Eine Woche schulfrei für den Start als Jugendtrainer
Kinder in Lübeck können lange auf einen Platz im Sportverein warten, denn es fehlen Trainer. Das Projekt "Werde Jugend-Coach" will 90 Jugendliche für diesen Job begeistern.
Ein Sportplatz mit orangeroter Laufbahn und Tribüne hat eine besondere Atmosphäre - besonders der Buniamshof in Lübeck in der letzten Woche vor den Schulferien. Denn schon frühmorgens stehen hier motivierte Leichtathleten und Leichtathletinnen, aber nicht etwa um selbst zu trainieren, sondern um die ersten Erfahrungen als Trainer zu sammeln. Sie sind 18 von insgesamt 90 Jugendlichen, die am Qualifizierungsprogramm "Werde Jugend-Coach" teilnehmen, initiiert von der Gemeinnützigen Sparkassenstiftung zu Lübeck in Kooperation mit den Landesfachverbänden der Sportarten Fußball, Handball, Leichtathletik, Rudern und Schwimmen.
Ziel ist es, Jugendliche für das Trainer-Dasein zu begeistern - auch um dem akuten Trainer- und Übungsleitermangel entgegenzuwirken. Dafür wurden sie sogar von der Schule freigestellt.
Vom Top-Zehnkämpfer zum Trainer
Einer dieser angehenden Jugendtrainer ist der 17-jährige Schüler Arvid Meier. Sobald er auf Leichtathletik angesprochen wird, funkeln seine Augen. Für ihn ist die Sportart besonders facettenreich. Er selbst gehört zu den besten Zehnkämpfern seiner Altersklasse in Deutschland. Nun steht er auf dem Sportplatz und will lernen, wie er andere Leichtathletinnen und Leichtathleten ebenfalls für die Sportart begeistern kann.
"Ich habe vorher noch nie was in Richtung Trainerausbildung gemacht, aber fand es super interessant, hier erste Einblicke zu bekommen. Zum Beispiel wie man kleinen Kindern oder Fortgeschrittenen was beibringen kann. Und einfach mehr fachliche Komponente zu bekommen." Arvid Meier, Zehnkämpfer und Trainer in Ausbildung
Mit der Erfahrung kommt die Lautstärke
Bei einer Übung begleitet Arvid die Läufe und Sprünge der Gruppe aus der Trainer-Perspektive. Bei Feedback richtet er sich direkt an die Person: "Dein linkes Bein schneller nach unten ziehen!" Seine Tipps werden wohlwollend angenommen. Hinter ihm steht Trainer Dirk Schulz, der die Gruppe in dieser Woche begleitet. Er selbst ist Landestrainer im Siebenkampf, Lehrer am Gymnasium Oberschule zum Dom und kann über 30 Jahre Trainererfahrung vorweisen. Das ist auch auf dem Sportplatz zu hören. Im Gegensatz zu dem noch etwas zurückhaltenden Arvid tönt sein Feedback etwas lauter über den Sportplatz.
Trainer sein, ist eine Herzensangelegenheit
Trainer zu sein bedeutet für die Allermeisten im Ehrenamt zu arbeiten - zusätzlich zum Alltagsstress von Beruf, eigenen Sporteinheiten und Privatleben. Die Aufwandsentschädigung ist bescheiden. "Entweder man ist mit voller Leidenschaft dabei oder man hat hier nichts zu suchen", beschreibt Trainer Schulz und ergänzt: "Man muss brennen und anzünden". Und dieses Feuer sieht er auch bei seinen Schützlingen auf dem Sportplatz. So auch bei der 15-jährigen Ely Marleen Miethke, Landesmeisterin im Weitsprung. Sie möchte gerne neben der Schule Trainerin sein und Kindern den Zugang zum Sport ermöglichen, den sie selbst auch bekommen hat.
Trainer sind super wichtig, damit Kinder sich bewegen und Spaß am Sport haben. Ely Marleen Miethke, Schülerin und angehende Jugendtrainerin
Auf dem Weg zum C-Trainer
Insgesamt unterstützt die Gemeinnützige Sparkassenstiftung die Projektwoche mit 23.500 Euro. Die Geschäftsführerin Martina Wagner betont den wichtigen gesellschaftlichen Stellenwert von Sportvereinen: "Vereine haben einen wichtigen Integrationsfaktor und Sportler lernen Zusammenhalt, Zuverlässigkeit und Teamfähigkeit." Eines ist auf jeden Fall sicher: Nach dieser Woche haben die 90 angehenden Jugendtrainer die Vorstufe des C-Trainers erreicht. Wenn sie ihre Ausbildung im Verein fortsetzen, können Arvid, Ely und die anderen Teilnehmenden vielleicht bald ihren Teil dazu beitragen, dass es in Schleswig-Holstein wieder mehr Jugendtrainerinnen und -trainer gibt.