Feuer auf Ferieninsel Rhodos: Wie es Urlaubern aus Preetz geht
Eine Familie aus Preetz wollte ihren Sommerurlaub auf der griechischen Insel Rhodos verbringen, als das Feuer kam. Die Familie musste aus ihrem Hotel flüchten - mittlerweile ist sie wieder zurück in der Heimat. Mutter Jessica hat NDR Schleswig-Holstein von der Evakuierung erzählt.
Sie hatten sich so auf ihren Urlaub gefreut. Ein paar Tage abschalten. Den ganzen Tag am Strand verbringen. Dem Stress des Alltags entfliehen. So hatte sich Jessica (36) aus Preetz (Kreis Plön) ihren Urlaub mit ihrem Lebensgefährten und ihren beiden Söhnen, drei und zehn Jahre alt, vorgestellt.
Vergangenen Dienstag (18. Juli) reiste die Familie nach Rhodos. In Kiotari im Südosten der Insel hatten sie ein Hotel gebucht. Dann kam das Feuer. Die Familie musste flüchten. Die Mutter hat NDR Schleswig-Holstein eine Woche später von ihrem Urlaub berichtet, der zum Albtraum wurde.
NDR Schleswig-Holstein: Jessica, wie geht es euch?
Jessica: Eigentlich geht es uns heute wieder richtig gut. Wir konnten die letzte Nacht wieder in einem normalen Bett schlafen. Hatten ein Apartment nur für uns. Das hat uns sehr gut getan, bevor wir dann heute Abend hoffentlich nach Hause fliegen können.
Wie kräftezehrend waren die vergangenen Tage?
Jessica: Sehr, sehr hart. Es fing am Samstagmittag an. Wir mussten abrupt unser Hotel in Kiotari [liegt im Südosten von Rhodos, Anm. d. Red.] verlassen - ohne die Chance, unsere Sachen einzupacken. Es klopfte plötzlich jemand an die Tür unseres Apartments. Dann hieß es: "Go, go, go." Wir nahmen unsere zwei Kinder an die Hand, griffen unsere Pässe und liefen zum Strand, an dem bereits Hunderte andere Menschen warteten. Von da aus sahen wir die Flammen am Horizont - immer näher kommend.
Wie gehen deine beiden Kinder mit der Situation um?
Jessica: Unser Dreijähriger sieht es eher als großes Abenteuer an. Doch unserem zehn Jahre alten Sohn ergeht es ganz anders. Der hatte zwischenzeitlich richtig Angst. Er hielt meine Hand, als wir über den Strand liefen. Er drehte sich ständig um. Und als er das Feuer sah, sagte er zu mir: "Mama, ich möchte noch nicht sterben. Ich bin zu jung zum Sterben."
Wie konntest du ihn beruhigen?
Jessica: (schluckt) Es bleibt einem nicht viel übrig. Als Mutter muss man stark bleiben. Natürlich hatten wir selber Angst - vor allem nachdem wir an einen Sammelort in Gennadi (liegt ebenfalls im Südosten von Rhodos, Anm. d. Red.) gebracht wurden, die Busse nicht kamen und die Flammen sich immer näher an uns heran arbeiteten. Da hatte ich zwischenzeitlich Todesangst. Aber was sollst du einem zehn Jahre alten Kind sagen? Ich versuchte, ihn zu beruhigen, indem ich ihm sagte: "Mach dir keine Sorgen. Wir schaffen das hier raus."
Das Interview führten die NDR 1 Welle Nord Morgenmoderatoren Horst Hoof und Mandy Schmidt.
Am späten Dienstagabend (25. Juli) um 23.25 Uhr landete das Flugzeug, das Jessica, ihren Lebensgefährten und ihre Kindern nach Hause bringen sollte, in Hamburg. Noch in der Nacht meldete sich Jessica per Sprachnachricht aus Preetz bei NDR Schleswig-Holstein: "Jetzt sind die Kinder im Bett. Ich bin happy."