

Nadine Kube zieht sich die festen Stiefel an, holt ihre schwere Einsatzjacke aus ihrem Spint und setzt den Helm auf. In einer Umkleidekabine extra für Frauen. Als sie hier angefangen hatte, vor fast 20 Jahren, gab es die noch nicht. Denn damals war sie die einzige Frau bei der Freiwilligen Feuerwehr in Wedel (Kreis Pinneberg).

Schwieriger Start mit vielen Vorurteilen

In ihrer Einsatzkleidung läuft Kube über den Hof und reiht sich neben ihren Kameraden zum Appell ein. "Am Anfang war es nicht leicht für mich unter so vielen Männern", erinnert sie sich. "Es gab viele Vorurteile: Frauen seien zu schwach und würden nichts von Technik verstehen." Trotzdem hat die mittlerweile 34-jährige nie aufgegeben. Sondern sich behauptet – bei insgesamt fast 2.000 Einsätzen, vom Brand bis zum schweren Verkehrsunfall. "Wenn ich zum Einsatz fahre, bin ich immer aufgeregt", erzählt sie. "Denn es kann natürlich alles sein. Erst heißt es, es brennt ein Möbelstück auf dem Balkon, und im Endeffekt ist doch ein Menschenleben in Gefahr." Sie engagiert sich bei der Freiwilligen Feuerwehr um bestenfalls Menschenleben zu retten.

Erste weibliche Gruppenführerin in Wedel

Nadine Kube steht in der Umkleidekabine für Frauen und zieht ihre Feuerwehrausrüstung an. © NDR Foto: Lena Haamann
Mittlerweile gibt es bei der Feuerwehr in Wedel eine Umkleidekabine für Frauen.

Nach fast 20 Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr und unzähligen Fortbildungen hat es Kube mittlerweile bis zur Gruppenführerin geschafft – zur ersten weiblichen in der Geschichte der Wedeler Wehr. Und sie möchte anderen Frauen ein Vorbild sein. Seit vier Jahren teilt sie deshalb regelmäßig Fotos und Videos ihrer Einsätze auf ihren Social-Media-Kanälen. Bei Instagram hat die 34-jährige rund 20.000 Follower. Einige Videos wurden hunderttausende Male geklickt. "Ihr Lieben, ich nehme euch heute wieder mit. Wir haben eine spannende Aufgabe zu erledigen", spricht die Feuerwehr-Influencerin in ihr Handy, während sie in den Einsatzwagen steigt. "Mir ist das Thema wichtig", erklärt sie. "Weil es für Frauen bei der Feuerwehr in vielen Wehren immer noch schwierig ist. In der heutigen Zeit finde ich es normal, dass Frauen dazugehören. Und das möchte ich zeigen."

Ein eingeklemmtes Kind zwischen Betonklötzen

Jetzt steht erstmal eine Übung im Wedeler Tonnenhafen an: Ein eingeklemmtes Kind zwischen Betonklötzen. Kubes Gruppe soll es unter dem Einsatz von Technik befreien. "Wir versuchen jetzt den Klotz ein bisschen vorzuschieben, damit wir mit den Transportrollen darunter kommen", erklärt sie ihren Followern. „Dann gucken wir mal ob wir da hinten rankommen.“ Die Feuerwehr-Influencerin engagiert sich ehrenamtlich neben Kind und ihrem Job bei der Stadtverwaltung. Mittlerweile neben 13 weiteren Frauen bei der Freiwilligen Feuerwehr in Wedel. "Ich finde es sehr inspirierend, dass Nadine es geschafft hat, Gruppenführerin zu werden", sagt Kameradin Marie Kühn. "Weil das vor ein paar Jahren noch nicht vorstellbar war."

Landesfeuerwehrverband freut sich über die Feuerwehr-Influencer

Rund elf Prozent der Mitglieder bei der Freiwilligen Feuerwehr in Schleswig-Holstein sind mittlerweile weiblich. "Frauen in der Feuerwehr sind für uns unverzichtbar und eine echte Bereicherung – sie bringen vielfältige Perspektiven und Fähigkeiten mit, die das Team und die Arbeit enorm stärken", sagt Landesbrandmeisters Jörg Nero. Der Landesfeuerwehrverband freut sich über die zunehmende Präsenz von Feuerwehr-Influencern. "Da sie die Begeisterung für den Feuerwehrdienst nach außen tragen und so mehr Menschen für die Feuerwehr interessieren."

Nach zwei Stunden Arbeit ist der Dummy aus den Betonklötzen befreit. Nadine Kube postet ihre Videos von der Übung bei Instagram. Sie will noch mehr Frauen bestärken, sich bei der Freiwilligen Feuerwehr zu engagieren. Denn elf Prozent Frauenanteil sind zwar doppelt so viel wie noch vor 15 Jahren. Aber noch nicht genug, findet sie.

Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 16.11.2024 | 19:30 Uhr

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