Fehmarn geht stärker gegen Wildcamping vor

Stand: 17.03.2025 10:23 Uhr

Fehmarn ist stolz auf seinen Campingtourismus. 17 Campingplätze gibt es dort, viele davon erhalten jährlich Topnoten von Testern. Wildcamper sind dagegen ungeliebte Gäste. Gegen sie wird nun stärker vorgegangen.

von Hauke Bülow

Von Saisonstart rund um Ostern bis Saisonende im Herbst ist Fehmarn einer der Lieblingsplätze von Campern. Im Schnitt macht das Camping nach Angaben der Tourismusagentur Schleswig-Holstein 2024 einen Anteil von 15 Prozent bei den Übernachtungen aus, auf der Ostseeinsel sind es rund 40 Prozent. Heißt: Nicht nur in der Hauptsaison sind die Campingplätze gut besucht. Viele Kurzentschlossene oder Kurzurlauber haben deshalb häufig auf 24-Stunden-Parkplätzen für Wohnmobile übernachtet. Was bisher offenbar kein Problem war, ist ab sofort nicht mehr möglich.

Fehmarn schafft 24-Stunden-Parkplätze für Wohnmobile ab

Ein Mann blickt in die Kamera © NDR Foto: Hauke Bülow
Der Leiter des Ordnungsamtes auf Fehmarn, Jan Stender, räumt ein, dass die Stadt Wohnmobilisten vielleicht fälschlicherweise suggeriert habe, dass sie mit einem Parkschein übernachten dürfen.

Die städtischen Parkplätze für Wohnmobile, unter anderem in Burgstaaken oder Burgtiefe, wurden in den vergangenen Jahren gern und häufig von Wohnmobilisten genutzt. "Einmalig 24 Stunden für Wohnmobile" war auf den Parkplatzschildern zu lesen. Doch diese hat die Stadt Fehmarn nun abmontiert. "Denn mit der Beschilderung haben wir dem Gast vielleicht fälschlicherweise suggeriert, dass dort das Übernachten in Ordnung ist", erklärte Ordnungsamtsleiter Jan Stender. "Rechtlich war das aber nie erlaubt."

Hohe Bußgelder für Wildcamper

Ein Parkplatzschild mit einem Hinweisschild für Wohnmobile © NDR Foto: Hauke Bülow
Auf diesem Wohnmobilparkplatz in Burgtiefe auf Fehmarn ist das Übernachten nicht erlaubt.

Die zuständige Wasserschutzpolizei hat nach Angaben der Stadt in den vergangenen Monaten verstärkt Wohnmobilisten auf 24-Stunden-Parkplätzen kontrolliert, weggeschickt und Anzeigen geschrieben. "Das haben die Beamten auf eigene Faust gemacht, das sehen sie auch als ihre eigene Aufgabe an", beteuerte Bürgermeister Jörg Weber (SPD). Für die Camper ein teurer Ausflug. Denn zusätzlich zu den 12 Euro Parkgebühren hat der Kreis Ostholstein nach eigenen Angaben innerhalb der letzten 15 Monate 30 Mal Bußgelder von rund 100 Euro für Wildcamping-Verstöße verhängt.

Strenge Regeln für Camper

Gemäß Landesnaturschutzgesetz ist das Übernachten in Fahrzeugen außerhalb offizieller Stell- oder Campingplätze nicht erlaubt. Auch umgebaute Transporter oder Bullis fallen laut Kreis Ostholstein unter dieses Verbot. 24-Stunden-Parkplätze seien verkehrsrechtlich dem Parken gewidmet und sind damit ausdrücklich keine Wohnmobilstellplätze oder Campingplätze, erklärt eine Kreissprecherin und fügt hinzu: "Das ist in den Campingkreisen auch hinlänglich bekannt." Damit es dennoch künftig keine Missverständnisse mehr gibt, hat die Stadt Fehmarn nun sämtliche 24-Stunden-Parkplätze für Wohnmobile auf der Insel wieder abgeschafft.

Wohnmobilisten enttäuscht

Ein Mann steht vor einem Wohnmobil und blickt in die Kamera © NDR Foto: Hauke Bülow
Wohnmobilist Christian Kaiser aus Hildesheim ist enttäuscht von der neuen Praxis auf Fehmarn. Er überlegt, ob er noch einmal wiederkommt.

Christian Kaiser ist enttäuscht. Seit zehn Jahren kommt er immer wieder nach Fehmarn, übernachtet mit seinem Wohnmobil auf den 24-Stunden-Parkplätzen. "Gestern habe ich mich gewundert, warum ich nur noch ein Ticket bis 18.00 Uhr ziehen konnte, aber ich habe mir nichts dabei gedacht", sagt der Hildesheimer. Doch heute wurde er vom Ordnungsamt geweckt und auf die neue Situation aufmerksam gemacht. "Mich macht das total traurig, wiederkommen werden wir nun vermutlich nicht mehr. Und das wird auch anderen Wohnmobilfahrern so gehen", prophezeit Kaiser.

Campingverband hält Entscheidung für überfällig

Ein Mann blickt in die Kamera © NDR Foto: Hauke Bülow
Gunnar Mehnert vom Campingverband Schleswig-Holstein findet die Umbeschilderung auf der Insel richtig. Es gebe genug offizielle Stellplätze für Wohnmobile.

Gunnar Mehnert versteht die Aufregung dagegen nicht. Er ärgert sich schon lange über die "Parkplatz-Übernachtungen" und findet es längst überfällig, dass die Stadt Fehmarn ihre 24-Stunden-Parkplätze abschafft. Der Landesvorsitzende des Campingverbands betreibt selbst einen Campingplatz auf der Insel. Einige seiner Kollegen hätten extra Stellplätze für Wohnmobilisten an ihren Eingangstoren. "Es gibt keinen Grund hier wildzucampen", findet Mehnert. "Und wenn die Insel voll ist, ist sie voll." Dann könnten Wohnmobilisten nicht einfach auf Parkplätze ausweichen, so der Verbandschef.

ADAC: Auf eindeutige Beschilderung achten

Das sieht auch der ADAC Schleswig-Holstein so. Wohmobilstellplätze zum Übernachten und reine Wohnmobilparkplätze auseinanderzuhalten, sei allerdings nicht immer so leicht. "Ein Parkplatz mit einem Wohnmobilsymbol ist kein Stellplatz. Es muss eindeutig ausgeschildert sein, dass das Übernachten erlaubt ist“, so Sprecher Rainer Pregla. Oft gebe es auch einen Hinweis, wie lange die Wohnmobile stehen bleiben dürften.

Wohnmobilfahrer sollten sich also vorab informieren, wo sie legal übernachten dürfen. Wer auf normalen Parkplätzen im Fahrzeug schläft, riskiert hohe Bußgelder.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Schleswig-Holstein Magazin | 16.03.2025 | 19:30 Uhr

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