Der Trockendock des FSG steht vor blauem leicht bewölkten Himmel. © NDR Foto: Frank Goldenstein

FSG-Nobiskrug: Marine zieht Notbremse und storniert Aufträge

Stand: 21.03.2024 13:26 Uhr

Die Marine hat am Donnerstag bestätigt, dass sie den Auftrag für die Instandsetzung des Schwimmkrans "Griep" in Rendsburg rückabwickeln will. Zuletzt stockte die Produktion an den Werften in Flensburg und Rendsburg. Zulieferer wurden nicht bezahlt, Löhne kamen verspätet.

von Peer-Axel Kroeske

In Rendsburg (Kreis Rendsburg-Eckernförde) waren die Arbeiten am Marine-Schwimmkran Griep seit Wochen ins Stocken geraten. Die Marine hat am Donnerstag offiziell bestätigt, dass sie den Auftrag für die Instandsetzung rückabwickeln will. Zuvor hatte die Landesregierung in Kiel auf Anfrage von NDR Schleswig-Holstein bestätigt, dass sie über den Entzug des Auftrags informiert sei. Die Staatsanwaltschaft Kiel hat außerdem mitgeteilt, dass sie gegen FSG-Nobiskrug sowie der übergeordneten Tennor-Gruppe ermittelt - wegen des "Anfangsverdachts des Vorenthaltens oder Veruntreuens von Arbeitsentgelt."

Die Werft in Flensburg arbeitet ebenfalls für die Marine: Sie liefert Teile für zwei Marineversorgungsschiffe zu, die der Bund bei der Lürssen-Werft und Meyer Neptun bestellt hatte. Dies hatte die FSG nie offiziell bekannt gemacht. Auch dieser Unterauftrag könnte jetzt auf der Kippe stehen. Die Folgen gelte es jetzt zu bewerten, heißt es aus der Staatskanzlei.

Investor Windhorst soll im Landtag Rede und Antwort stehen

Am Mittag soll FSG-Nobiskrug Investor und Geschäftsführer Lars Windhorst im Wirtschaftsausschuss des Landtags Rede und Antwort stehen. Der Termin war schon vorher vereinbart. Die Beratungen werden voraussichtlich teilweise nicht öffentlich und vertraulich stattfinden, wie aus der Tagesordnung für den Wirtschaftsausschuss hervorgeht.

Klarheit am Donnerstag im Wirtschaftsausschuss?

Die Nachricht erreicht die Staatskanzlei keine zwei Wochen nachdem Windhorst sich mit Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) getroffen hatte. Der Investor hatte versprochen, die Situation zu verbessern. Gleichzeitig hatte ein Unternehmenssprecher Meldungen widersprochen, der Marineauftrag in Rendsburg sei bereits storniert.

Immer wieder Zahlungsverzug

Beim Bezahlen von Löhnen, Sozialversicherungsbeiträgen und Zulieferern war das Unternehmen laut Gewerkschaft und Betriebsrat wiederholt in Verzug geraten. Weil Material fehlte und offenbar auch kein Sicherheitspersonal mehr am Marinekran bereit stand, waren bereits vor mehreren Wochen Zweifel aufgekommen, ob die Werft die Instandsetzung fortführen könne. Zusammen haben die FSG und Nobiskrug rund 600 Beschäftigte.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | 21.03.2024 | 14:00 Uhr

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