Eier-Diebstahl: Landwirtin veröffentlicht Überwachungsvideo

Stand: 21.11.2024 18:09 Uhr

Zwei Diebe sind dabei gefilmt worden, wie sie eine Landwirtin im Kreis Segeberg um mehr als 130 Eier bestehlen. Doch die Landwirtin zeigt sich wehrhaft.

von Gregory Dauber und Ole ter Wey

Die ganze Aktion dauert nur zehn Sekunden: Eine Überwachungskamera hat aufgezeichnet, was am vergangenen Sonnabend im Verkaufsraum von Landwirtin Viktoria Gloyer passiert ist. Ein Mann und eine Frau betreten den kleinen Raum, in dem Automaten mit Lebensmitteln stehen und Eier zur Selbstbedienung ausliegen. Ein kurzer Griff Richtung Kasse, dann nehmen sich beide jeweils einen Stapel Eierkartons und verschwinden wieder mit 133 Eiern, für die sie nicht bezahlt haben.

"Ich war eine halbe Stunde vorher erst da und habe die Eier aufgefüllt", sagt Viktoria Gloyer zu NDR Schleswig-Holstein. Sie betreibt den Hof in Stuvenborn (Kreis Segeberg) gemeinsam mit ihrem Vater - und ist nach eigenen Angaben nicht das erste Mal Opfer von Dieben geworden, die die Vertrauensbasis des kleinen Hofladens missbrauchen.

"Schon sehr demütigend"

Zwei Personen klauen Eier aus einem SB-Laden eines Bauernhofes. (Bild einer Überwachungskamera) © Privat
Ohne sich zu vermummen kommen die beiden Personen in das Sichtfeld der Kamera.

Normalerweise kosten die Eier bei den Gloyers 50 Cent. Der Gesamtschaden liegt also bei 66,50 Euro. Die Täter haben laut Gloyer nur ein paar Kupfermünzen eingeworfen. "Der finanzielle Schaden ist gar nicht das Schlimmste", sagt sie. Sie spricht von einem seelischen Schaden. "Wir leben davon", sagt sie, "das ist kein Hobby für uns. Wenn die eigene Arbeit so mit Füßen getreten wird, das ist schon sehr demütigend."

Gloyer hat Anzeige gestellt, das bestätigt die Polizei auf Anfrage. Doch die Landwirtin wollte es dabei nicht beruhen lassen und hat den Ausschnitt der Überwachungskamera auf Facebook veröffentlicht - unverpixelt. Der Mann und die Frau sind in guter Bildqualität sehr gut zu erkennen. "Wir hatten schon häufiger kleinere Diebstähle, da ging es um zehn oder zwanzig Eier. Das ist jetzt schon eine andere Nummer. Wir haben viel positive Rückmeldungen bekommen, das hat ein bisschen gutgetan", sagt sie. Von Gewaltaufrufen in den Kommentarspalten distanziert sie sich.

Kreisbauern: Schade um wichtigen Vertriebsweg

Lennart Butz vom Kreisbauernverband Segeberg kann die Reaktion von Viktoria Gloyer gut nachvollziehen: "Ich finde die Veröffentlichung gut, das zeigt eine gewisse Wehrhaftigkeit, ohne ein Aufruf zur Selbstjustiz zu sein." Der Kreisbauern-Geschäftsführer sieht in dem aktuellen Fall ein besonders dreistes Vorgehen der Diebe, die sich nicht einmal vermummt haben. Ein Missverständnis des Konzepts Vertrauenskasse hält er für ausgeschlossen: "Wer so etwas macht, handelt bewusst."

Beim Kreisbauernverband höre man etwa monatlich von vergleichbaren Diebstählen, sagt Butz. Ob die auch alle angezeigt werden, wisse er nicht. "Finanziell ergibt das überhaupt keinen Sinn. In diesen Vertrauenskassen ist nie viel Geld. Eier oder auch Milch sind relativ günstige Produkte." Mehr und mehr Landwirte würden von dem Konzept wieder abrücken, weil das Vertrauen zu oft missbraucht werde. "Dabei ist diese Art der Vermarktung so wichtig, weil die Kunden in direkten Kontakt mit der landwirtschaftlichen Produktion kommen", sagt Butz.

Veröffentlichung des Videos ist auch strafbar

Die Polizei räumt auf Anfrage ein, dass "offen zur Selbstbedienung und eigenständiger Bezahlung ausgelegte Ware" immer anfälliger für Diebe sei, stellt jedoch klar, dass es sich auch bei geringen Warenwerten um Straftaten handelt. Unter 25 Euro handele es sich um Diebstahl geringwertiger Sachen. Grundsätzlich könne Diebstahl mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder mit einer Geldstrafe belegt werden. Ob es bereits Zeugenhinweise oder eine heiße Spur gibt, sagt die Polizei nicht.

Die ungepixelte Veröffentlichung des Videos kann theoretisch auch für Viktoria Gloyer rechtliche Konsequenzen haben. Auch Diebe haben ein Recht am eigenen Bild - die Veröffentlichung ohne Einverständnis der Betroffenen kann ein Verstoß gegen das Kunstfreiheitsgesetz sein. Sorgen muss sich die Landwirtin aber wohl kaum machen: Solche Taten werden nur auf Antrag der Geschädigten verfolgt, sagt die Polizei. Dafür müssten die Diebe allerdings auch ihre Personalien angeben.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 21.11.2024 | 16:30 Uhr

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