Der Knick als Chance: Heiner Staggen ist SHs erster Knickbotschafter

Stand: 07.06.2023 19:34 Uhr

Die UNESCO hat die Pflege der Knicks, also der Wallhecken zwischen Schleswig-Holsteins Feldern, zum immateriellen Kulturerbe ernannt. Heiner Staggen aus Rendswühren setzt sich jetzt als Knickbotschafter für den Erhalt der Tradition ein.

von Alexander Scheck

Heiner Staggen, Schleswig-Holsteins frisch ernannter Knickbotschafter, brennt für sein Thema. Der Landwirt aus Rendswühren (Kreis Plön) könnte den ganzen Tag damit verbringen, über die Details der Knickpflege zu schnacken. Auf seinem Hof zeigt er einen alten Holzschnitt, der darstellt wie die Knicks vor gut 250 Jahren angelegt wurden - per Hand von den damals zahlreichen Landarbeitern. Auch an der Entstehung des Buches "Das grüne Netz" war er beteiligt.

Der Knickbotschafter als Berater

An diesem Tag hat der Knickbotschafter Besuch: Der benachbarte Landwirt Thomas Manke ist schon in Rente und sucht eine Aufgabe mit der er sich in den kommenden Jahren beschäftigen kann. Deshalb hat er auf einem Feld, ganz in der Nähe von Heiner Staggens Hof, einen neuen Knick angelegt. Heiner Staggen soll nun helfen. Noch ist Mankes Knick nicht fertig. Auf dem im vergangenen Jahr aufgeschütteten Wall wachsen aktuell Wildblumen, Kräuter und Gräser. Für Insekten bieten die bereits ein ordentliches Nahrungsangebot. Doch viele größere Tiere müssen sich noch gedulden, bis sie hier Unterschlupf finden können. Die typische dichtbewachsene, grüne Hecke findet man hier noch nicht.

Ein guter Knick muss bunt sein

Zwei Männer betrachten vom Feld aus einen Knick © NDR Foto: Alexander Scheck
Dieser Knick wurde über Generationen hinweg gepflegt.

Staggen erklärt: Bevor der frisch aufgeschüttete Knick bepflanzt werden kann, muss sich die Erde erstmal setzen. Die Wildblumen und Kräuter sollen in Ruhe abblühen, im Oktober wird dann gemäht. Erst danach, wenn die Erde feucht genug ist, soll hier mit der Bepflanzung begonnen werden. In Zukunft soll dann eine bunte Mischung aus Holunder, Haselnuss, Schlehdorn, Brombeere und Himbeere Schatten spenden. Das hilft auch dabei, die Feuchtigkeit im Boden zu halten und schützt als natürliche Barriere für den Wind auch vor Erosion. Alle 40 bis 60 Meter gehört in jeden guten Knick auch ein sogenannter Überhälter: Ein hoher Baum, wie eine Linde oder ein Ahorn, dient Greifvögeln als Aussichtspunkt.

Den Knick muss man in Generationen denken

Zwei Landwirte vor einem Knick © NDR Foto: Alexander Scheck
Thomas Manke und Heiner Staggen vor dem prämierten Knick.

Nicht weit entfernt wächst ein fertiger Knick zwischen den Feldern von Heiner Staggen. Der muss regelmäßig "auf den Stock gesetzt" werden, wie der Knickbotschafter erklärt. Dabei wird das Gehölz scharf zurückgeschnitten, so verhindert man, dass sich dominante Pflanzen durchsetzen und die Biodiversität leidet. Der Knick von Heiner Staggen wurde vor ein paar Jahren von einer Jury prämiert. Das sei aber nicht nur sein Verdienst, betont er. Ein Knick wachse über Generationen heran und könne nur bestehen, wenn er sorgfältig gepflegt werde.

Was hat der Landwirt davon?

Die Mühe lohnt sich laut Staggen für die Landwirte. Neben dem positiven Einfluss auf die Artenvielfalt und das Mikroklima, bringe der Knick auch ganz praktische Vorteile: Nüsse und Beeren könnten natürlich nicht nur von Tieren gegessen, sondern auch vom Menschen geerntet werden. Außerdem sei das Holz, das beim regelmäßigen Rückschnitt anfalle, ein wertvoller Rohstoff. Zum Teil bedeute ein Knick für die Landwirte allerdings auch einen erheblichen Mehraufwand, verkompliziere beispielsweise die Arbeit mit großen Maschinen. Aber diese Kollegen "müssten mal etwas aus dem Knick kommen", scherzt Heiner Staggen - und die Vorteile der Tradition sehen.

Der Knickbotschafter hat viel vor

Schätzungen zufolge betrug die Gesamtlänge der Knicks nach dem Zweiten Weltkrieg noch um die 80.000 Kilometer. Im Zuge der Flurbereinigung in den 50er Jahren verschwanden viele Knicks. Heute haben wir laut dem Landesumweltministerium immerhin wieder über 50.000 Kilometer in ganz Schleswig-Holstein. Besonders positiv auf die Artenvielfalt wirken sich die sogenannten Redder aus, das sind Straßen die von beiden Seiten von Knicks gesäumt werden. Heiner Staggen möchte weiter Überzeugungsarbeit leisten und dafür sorgen, dass das grüne Netz in Schleswig-Holstein wieder wachsen kann. Fakt ist: Seine Begeisterung für die Knicks ist ansteckend.

Weitere Informationen
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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 07.06.2023 | 19:30 Uhr

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