Geiselnahme auf Kieler Kasernengelände? Haftbefehl erlassen
Der verdächtige 27-Jährige soll die Rendsburgerin bereits früher geschlagen und vergewaltigt haben. Jetzt hat ein Richter einen Haftbefehl unter anderem wegen Geiselnahme erlassen.
Am Dienstag hatte ein Spezialeinsatzkommando der Polizei eine 29-Jährige aus der Gewalt eines Mannes auf dem ehemaligen MFG-5-Gelände in Kiel befreit und den 27-jährigen Tatverdächtigen vorläufig festgenommen. Am Mittwoch erwirkte die Staatsanwaltschaft dann einen Haftbefehl. Der Tatvorwurf unter anderem: Geiselnahme. Bei einer Verurteilung drohen dem Mann mindestens fünf Jahre Freiheitsstrafe.
Die mutmaßliche Geiselnahme ist nicht die einzige Tat, die dem 27-Jährigen vorgeworfen wird. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft haben die Behörden schon in zwei weiteren Fällen gegen den mutmaßlichen Täter ermittelt, in denen ebenfalls die Frau aus Rendsburg das Opfer war.
Kontaktverbot ausgesprochen
Im April soll der Verdächtige demnach mit einem Cricketschläger auf die Frau eingeschlagen haben. Dazu wurde zunächst in Hamburg ermittelt. Ende Juli 2023 wurde das Ermittlungsverfahren laut Polizei an die Staatsanwaltschaft Kiel versandt. Laut dem Kieler Oberstaatsanwalt Michael Bimler wurde danach ein Kontaktverbot durch die Polizei ausgesprochen.
Oberstaatsanwalt: Im Juni keine Haftgründe
"Ein weiterer Vorfall ist bekannt: Das ist der Vorwurf der Vergewaltigung aus April 2023. Bei diesem Tatvorwurf war es zunächst so, dass wir einen dringenden Tatverdacht nicht bejaht haben, weil die Angaben zu unspezifisch waren", sagte Oberstaatsanwalt Bimler am Mittwoch. Im weiteren Verlauf der Ermittlungen habe sich dieser Tatverdacht jedoch erhärtet, es habe dann ein dringender Tatverdacht vorgelegen. "Allerdings ist Voraussetzung für einen Haftbefehl, dass es auch Haftgründe geben muss und diese Haftgründe sind jedenfalls im Juni 2023 verneint worden", so Bimler. Das Ermittlungsverfahren zu dem Fall ist den Angaben zufolge noch nicht abgeschlossen.
Frau trat offenbar als Hip-Hop-Tänzerin auf
Die Frau trat in der Vergangenheit nach Informationen von NDR Schleswig-Holstein als Hip-Hop-Tänzerin auf Veranstaltungen auf. Derzeit befindet sie sich nach Informationen von NDR Schleswig-Holstein schwer verletzt im Krankenhaus. Ermittler befragten die Frau dort zu den Geschehnissen seit ihrem Verschwinden am Sonntag und ihrer Befreiung aus einem Hangargebäude auf dem Gelände des ehemaligen Marinefliegergeschwaders 5.
Am Sonntag soll der 27-Jährige die Rendsburgerin entführt und auf dem MFG-5-Gelände in Kiel gegen ihren Willen festgehalten haben. Nach Polizeiangaben wurde die Frau am Mittwoch zum Tatgeschehen befragt. Der Tatverdächtige selbst hat demnach bislang keine Angaben dazu gemacht. Stundenlang hatten Einsatzkräfte am Dienstag auf dem ehemaligen Marinegelände nach der Frau gesucht und sie schließlich befreit.
Mann wurde observiert
Zuvor sei der 27-Jährige observiert worden, sagte der Oberstaatsanwalt Bimler am Dienstagabend. "Es ist den Polizeikräften gelungen, den Tatverdächtigen auf dem Gelände des MFG-5 zu identifizieren und eine Zeit lang zu observieren. Zeitgleich scheint es der Geschädigten gelungen zu sein, sich soweit selbst zu befreien, dass sie an ein Mobiltelefon kommen konnte und einen Notruf absetzen konnte", berichtete er. Die Polizei konnte dadurch den genauen Standort der Frau ermitteln. "Als wir sicher sein konnten, dass wir die Geschädigte anhand des Mobiltelefons finden werden, entschloss sich die Polizei zum Zugriff, sodass der Tatverdächtige festgenommen wurde", sagte Bimler. Der Mann leistete demnach keine Gegenwehr. Die Frau wurde in einem alten Hangargebäude gefunden.
Entführungsfoto auf Instagram veröffentlicht
Die Frau war seit Sonntag vermisst worden. Angehörige hatten die Polizei eingeschaltet. Am Mittwoch teilte die Polizei mit, dass am Tag des Verschwindens der 29-Jährigen auf ihrer Instagram-Seite vorübergehend ein Foto hochgeladen worden war. Dieses soll die Vermisste vor einer Heizung hockend gezeigt haben - mit den Händen auf dem Rücken und mit zugeklebtem Mund. Zudem gab die Polizei bekannt, dass Täter und Opfer in keiner Beziehung zueinander gestanden haben. Sie kannten sich demnach lediglich weitläufig.
Aufwendige Suchaktion
Das ehemalige MFG-5-Gelände ist relativ groß und unübersichtlich. Nach Angaben der Stadt Kiel umfasst das seit 2014 öffentlich zugängliche Areal rund 70 Hektar mit mehr als 100 Gebäuden. Die Polizeibeamten hatten mehrere leer stehende Kasernengebäude, Lagerhallen und unterirdische Bunker durchsucht - auch eine Drohne und Suchhunde waren im Einsatz. Außerdem hatte die Polizei um Mithilfe aus der Bevölkerung gebeten und mit einer Öffentlichkeitsfahndung nach dem verdächtigen Mann gesucht.