FSG: Investor Windhorst übernimmt Werft-Anteile
Die finanziell angeschlagene Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) hat einen neuen Mehrheitsgesellschafter. Wie das "Manager Magazin" in seiner Onlineausgabe schreibt, übernimmt die Sapinda Holding des deutschen Finanzinvestors Lars Windhorst gut drei Viertel der Anteile. Über dessen möglichen Einstieg hatte NDR Schleswig-Holstein bereits berichtet. Am Dienstagmittag betätigte der bisherige Eigentümer, das norwegische Unternehmen Siem, Windhorsts Werfteinstieg. Die Holding Sapinda habe am Montag 76 Prozent der Anteile an der Werft übernommen, heißt es in einer Pressemitteilung von Siem. Außerdem stellt der neue Investor demnach der Werft 33 Millionen Euro zur Verfügung. Die Gruppe Siem Industries erlässt zudem Schulden in Höhe von zehn Millionen Euro, die in neue Anteile umgewandelt wurden.
Werft in einer schwierigen finanziellen Situation
Bei der FSG hatten Verzögerungen bei einem Neubau zu erheblichen Verlusten geführt. Zu dem Unternehmen zählen 650 fest angestellte Mitarbeiter sowie zahlreiche Leiharbeiter und Beschäftigte, die Werkverträge haben.
Mehr als 33 Millionen Euro nötig
Ob der neue Gesellschafter die Rettung für die FSG ist, steht noch nicht fest. Die Werft ist weiterhin auf Bürgschaften des Landes Schleswig-Holstein angewiesen. Denn um den Bau großer Fähren vorzufinanzieren, benötigt die FSG deutlich mehr als die 33 Millionen Euro. Im Schiffbau bezahlen die Auftraggeber den vollen Kaufpreis erst bei Auslieferung eines Schiffes.
Nach Informationen von NDR Schleswig-Holstein wäre eine Voraussetzung dafür, dass das Geld vom Land fließt, ein Gutachten über die wirtschaftlichen Aussichten der Werft. Die Auftragsbücher der FSG sind voll. Aufträge von etwa einer Milliarde Euro stehen darin. Vier große Passagierfähren und drei Frachtfähren sollen bis 2021 gebaut werden, wenn es denn weitergeht.
IG Metall fordert Betriebsversammlung
Die IG Metall pocht nach dem mehrheitlichen Einstieg des Finanzinvestors auf mehr Informationen. "Für uns ist das industrielle Konzept entscheidend. Das kennen wir bisher nicht und können den Investor deshalb nicht näher beurteilen", teilte der Bezirksleiter der IG Metall Küste, Meinhard Geiken, am Dienstag mit. "Wir erwarten, dass Geschäftsführung und Investor sich möglichst schnell auf einer Betriebsversammlung erklären."
Verluste über mehrere Jahre
Schon 2014 stand die FSG unter Druck. Damals waren Aufträge storniert worden und für zwei Neubauten gaben Banken keinen Kredit mehr. Dann kaufte das internationale, finanzkräftige Unternehmen Siem das Unternehmen. 2016 wagte sich die Werft, die vor allem Frachtfähren baute, auf neues Terrain: den Bau großer Passagierfähren. Sie sind technisch anspruchsvoller, weitaus teurer, zudem ist die Werft stärker von Lieferanten abhängig.
Im Dezember wurde für einen Auftraggeber aus Irland mit der "W.B. Yeats" die erste große Passagierfähre ausgeliefert. Der Bau dauerte allerdings ein halbes Jahr länger als geplant. Nach Angaben der FSG führte dies zu erheblichen Verlusten. Sie brachten nun offenbar das Fass zum Überlaufen, nachdem das Unternehmen bereits mehrere Jahre in Folge rote Zahlen in zweistelliger Millionenhöhe ausgewiesen hatte.
Wer ist Lars Windhorst?
Der Investor Lars Windhorst ist kein Unbekannter. Er ist eng mit einer Investmentgruppe verbunden, die nach eigenen Angaben Risikokapital in neu gegründete Unternehmen und auch solche in schwierigen Situationen gibt. Windhorst wurde in den 1990er-Jahren als Wirtschafts-Wunderkind gefeiert, stand jedoch auch schon wegen Insolvenzverschleppung und Veruntreuung vor Gericht.