Druckereien im Land unter Druck
Digitale Alternativen verdrängen immer mehr Druckprodukte. Seit Jahren wirkt sich das negativ auf die Branche aus. Zuletzt hatte Prinovis in Ahrensburg angekündigt, den Betrieb im Januar 2024 einzustellen.
Die Zeiten, in denen Zeitschriften, Kataloge oder Magazine in Millionenauflagen verkauft wurden, sind längst vorbei. Auch Versandhäuser lassen keine dicken Kataloge mehr produzieren. Die Werbebudgets gehen von Offline zu Online. Dieser Strukturwandel hat schwere Folgen für die Druckindustrie im Land. Sie zeigen sich in den letzten Jahren immer deutlicher. Derzeit gibt es in Schleswig-Holstein noch etwa 250 Druckereien. Ihr Umsatz brach im vergangenen Jahr um 12 Prozent ein.
Viele Aufträge durch Corona-Krise verlorengegangen
Das angespannte Marktumfeld setzt die Branche einem enormen Wettbewerbsdruck aus. Besonders schwere Jahre liegen hinter der Druckindustrie, sagt Oliver Curdt, Geschäftsführer vom Verband Druck und Medien Nord-West. Durch Corona seien bei vielen Unternehmen Aufträge verloren gegangen, weil beispielsweise keine Reisekataloge gedruckt wurden. Die steigenden Rohstoffpreise für Papier und die hohen Energiepreise haben den Markt noch schwieriger gemacht.
2.300 Beschäftigte entlassen
In den letzten zehn Jahren mussten 80 Druckbetriebe in Schleswig-Holstein schließen. Ein Minus von 25 Prozent. Arbeiteten 2013 noch etwa 6.700 Menschen in der Druckindustrie, sind es derzeit noch 4.400. Ganze 2.300 Mitarbeiter wurden entlassen. Ein Minus von 35 Prozent.
Bald keine Tiefdruck-Druckerei mehr in SH
Die meisten Unternehmen der Druckbranche sind heute kleine Betriebe. Mehr als Dreiviertel der Druckunternehmen haben weniger als 30 Mitarbeiter. Bundesweit gibt es derzeit nur noch neun Betriebe mit mehr als 500 Mitarbeitern. Drei davon liegen in Schleswig-Holstein. Bis jetzt, denn Bertelsmann hat kürzlich angekündigt, seine Prinovis-Druckerei in Ahrensburg (Kreis Stormarn) zu schließen.
Verband: Prinovis-Schließung ist nachvollziehbar
Für Oliver Curdt ist diese Entscheidung nachvollziehbar. Der Tiefdruck befinde sich seit Jahren in der Krise. Viele Zeitschriften fordern Aktualität, deshalb wechselten einige in das schnellere OffSet-Druckverfahren. Der Tiefdruck lohne sich erst ab Auflagen um die 300.000 Exemplare. Für die Beschäftigten sei es bitter, doch wirtschaftlich gäbe es keine andere Entscheidung als zu schließen, meint der Geschäftsführer vom Verband Druck und Medien.
Bis Ende Januar 2024 werden in Ahrensburg noch Kataloge und Zeitschriften gedruckt. Danach wird der Betrieb eingestellt. 545 Mitarbeiter verlieren dann ihre Jobs. Und Schleswig-Holstein verliert seine letzte Tiefdruck-Druckerei.